Kunstausstellung mit Werken von Künstler*innen aus Zentraleurasien beuys on/off: Filz, Fett, und Fiktionen

Fr, 3.9. 9:00-18:00
Sa, 4.9. 9:00-21:00
So, 5.9., 9:00-18:00

Goethe-Institut Tokyo, Foyer

beuys on/off ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt des Goethe-Institut Tokyo zum 100. Geburtstag des Künstlers Joseph Beuys.

Das EURASIEN-Programm des Projekts beuys on/off lädt das Publikum in Tokyo zu einer Reflexion über Filz, Fett und Fiktionen in der zeitgenössischen Kunst Zentraleurasiens ein. Die Ausstellung wird kuratiert von Dominique Chen, einem Informationswissenschaftler aus Japan und Selbi Jumayeva, einer Forscherin und Aktivistin aus Turkmenistan. Die Ausstellung im physischen Raum wird vom 3.-5. September im Foyer des Goethe-Instituts Tokyo gezeigt. Für ein breiteres Publikum gibt es am 2.9. zusätzlich eine Online-Ausstellungseröffnung, bei der die beteiligten Künstler*innen zugeschaltet werden und einen Einblick in ihre Arbeit und die gesellschaftliche Realität in Zentralasien geben.

Anlässlich des 100. Geburtstags von Joseph Beuys hat Dominique Chen Selbi Jumayeva eingeladen, das EURASIEN-Programm im Rahmen des vom Goethe-Institut Tokyo veranstalteten Projekts “beuys on/off” gemeinsam mit ihm zu gestalten. Chen plante ursprünglich einen analogen Kettenpostversand unter Künstler*innen Eurasien. Jumayeva hingegen kuratierte eine einmalige Gelegenheit für Chen, in die komplexe und vielfältige Gemeinschaft von Kunst, Wissenschaft und Kultur Zentralasiens einzutauchen, von ihr zu lernen und sich mit ihr zu vernetzen.
 
Während Chen das Programm als “Suche nach Eurasien” begonnen hatte, einem mythischen Konzept von Joseph Beuys, das die eine Kollision zwischen Ost und West anstrebt, die sich in der Person von Joseph Beuys selbst manifestiert, fand sich Chen in Zusammenarbeit mit Jumayeva zunehmend in einer ver/entwirrenden Realität seiner eigenen multiplen „Osten“ wieder, die er mit seinen eurasischen Mitstreiter*innen teilte und Verknüpfungen herstellte. Diese kuratierte Online-Reise wurde zu einem Austausch künstlerischer Perspektiven, konzeptioneller Einblicke, und persönlicher Erfahrungen, die für Dominique und Selbi in über 60 Stunden Online-Meetings und 500 Seiten Notizen mündeten. Die Ausstellung “beuys on/off: Filz, Fett, und Fiktionen“ heftet ein paar dieser Notizen zusammen - mit Reflexionen von Künstler*innen aus Zentraleurasien, die die Eigentümerschaft des Filz in der zeitgenössischen Kunst innehaben, die Fett als einen essenziellen Bestandteil in ihr Alltagsleben einbinden, und die ein Netz aus Fiktionen um Zentraleurasien spinnen.

Beteiligte Künstler*innen

Chingiz Aidarov (*1984 Bischkek, lebt in Moskau)
Als Pinsel und Leinwand ihm nicht mehr genug waren, realisierte Chingiz Aidarov, dass sein ideales Studio sein eigenes Bewusstsein ist - kostenlos und mit uneingeschränkter Möglichkeit zum Manövrieren. Er nutzt seinen Körper als künstlerisches Material und den öffentlichen Raum als Ausstellungsfläche, die den Prozess seiner Performances dokumentiert. Während er sich von Wänden und den Materialien der zeitgenössischen Kunst befreit hat, übergibt er sich selbst und seine Mitstreiter*innen der physischen und kulturellen Totalität öffentlicher Räume und ihrer Potentiale. Nach einer Ausbildung als Kunstlehrer in Kirgistan ist Aidarov derzeit als Gastarbeiter in Russland tätig.

Ziliia Kanchurina (*1992, Ufa, lebt in Wien)
Geboren in Baschkortostan. Kanchurina re-imaginiert in ihren Werken Bilder von Kriegsschilden für ihre Gemeinschaft unter postkolonialen Bedingungen, während sie ihre eigene Handwerkspraxis aus anderen Techniken verschiedener Regionen Zentralasiens destilliert. Sie kreiert großformatige Kunstinstallationen und Bühnenbilder, die kulturelle Verbindungen und Unterbrechungen unter dem intensiven Druck der Russifizierung thematisieren. Im Zuge ihrer täglichen Kunstpraxis transformiert Kanchurina ihre Beobachtungen und Reaktionen zu Filzskulpturen. Sie studiert derzeit an der Akademie für Bildende Künste in Wien und hat Abschlüsse von Theatre Arts GITIS, dem Institute of Contemporary Art in Moskau und dem Ufa College of Art.

Altynai Osmoeva (*1988, Bischkek)
Osmoeva stammt aus einer Familie, die seit mehreren Generationen im Bereich Kunsthandwerk tätig ist. Sie kreiert Installationen mit verschiedenen Materialien und Metall-auf-Filz-Gemälde, welche die zentrale Bedeutung des Kunsthandwerks im nomadischen Leben Kirgistans reflektieren. Sie hat viele Regionen in Eurasien von Westeuropa bis zum asiatischen Pazifik bereist, unter anderem den Mittleren Osten, Zentral- und Südasien.
Osmoeva recherchiert und praktiziert Traditionen der Textilkunst. Dabei kooperiert sie mit Kunsthandwerker*innen auf der ganzen Welt. Osmoeva hat einen Studium im Fachbereich Modedesign und Druck des Central Saint Martins College of Art and Design der University of Arts in London abgeschlossen.


 

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