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Von Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Literatur kann wie kaum eine andere Kunstgattung die Gesellschaft spiegeln, verhandeln, untereinander vermitteln und fehlende Brücken bauen. Das gilt insbesondere in unserem Zeitalter, in dem ohne kulturelles Verständnis die Welt immer weniger lesbar wird. Der Kakehashi-Literaturpreis des Unternehmens Merck und des Goethe-Instituts Tokyo fördert diesen literarischen Brückenschlag zwischen Japan und Deutschland. Unter 17 Bewerbungen fiel die Entscheidung der Juroren in diesem Jahr auf „Kruso“, den Debütroman von Lutz Seiler und auf den Übersetzer Dr. Jisung Kim.

Es sind die Schriftsteller, die eine Vielzahl an Stimmen deutlich machen können, die mehrere Identitäten beschreiben können. Und ebenso ist es bei den Übersetzungen. Die unermessliche Kunst und Leistung der Übersetzerinnen und Übersetzer ist, dass sie in der Muttersprache die Werke fremdsprachiger Autoren neu erfinden und dabei nicht weniger kreativ sind als die Autorinnen und Autoren des Originals. Wilhelm von Humboldt sagte: „Mehrere Sprachen sind nicht ebenso viele Bezeichnungen einer Sache, sie sind verschiedene Ansichten derselben.“

„Kruso“ ist ein großes Buch über das Ende der DDR, aber auch ein großes Buch über die Frage, wie Freiheit zu leben ist. Die Übersetzung des Romans „Kruso“, der in den Monaten vor dem Mauerfall angesiedelt ist, bietet den japanischen Leserinnen und Lesern insofern die Gelegenheit, der jüngeren deutschen Geschichte nachzuspüren. Gerade in Zusammenhang mit dem Jubiläum der Wiedervereinigung, die sich in diesem Jahr zum 30. Mal jährt, hat die Jury eine gute Wahl getroffen.

Herzlichen Glückwunsch zum Kakehashi-Preis 2020!

Dr. h.c. Klaus-Dieter Lehmann
Präsident des Goethe-Instituts 

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