Fotoausstellung Maurice Weiss: Ciel de plomb

Baustelle, Reichstag. Berlin, Deutschland, 1995 – Ausschnitt – Aus der Serie „Ciel de Plomb“ © Maurice Weiss | Ostkreuz – Agentur der Fotografen

30. September – 8. Oktober 2017

Castelnuovo Fotografia – Castelnuovo di Porto

Baustelle, Reichstag. Berlin, Deutschland, 1995 – Ausschnitt – Aus der Serie „Ciel de Plomb“

im Rahmen der 5. Ausgabe des Festivals Castelnuovo Fotografia

Für drei Monate (vom 23. Juni bis 17. September 2017) war die Ausstellung Ostkreuz – Die Ausstellung der Agentur der Fotografen im Museo di Roma in Trastevere und im Goethe-Institut zu sehen. Vom 30. September bis 8. Oktober zeigt das Festival Castelnuovo Fotografia in Kooperation mit dem Goethe-Institut Rom in ihrer 5. Ausgabe die Serie von Maurice Weiss Ciel de plomb, die Teil der großen Ausstellung Ostkreuz ist.

Die Serie Ciel de Plomb zeigt eindrucksvoll den Transformationsprozess einer Stadt: Selten hat sich das Antlitz einer Stadt in kürzester Zeit so sehr verändert wie das der Mitte Berlins in den 1990er-Jahren. Zwischen Potsdamer Platz und dem Reichstagsgebäude, wo jahrzehntelang der Todesstreifen der Mauer alles zum Erliegen gebracht hatte, erhoben sich nun unzählige Baukräne, um Hochhäuser und die Gebäudekomplexe der Bundesregierung zu errichten. Die Transformation der Stadt hatte begonnen. Die Skelette aus Stahlbeton sollten ebenso schnell hinter hochmodernen Fassaden verschwinden, wie die Baulücken in der ehemals geteilten und jungen Hauptstadt erschlossen wurden. Maurice Weiss’ Polaroid-Aufnahmen sind Bilder dieses flüchtigen Prozesses, das Porträt einer Stadt zwischen den Zeiten.

Diese Arbeiten gehören zu den ersten Reportagen der Agentur Ostkreuz. Im Frühling 1990 wurden 7 Fotografen aus Ostberlin vom damaligen französischen Staatschef Mitterrand nach Paris eingeladen, um an einer Ausstellung der größten DDR-Künstler teilzunehmen; unter ihnen Sibylle Bergemann, Harald Hauswald, Ute Mahler und Werner Mahler. Ihr Vorbild ist die Bildagentur Magnum, von denen sie einige Mitglieder kennen, und jetzt, vereint in Paris, beschließen sie eine eigene Agentur zu gründen: Ostkreuz. Sie nennen sie nach einer Berliner S-Bahn-Station, die den Osten und den Westen der ehemals geteilten Stadt verband. Außerdem bezeichnen sie damit auch einen Punkt, von dem aus man in jede Richtung aufbrechen kann. Heute gilt Ostkreuz als renommiertes Fotografen-Kollektiv in Deutschland. Die 21 Mitglieder kommen aus dem Osten und aus dem Westen, sind zwischen 30 und 65 Jahre alt, zur Hälfte Frauen und zur Hälfte Männer und ihre Bilder sind in Magazinen und Ausstellungen zu sehen.
 

maurice weiss

Jeder kann heute fotografieren, zumindest hat er die technischen Voraussetzungen dafür. Nicht jeder aber ist Fotograf und weiß instinktiv auch was bildwürdig ist. Der Fotograf Maurice Weiss (*1964 in Perpignan) versteht es, sich zu kontrollieren und wartet lieber noch eine Sekunde bevor er den Auslöser drückt, auch wenn tausende von Menschen um ihn strömen, Fahnen schwenken, lachen, feiern oder randalieren. Sein Kalkül für gute Bilder bewies der gebürtige Franzose auf deutschem Boden erstmals im großen Stil am 9. November 1989, dem Tag der Maueröffnung. Er illustrierte dynamisch und mit scharfem Auge die symbolträchtigen Szenen, die sich auf beiden Seiten der Mauer abspielten und bannte somit eines der wichtigsten Ereignisse europäischer Geschichte auf seinen Kleinbildfilm. Die gesellschaftlichen Umbrüche die dem Mauerfall folgten, ließen Maurice Weiss nicht zur Ruhe kommen und so verfolgte er minutiös die politischen Entwicklungen in Berlin bis zur Wiedervereinigung und darüber hinaus. Seitdem ist er mit der Hauptstadt und seiner Politik verbunden und geht heute im Bundestag als Fotograf ein und aus.

Maurice Weiss ist ein vielfach gefragter und renommierter Reportage- und Porträtfotograf, der sein Handwerk bei Prof. Arno Fischer erlernte. Er ist seit 1995 Mitglied bei der Agentur OSTKREUZ. Er fotografiert unter anderem für den Stern, die Süddeutsche Zeitung, das amnesty journal und Die Zeit und ist seit 2015 akkreditierter Fotograf im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Er lebt und arbeitet in Berlin.

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