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Berlinale Blogger 2018
Sprechende Hunde

Wes Andersons Isle of Dogs eröffnete die 68. Berlinale.
Wes Andersons Isle of Dogs eröffnete die 68. Berlinale. | © 2018 Twentieth Century Fox

Mit Wes Andersons „Isle of dogs - Ataris Reise“ ist die Berlinale eröffnet. Unser Berlinale-Blogger Gerasimos Bekas hat den Film gesehen und ging anschließend auf Tuchfühlung mit den Berlinern.

Von Gerasimos Bekas

Wes Anderson ist längst kein Regisseur mehr, sondern eine Marke. Dafür kann er nichts, außer dass er konsequent seinen eigenen Stil entwickelt hat und damit andere Regisseure inspiriert. Mit seinem neuesten Werk hat er sich am Stop-Motion-Prinzip ausgetobt. Anderson spielt auf mehreren Ebenen mit Sprache, lässt Hunde zu Protagonisten werden und Puppen erstaunlich lebendig wirken.

Zu wenig für Anderson

Er schafft eine Welt, die trotz ihrer Absurdität echt wirkt. Die Sprecher sind großartig. Nach der ersten Verwirrung, die entsteht, weil ich die Gesichter zu den Stimmen vor mir habe, freue ich mich daran. Bis zum Schluss halte ich allerdings Scarlett Johansson für Jennifer Lawrence. Im echten Leben wäre das nicht passiert. Sie mögen es mir verzeihen.
 

 
Isle of Dogs ist ein Film, der liebevoll gemacht aber harmlos ist. Zu vorhersehbar und glatt ist die Geschichte. Ich will mich dafür begeistern, für den kleinen Jungen, der sich auf die abenteuerliche Suche nach seinem Wachhund macht, erinnere mich an die Straßenhunde meiner Kindheit am Hafen von Preveza an der Westküste Griechenlands. Ich bin echt empfänglich, aber er kriegt mich trotzdem nicht.
 
Eine Freundin, die im Kino neben mir sitzt, bringt es auf den Punkt mit einem lakonischen “cute”. Das ist zu wenig für einen Wes Anderson. Zu wenig für einen Goldenen Bären. Der Witz liegt in den ästhetischen Einfällen und Details, die über die Story hinwegtrösten, aber nicht hinwegtäuschen. Das Publikum lacht wie auf Knopfdruck an den richtigen Stellen. Am Ende siegt das Gute, das Böse wird bestraft, aber nicht zu hart. Wir wollen ja fair bleiben.

Wenn es eng wird

Ich verlasse den Potsdamer Platz und komme dabei zu einer wichtigen Berlinale-Erkenntnis: Wer meint, am heißesten gehe es auf den Berlinale-Partys zu, der irrt. In Berlin gilt das gleiche wie in Athen. Soll es besonders eng und kuschelig werden, nimm die öffentlichen Verkehrsmittel zu den Stoßzeiten.
 
Mein Highlight ist die U8, in der ich das Gefühl bekomme, mit den anderen Fahrgästen zu einer Skulptur zu verschmelzen. Eine alte Frau mit Kopftuch greift nach meiner Schulter, lächelt und sagt “Wenigstens können wir nicht umfallen, so eng wie wir stehen.” Ich halte mich mit Mühe an der gelben Stange fest, zwei junge Frauen umklammern meinen Unterarm. Links von mir lehnt ein Mann, ganz in schwarz gekleidet, mit Glatze und dickem, schwarzen Lidstrich. Ich nehme meine Aufgabe als Berlinale-Blogger ernst und frage investigativ: “Sorry, are you famous or something?” und er antwortet “Nee, Mann, ich habe Stil.” Das Gespräch ist hier beendet. Zum Glück muss ich umsteigen. 

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