Gespräch Landschaft als Denk- und Erinnerungsraum

Floating House © Photo courtesy: Oku-Noto Triennale Executive Committee

Mo, 04.09.2017

19:00 Uhr

Goethe-Institut Tokyo, Saal

Künstlergespräch mit Monica Narula (Raqs Media Collective) und Tobias Rehberger

Ein Ort, an dem früher alles anders war. Der stillgelegte Bahnhof Takojima in der Stadt Suzu, an der nördlichen Spitze der Präfektur Ishikawa. Hier verlief bis zum Jahr 2005 über eine Strecke von 61 Kilometern die Noto-Bahnlinie.  Im Rahmen des touristischen Booms der Noto-Halbinsel in den 1970er Jahren erlebte die Strecke ihre Blüte, die aber bereits 10 Jahre später deutlich abebbte und im Zuge der zunehmenden Entvölkerung der Region schließlich mit der Aufgabe der Bahnlinie endete.

Das Raqs Media Collective aus Indien und Tobias Rehberger aus Deutschland sind beide Teilnehmer der Oku-Noto Triennale, die dieses Jahr zum ersten Mal stattfindet und verschiedene Schauplätze der landschaftlich spektakulären Oku-Noto Region erschließt. Sowohl Rehberger als auch das Raqs Media Collective setzen sich in ihren künstlerischen Arbeiten dort mit den Implikationen der stillgelegten Noto-Bahnlinie auseinander. Mit welchen Mitteln reagiert Kunst auf die Veränderungen, die sich über die letzten Jahrzehnte in diesem Distrikt vollzogen haben? Welche Rolle kann sie in einem Prozess der Transformation von Landschaften und Lebensräumen übernehmen? Wie verhält sie sich gegenüber den Erwartungen der Politik und der Bürger vor Ort an eine Wiederbelebung der Region durch die Kunst?

In dem Gespräch stellen die beiden Künstler ihre Annäherungen an die Situation in Oku-Noto vor und diskutieren die Spielräume der Kunst im Hinblick auf tiefgreifende soziale Wandlungsprozesse und deren Sichtbarkeit im Landschaftsraum. Die Moderation des Gesprächs übernimmt der unabhängige Kurator Hiroyuki Hattori.

Das 1992 gegründete Raqs Media Collective ist ein Künstlerkollektiv aus Neu Delhi. Die drei KünstlerInnen Jeebesh Bagchi, Monica Narula und Shuddhabrata Sengupta verfolgen einen interdisziplinären Ansatz zwischen Kunst, Philosophie und Kuration. Dabei arbeiten sie mit Architekten, Programmierern, Schriftstellern und Theatermachern zusammen. Der Name Raqs kommt aus dem Persischen, Arabischen und Urdu und verweist auf tanzende Derwische, die sich durch einen Kreistanz in den Zustand der Trance versetzen. Die Auseinandersetzung mit der Zeit als ein relatives und zugleich absolutes Medium bildet ein thematisches Zentrum der Werke des Raqs Media Collective. Es verweist auf eine unendliche Bewegung und eine in ihr liegende, kontinuierliche Veränderung. Mit ihren Arbeiten haben sie einen großen Einfluss auf das zeitgenössische Kunstgeschehen in Indien und weltweit.
Das Raqs Media Collective ist weiterhin Mitbegründer des Sarai – Centre for the Study of Developing Societies, welches sich interdisziplinär mit Fragen der Urbanistik, des medialen Lebens sowie der Informationstechnik auseinandersetzt.
 
Tobias Rehberge
r wurde 1966 in Esslingen geboren. In seinem künstlerischen Schaffen setzt er sich seit über zwanzig Jahren kritisch mit künstlerischen Idealen wie Authentizität und Genie auseinander. Angelehnt an Methoden aus dem Bereich des Designs untersucht Tobias Rehberger den Sinn von Kunst und zukünftige Möglichkeiten der Kunstproduktion. Seine Installation für die Biennale Venedig von 2003 bestand aus 222 Glaslampen, die durch Schalter an sieben Orten weltweit aktiviert werden konnten. So wurde eine alternative Beziehung zwischen Künstler und Zuschauer offeriert. Mit Werken wie Fichte (2003, Echigo-Tsumari Art Triennale, Niigata) oder Was du liebst, bring dich auch zum Weinen (japanische franchise Version) (2010, Teshima Island, Japan) sowie Kollaborationen mit anderen Künstlern, z. B. Douglas Gordon, arbeitet Rehberger an der Erweiterung des Horizonts von Kunst. Zu seinen wichtigsten Projekten und Ausstellungen zählen unter anderem seine Arbeiten bei der 50. und 53. Biennale in Venedig (2003 und 2009), sowie die Ausstellung „Home and Away and Outside” in der Schirn Kunsthalle (2014, Frankfurt). 2009 erhielt Rehberger sowohl den Hans Thoma Preis als auch den Goldenen Löwen der Biennale Venedig.

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