Musik/Kunst Festival ArteScienza

Artescienza 2020 Foto: © Artescienza 2020

15. September - 2. Oktober 2020

*VERANSTALTUNGEN VERSCHOBEN*
Beschleunigung || Entschleunigung – 28. Ausgabe

Die Veranstaltungen im Rahmen des Artescienza Festivals, die vom 22. bis zum 25. September im Garten des Goethe-Instituts Rom geplant waren, werden wegen schlechten Wetters auf die Woche vom 28. September verschoben. Das aktualisierte Programm steht hier.

Aktualisiertes Programm am Goethe-Institut Rom Konzerte, Performances, Installationen mit Holofonen, Projektionen, Konferenzen, Begegnungen mit Künstlern und Meisterklassen – das Festival ArteScienza 2020 steht dieses Jahr ganz im Zeichen der jüngsten Innovationen in Kunst, Musik und Wissenschaft sowie der kontinuierlichen Transformation von urbanen Lebens- und Kunsträumen, die die Fantasie des Zuschauers anregen soll. Organisiert wird die Veranstaltung vom CRM (Centro Ricerche Musicali, Zentrum für musikalische Forschung), das 2020 sein dreißigjähriges Bestehen feiert.

Das Festival ArteScienza hat für die Präsentation internationaler interdisziplinärer zeitgenössischer Kunst und Musik für die nächsten drei Jahre das Motto der Beschleunigung und Entschleunigung gewählt. Die künstlerische Leitung hat damit ein besonders relevantes Phänomen der Gegenwart getroffen, das durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie in seiner ganzen Widersprüchlichkeit deutlich wird. Das Phänomen der von Hartmut Rosa beschriebenen „sozialen Beschleunigung“ und Entfremdung und die gesunde Sehnsucht nach Entschleunigung erhielten im März 2020 durch das Gebot der „sozialen Distanzierung“ und den Lockdown einen ganz neuen Klang. Denn mit Covid-19 erleben wir zwar eine erbarmungslose soziale Entschleunigung, aber sie ist nicht frei gewählt – daher vergleicht Rosa sie mit einem gewaltigen Verkehrsstau, in dem wir unfreiwillig unser Tempo drosseln und trotzdem nicht zur Ruhe kommen. Für das gelingende Leben und die Lösung unseres Beschleunigungsproblems setzt Rosa nicht auf Entschleunigung, sondern auf – Resonanz. Mein Verdacht ist übrigens, dass in der Musik noch mehr fruchtbare Analogien für die Gesellschaftstheorie stecken.
 
In Weimar, also gar nicht weit von Jena, wo Hartmut Rosa an der Friedrich-Schiller-Universität forscht und lehrt, hat sich vor 200 Jahren ein anderer Deutscher profunde Gedanken über Beschleunigung und Entschleunigung gemacht – nämlich der Autor, in dessen Namen heute unser Kulturinstitut operiert: Johann Wolfgang Goethe. 1825 schrieb er seinem Freund Carl Friedrich Zelter: „Alles aber, mein Teuerster, ist jetzt ultra, alles transzendiert unaufhaltsam, im Denken wie im Tun. Niemand kennt sich mehr, niemand begreift das Element worin er schwebt und wirkt, niemand den Stoff den er bearbeitet.“ Er schreibt, junge Leute würden „im Zeitstrudel fortgerissen; Reichtum und Schnelligkeit ist was die Welt bewundert und wonach jeder strebt“. Und es ist schon viel darüber geschrieben worden, dass Goethe auch den Held seines Hauptwerks, Faust, unter das Joch dieser teuflischen Eile zwingt. Es ist ein sehr modernes Joch, das Goethe in einem anderen Brief als „veloziferisch“ bezeichnet, als Verschränkung von Velocitas (die Eile) und Luzifer. Er selbst allerdings fand ein Mittel, sich dem „ultra“ Druck der Gesellschaft zu entziehen – durch seine Italienische Reise, die ihn hierher nach Rom führte. Das Goethe-Institut Rom freut sich, im Jahr 2020 der Resonanz-Raum für das Festival ArteScienza zu sein!
 

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