Szenische Lesungen DRAUSSENWELTEN – Neue deutschsprachige Dramatik

DRAUSSENWELTEN – Neue deutschsprachige Dramatik © Hernan Pinera CC BY SA 2.0

Fr, 28.07.2017 –
So, 30.07.2017

Goethe-Institut Tokyo, Saal

Zusammen mit vier jungen japanischen Regisseuren stellen wir unter dem Namen DRAUSSENWELTEN vier aktuelle, deutschsprachige Theaterstücke vor. Der Kern aller Stücke ist das Hadern und das Verhandeln des Individuums mit der Gesellschaft auf ganz verschiedene Weise. „Dieses tolle ‚Draußen‘ sagt mir momentan nichts, denn da ist die Welt, und man muss sich zu ihr verhalten, muss Meinungen haben “ fasst Sibylle Bergs namenlose Hauptrolle ihr Ringen treffend zusammen.
 
Sibylle Berg portraitiert in Und jetzt: die Welt! junge Frauen, die zwischen Perspektivlosigkeit und Hoffnung schwanken, zwischen gesellschaftlich diktierter Selbstoptimierung, prekären Arbeitsverhältnissen und Einsamkeit. Und immer stellt sich ihnen die Frage nach der Gestaltung ihrer Zukunft, aber was kann man darüber schon wissen, wenn schon die eigene Position in der Gegenwart unklar ist? Ein Stück über die Herausforderungen der „Generation-Y“, die mit dem Erwachsenwerden kämpft.
 
Etwas weiter im Leben ist Baby in Mädchen in Not von Anne Lepper bereits: Sie hat einen Mann und einen Liebhaber – ist aber trotzdem unglücklich. Nur wenn sie sich von der Vorstellung, einen Mann haben zu müssen, emanzipieren kann, werde sie ein erfülltes Leben führen können. Doch auch wenn sie anschließend von ihrer Freundin Dolly sehr um ihre beiden Puppen-Männer beneidet wird, die sie als besseren Ersatz für echte Männer angeschafft hat, ist die Freude nur von kurzer Dauer. Am Ende dieses surrealen Stücks steht nach wie vor die Frage, ob ein selbstbestimmtes und glückliches Leben mit gesellschaftlichen Vorstellungen vereinbar ist.
 
Schon am Ende ihres Lebens angekommen sind die Personen in Katja Brunners geister sind auch nur menschen. Im trostlosen und durchgetakteten Alltag des Pflegeheims versuchen, ein wenig ihrer Würde zu bewahren, auch wenn ihre Kommunikation mit der Außenwelt bedingt durch physische und psychische Leiden sehr eingeschränkt. Dem Pflegepersonal geht es im Heim angesichts von Unterbezahlung und Überlastung allerdings auch nicht besser. Brunner zeichnet in ihrem Stück ein trostloses Bild von Altersheimen, in denen die Bewohner vor allem ihren Familien und damit der Gesellschaft nicht zur Last fallen sollen.

Das Theater als Gegenwelt zur Realität beleuchtet schließlich Martin Heckmanns mit Die Zuschauer. Auf eine Vorstellung im Theater reagiert das Publikum ganz unterschiedlich: Einigen stellen sich die großen Sinnfragen des Lebens, während andere nur diskutieren, wen sie getroffen haben. Indem sich in Heckmanns Stück Beobachtende beobachten lassen, werden die Wirkungen des Theaters vorgeführt, sein Zauber und seine Enttäuschungen, die Kollision von Theater und Leben ebenso wie die Verfeinerung des Lebens durch das Theater, bei dem immer die Gefahr mitschwingt, dass „draußen wieder alles in Einzelteile zerfällt, was sich hier immer wieder stimmig zu einer Geschichte fügt“.
 
  14:00 16:00 17:15-18:15 19:00
 Fr 28.7. Mädchen in Not Die Zuschauer   geister sind auch nur menschen
Sa 29.7. Die Zuschauer Mädchen in Not Diskussionsrunde mit Übersetzern und Dramaturgen Und jetzt: Die Welt!
So 30.7. Und jetzt: Die Welt! geister sind auch nur menschen    
  * Einlass: 15 Min vor Beginn
 

Zurück