Begegnungen zum Thema der letzten Lebensphase Doch wurde ich inmitten der Träume alt

Günter Grass, Porträt Foto (Ausschnitt): © Gerhard Steidl

8. Oktober 2018 – 10. Januar 2019

Genua Online

Die lyrische Darstellung des Alters

Das Thema der letzten Lebensphase ist allgegenwärtig. Wir fürchten das hohe Alter, wegen seiner Dimension von Schwäche und Verlust. Oft wird diese Phase in unserer Gesellschaft sogar geleugnet, denn sie ist darum bemüht, das Märchen der ewigen Jugend zu leben.
Die europäische Lyrik des 20. Jahrhunderts hat sich mit dem Thema des Alters in gründlicher Weise auseinandergesetzt: von Eliot zu Günther Grass bis hin zu Szimborska. Sie hat sich vielfach daran versucht, die unumgängliche und schwer zu fassende Erfahrung des Alters in Worten zu gestalten. Eine Erfahrung, die teilweise schmerzhaft und dann wieder unvorhersehbar leicht sein kann und von unterschiedlichen und widersprüchlichen Gefühlen begleitet wird.
Die Reihe von Begegnungen bietet Wege an, über die Veränderungen der dichterischen Verarbeitung der Erfahrung des Altwerdens gemeinsam nachzudenken. Dabei setzen sich Literaturkritiker etwa mit Ärzten und Neurologen auseinander, um jeweils von ihrem Erfahrungshorizont ausgehend das Thema des Alters und des Altwerdens zu kommentieren. Texte werden gelesen, die die ganze Breite dieses großen und wichtigen Themas auffächern und betrachten.
 
Die Veranstaltungsreihe wurde gefördert und gestaltet von der Stiftung Fondazione Giorgio e Lilli Devoto, in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Associazione Musica & Cultura San Torpete, der Società Italiana di Geriatria e Gerontologia, dem Verein Associazione Italiana Psicogeriatria,  der UniAuser–Genova - Università Popolare dell’età Libera, der Universität Genua und dem Goethe-Institut Genua.
 
 
PROGRAMM
 
Montag 8. Oktober 2018 – 17.30 Uhr
PALAZZO DUCALE, Sala Munizioniere oder Sala del Minor Consiglio
«Anführungszeichen sind wichtig»:
Poetisch-musikalische Reise mit Camilla Salvago Raggi im Dialog mit Babette Dijk, Ärtzin für Geriatrie e Carla Costanzi, Soziologin
 
Donnerstag, 25. Oktober 2018 – 17.30 Uhr
SAN TORPETE, Piazza San Giorgio, Stadtviertel Sestiere del Molo, Genua
«Ich, der ein respektabler alter Mann war »: Nicanor Segundo Parra Sandoval (1914-2018) und die Lyrik des (schwachen) Körpers
 
Donnerstag, 8. November 2018 – 17.30 Uhr
SAN TORPETE, Piazza San Giorgio, Stadtviertel Sestiere del Molo, Genua
«Bevor es zu spät ist»: Günther Wilhelm Grass (1927-2015 – Nobelpreisträger für Literatur 1999) und die Lyrik der Sehnsucht
 
Donnerstag, 22. November 2018 – 17.30 Uhr
SAN TORPETE, Piazza San Giorgio, Stadtviertel Sestiere del Molo, Genua
«Wenn doch alle deine Gedichte meine wären»: Giovanni Giudici (1924-2011) und die Lyrik der (extremen) Zuneigung
 
Donnerstag, 6. Dezember 2018 – 17.30 Uhr
SAN TORPETE, Piazza San Giorgio, Stadtviertel Sestiere del Molo, Genua
«Ein ausgeschalteter Kopf zwischen windigen Räumen»: T. S. Eliot (1888 – 1965) und die Lyrik der (verlorenen) Erinnerung
 
Donnerstag, 10. Januar 2019 – 9-12 Uhr und 15-17 Uhr

UNIVERSITÀ DEGLI STUDI DI GENOVA: Studientag
Der späte Stil und die alte Welt
Der Studientag ist ausgehend vom essayistischen Testament des Literaturtheoretikers Edward Said konzipiert worden. Dieser hatte mit dem späten Stil befasst und diverse Werke von sehr heterogenen Autoren analysiert, auf der Suche nach Gemeinsamkeiten. Gibt es übergreifende Stilelemente des Stils, der in hohem Alter hervorgebracht wird?
Dieser Versuch, ästhetische (und ideologische) Kategorien des Spätstils zu definieren, bildet den Ausgangspunkt für die Diskussionen. Die Analysen legen nah, dass der lyrische Spät-Stil den spontanen Erwartungsvorstellungen eher nicht entspricht und weder Gelassenheit noch Akzeptanz ausstrahlt, sondern von Ernüchterung ungelösten Widersprüchen geprägt ist.
 
 

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