Jean-Marie Straub bezeichnete ihn als den wichtigsten Filmemacher im Nachkriegsdeutschland – den Dokumentarfilmer Peter Nestler. Dem Drängen der Fernsehsender, seine Dokumentationen zu politisch zu entschärfen und für das Publikum schmackhafter zu machen, gab er zu keinem Zeitpunkt nach. Da seine raue Montagetechnik, die eindeutige Kontinuitäten verweigert, für das deutsche Fernsehen zu radikal geworden war, emigrierte Nestler 1966 nach Schweden, wo er bis heute lebt.
Im Rahmen seiner Teilnahme am diesjährigen Hiroshima International Film Festival macht Peter Nestler auch in Tokyo Station.
Im Goethe-Institut präsentieren wir zwei Nestler- Filmprogramme, die zeitlich fast 40 Jahre auseinanderliegen und damit eine Klammer um Nestlers filmisches Schaffen spannen. Zum einen zeigen wir im Nachklang unserer Filmreihe zu 1968 „Abschied von Gestern“ frühe Dokumentarfilme Nestlers aus den 1960er Jahren und zum anderen den Langfilm „Die Verwandlung des guten Nachbarn“ aus dem Jahr 2002. Dieser Film geht einem beispiellosen historischen Vorgang nach: Im Oktober 1943 wagten Häftlinge des Konzentrationslagers Sobibor den Aufstand gegen ihre Mörder, 321 gelang die Flucht. Im Mittelpunkt steht der Pole Thomas Toivi Blatt, einer der Überlebenden, der seine Freiheit in einer völlig veränderten Welt fand, da Freunde und Nachbarn jede Hilfe verweigerten. Von diesem Einzelschicksal ausgehend erforscht der Film der Aktualität um verweigerte Nachbarschaftshilfe und plötzlich entfachten Nachbarschaftshass nach.
Nach dem Kurzfilmprogramm gibt es ein Q & A mit Peter Nestler, nach der Vorführung von „Die Verwandlung des guten Nachbarn“ ein Gespräch zwischen dem Regisseur und dem auf den deutschen Film spezialisierten Filmwissenschaftler Tetsuya Shibutani.
Programm 1
Im Ruhrgebiet (1967)
Mühlheim/ Ruhr (1964)
Rheinstrom (1964)
Von Griechenland (1965)
Programm 2
Die Verwandlung des guten Nachbarn (2002)
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