Literatur Stimmen entdecken

Anja Kampmann und Laura Marzi von links nach rechts: Anja Kampmann, Foto (Detail) © Juliane Henrich; Laura Marzi, Foto (Detail) © Silvestro Maccariello

Dienstag 21. Juni 2022, 18:30 Uhr

Rom, Auditorium des Goethe-Instituts

Anja Kampmann und Laura Marzi

Es moderiert: Maria Gazzetti.

Stimmen entdecken ist ein Projekt des Italienischen Kulturinstituts Berlin und des Goethe-Instituts Rom und bringt zwei Autorinnen zusammen, deren deutsch- bzw. italienischsprachige Werke noch nicht oder erst kürzlich in die jeweils andere Sprache übertragen wurden. Dank eigens für diese Veranstaltung übersetzter Textauszüge können die Schriftstellerinnen wechselseitig ihre Romane rezipieren. Sie lernen sich gegenseitig kennen und tauschen sich – einmal in Rom und einmal in Berlin – über Erfahrungen und literarische Eindrücke aus.
Mit Blick auf die Frankfurter Buchmesse 2024, in dem Italien Ehrengast sein wird, möchten wir damit einen Beitrag zur Förderung der Literatur und Übersetzung sowie des lebendigen kulturellen italienisch-deutschen Austauschs leisten.

Buchcover von „Wie hoch die Wasser steigen” von Anja Kampmann Foto: © Hanser Verlag Wie hoch die Wasser steigen
Hanser Verlag, 2018

Das Öl würde, wenn überhaupt, sehr weit unten liegen, hatte man ihnen zu Beginn gesagt. Aber solange nicht wenigstens in einem dieser Dreckslöcher etwas gefunden wurde, blieb die Stimmung angespannt, die Abläufe schienen schwerfälliger, es war nicht wie in Mexiko, in der Bucht von Campeche, wo sie nur weitere Halme in die prall gefüllte Blase mit dem Öl stechen mussten, Cantarell, um sich daran zu besaufen, wie Wespen an den letzten vergorenen Früchten des Herbstes.
Buchcover von "La materia alternativa" von Laura Marzi Foto: © Mondadori editore La materia alternativa
Mondadori-Verlag 2022

 
Die Kinder, die die Religionsstunde nicht mitmachen, heißen Hossein, Amal, Safia, Michele, Meng und sind Bengalen, Ägypter, Italiener, Chinesen. Der Alternativunterricht zur katholischen Religion den unsere Protagonistin hält, ist ein negatives Fach, in dem Sinne, dass es sich ausgehend von seinem Gegenteil definiert. Bei den Lehrerkonferenzen spielt das Fach Lebenskunde keinerlei Rolle. Ein Fach, das für die Lehrenden nicht zählt und im Fall des Berufsinstituts, in dem wir uns befinden, nicht einmal ein „Klassenzimmer“ hat. In diesen verstreuten Stunden die zwischen Kantine, Videoraum und Sporthalle stattfinden, schafft sie einen Raum, um mit den Jugendlichen über Sex, Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau, über Diskriminierung, Rassismus und Pornografie zu sprechen.

Anja Kampmann wurde in Hamburg geboren. Sie studierte an der Universität Hamburg und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2013 erhielt sie den MDR-Literaturpreis, 2015 den Wolfgang Weyrauch-Förderpreis beim Literarischen März in Darmstadt, 2021 den Rainer-Malkowski-Preis. Bei Hanser erschienen ihr Gedichtband Proben von Stein und Licht (Lyrik Kabinett, 2016), ihr Debütroman Wie hoch die Wasser steigen (2018), für den sie mit dem Lessing-Förderpreis und dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet wurde, sowie zuletzt Der Hund ist immer hungrig (Gedichte, 2021).

Laura Marzi ist derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Venedig Cà Foscari. Sie promovierte an der Universität Paris Vincennes-Saint Denis mit einer bei ENS (Éditions École Normale Supérieure de Lyon) erschienenen Arbeit in Vergleichender Literaturwissenschaft und Geschlechterforschung mit dem Titel „Raconter le care?“. Sie schreibt für Action, das Manifest, das legendäre Taschenbuch. Sie ist Teil der Redaktionen von Erbacce und Letterate Magazine. Außerdem hat sie hat aus dem Französischen für Prehistorica Edizioni und aus dem Englischen für Giunti Editore übersetzt. „Materia alternative“, erschienen bei Mondadori, ist Ihr erster Roman.

Maria Gazzetti, geboren in Viterbo, studierte Geschichte, Philosophie und Literatur in Rom und Hamburg. Als Übersetzerin und Mitarbeiterin für die Kulturseiten verschiedener deutscher Zeitungen ist sie seit langem in Deutschland im Bereich Kulturorganisation tätig. Von ihr stammt die Konzeption der „Europäischen Literaturdialoge“ für die Niedersachsenstiftung. Von 1996 bis 2010 leitete sie das Literaturhaus Frankfurt; von 2010 bis 2013 das Lyrik Kabinett in München. Auf Deutsch veröffentlichte sie unter anderem für Rowohlt eine Monographie über Gabriele d’Annunzio. Von 2013 bis zum Frühjahr 2022 war sie Direktorin der Casa di Goethe in Rom: des einzigen Museums- und Kulturzentrums der Bundesrepublik Deutschland außerhalb der Landesgrenzen. 

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