„Und der Regen ist nass und überall prasselt das Wasser (…) - Sprache ist Klang“
„Wortmusik - Sprachmelodie - Sprechchor“ – Workshop & Fortbildung mit Anne Zühlke

© Goethe-Institut Tokyo

In einem Workshop für PASCH-SchülerInnen sowie einer Fortbildung vermittelte Anne Zühlke theaterpädagogische Zugänge für Deutschlernende wie auch Deutschlehrende. Die zwei Formate waren jedes für sich zielgruppengerecht, unterhaltsam und anwendungsorientiert.

Workshop für Pasch-SchülerInnen
Anhand von literarischen Texten und Gedichten brachte Anne Zühlke den Jugendlichen den Zusammenhang von Text, Klang und den Bedeutungsebenen näher. Mit methodischer Vielfalt verstand sie es, die Lernenden auf den Niveaus A1 und A2 zu motivieren und sprachliche Hemmungen zu überwinden. Ein Mittel dafür war, Klang und Rhythmus der deutschen Sprache in der Verbindung mit Klopf- und Klatschlauten physisch erfahrbar zu machen. Nach ersten konsonantischen Aufwärmübungen wurde im Kreis ein Gedicht eingeübt. Dabei übernahm jede/r zunächst nur ein Wort, das sich reihum in das Gefüge eines Gedichtes einbettete. Nach einigen Übungen gelang es den Schülern und Schülerinnen sogar, sich kreis um Stäbe zuzuwerfen und im Takt des Wurfes das Gedicht aufzusagen. Anne Zühlke geht beim Erarbeiten von Texten und Szenen stets vom Kleinen ins Große über. Wichtiges Element, gerade beim Arbeiten mit Jugendlichen, ist das gemeinschaftliche Entwickeln einzelner Bestandteile in der Gruppe. Besonderes Highlight war die Vertonung japanischer Haikus in deutscher Übersetzung. In kleinen Gruppen wurde eine den Text und seine Bedeutung tragende Geräusch- und Klangmelodie entwickelt und schließlich in einer szenischen Lesung aufgeführt. Den Abschluss des Tages bildete die komplexe Wort und Geräuschkulisse von Walter Mehrings Gedicht „Sechstagerennen“, dem sich die Schüler und Schülerinnen als vielstimmiger Sprechchor und sogar mit einzelnen Solorollen, annahmen. Durch die Gemeinschaft in der Gruppe wurde selbst dieser anspruchsvolle Text für die Lernenden mit Spaß am Gegenstand erfahrbar.

Fortbildung für Deutschlehrende

  © © Goethe-Institut Tokyo Workshop & Fortbildung: <br>„Wortmusik – Sprachmelodie – Sprechchor“ © Goethe-Institut Tokyo
Auch in der Fortbildung für Deutschlehrende lag der Fokus auf Klang und Rhythmus der deutschen Sprache. Bewusst griff Anne Zühlke die Inhalte des Workshops vom Vortag auf, erweiterte sie aber um die methodisch-didaktische Perspektive der Lehrenden. Dieses Vorgehen ermöglichte es den Teilnehmenden der Fortbildung, sich dem Gegenstand als doppelte Beobachtung zu nähern und selbst zum Lernenden zu werden. Verstärkt wurden Methoden vermittelt und erprobt, mit denen Gedichte, aber auch andere Textarten im Chor gesprochen werden können. Auch wurde anhand spielpraktischer Übungen die Wirkung von körperlicher Präsenz im Auftritt oder das logische Stellen von Bildern für eine gelungene szenische Umsetzung von Text ausprobiert. Viel Anklang fand zum Beispiel Anne Zühlkes Idee, vom bekannten Rollenspielformat „Pen and Paper“ ausgehend, die W-Fragen einer Geschichte per Würfel entscheiden zu lassen. Die Aufgabe der Lernenden ist, anhand dieser Eckdaten eine Geschichte zu entwickeln und anhand szenischer Standbilder umzusetzen. Im zweiten Teil des Workshops wurde intensiv mit Texten aus aktuellen Jugendbüchern gearbeitet. Anhand von theaterpädagogischen Verfahrensweisen versetzten sich die Lehrenden durch sprach- und spielpraktische Übungen in verschiedene emotionale Bedeutungsebenen der Texte. Anne Zühlke hat in der Fortbildung viele fundierte, aber gleichzeitig spielerische Möglichkeiten aufgezeigt, Lernende unterschiedlichen Alters und Sprachniveaus anzuleiten, kreativ und entwicklungsoffen Inhalte zu gestalten. Die vielen Impulse und konkreten Ideen für die Umsetzung können die Lehrenden nun aktiv im Unterricht anwenden.
 
Anne Zühlke ist seit 1992 als Regisseurin und Theaterpädagogin tätig. In ihrer Heimatstadt Berlin arbeitet sie u.a. eng mit dem GRIPS-Theater zusammen und organsiert das Tusch-Festival, ein Partnerschaftsprojekt der Berliner Bühnen und Schulen. Für die Goethe-Institute in Bosnien-Herzegowina und Paris hat sie bereits an der Gestaltung von Pasch-Projekten mitgewirkt. Ihre über 25-jährige Berufserfahrung als Theaterpädagogin merkt man Anne Zühlke nicht nur durch die zielgruppengerechte Vorbereitung der Inhalte an, sondern auch durch die spielerische Leichtigkeit, auf verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen sprachlichen Voraussetzungen zu reagieren und Situationen immer neu zu gestalten.
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