Podiumsgespräch Wohin geht Europa? Wohin geht die Bundesrepublik?

Juergen Habermas © Nikolas Becker (bit.ly/2JRyFiZ), CC BY-SA 3.0 (bit.ly/313lKQa)

Di, 18.06.2019

19:00 Uhr – 20:30 Uhr

Bibliothek des Goethe-Instituts Tokyo

Ein Podiumsgespräch aus Anlass der Publikation einer Sammlung der europapolitischen Essays von Jürgen Habermas.

Vor dem Kontext amerikanischer Außenpolitik, der er Unilateralismus vorwarf, und der Notwendigkeit einer ganzheitlichen Debatte zur Stärkung Europas, hat sich im Laufe der Jahre das europapolitische Engagement von Jürgen Habermas intensiviert. Die internationale Finanzkrise und die dadurch mit ausgelöste Eurokrise haben das Übrige getan. Konfrontiert mit einer Reihe von autoritärem Populismus, Identitätsdiskussionen und verschiedenen Formen von nationalem Alleingang plädiert Habermas unermüdlich für die Intensivierung einer demokratischen Integration von Europa, wie der Titel eines Essays „Wir brauchen Europa“ zeigt.

Er kritisiert die Neigung der Politiker zu den intergovermentalen Arrangements, setzt sich für die Vitalisierung der europaweiten transnationalen Öffentlichkeit ein. Er distanziert sich vom „Sog der Technokratie“ und spricht von der „Würde der Demokratie“. Aus einem Titel von einem September 2018 in Bad Homburg gehaltenen Vortrag „Wo bleibt die proeuropäische Linke?“ könnte man einen leichten Ton der Resignation heraushören.

Mitte Juni erscheint im Iwanami-Verlag in Form eines Taschenbuches eine Sammlung von zehn europapolitischen Essays und Interviews, die seit dem Lehmann-Bankrott jeweils bei gegebenem Anlass publiziert wurden. Dies dient als Anlass dazu, dass am 18. Juni, an dem der Autor den 90. Geburtstag feiert, nach einer kurzen Rezitation aus dem einen und dem anderen Text von Habermas Prof. Kenichi Mishima, der Übersetzter dieser Sammlung und der Politologie-Professor Masahiro Noguchi, der designierte Preisträger des Siebold-Preises 2019, über ihre Analyse der europäischen Entwicklung, auch über deren Auswirkungen auf Ostasien ein Podiumsgespräch führen.
Moderation: Matthias von Gehlen, Goethe-Institut Tokyo.

Habermas/Mishima © Mishima Prof. Kenichi Mishima: Studierte Philosophie, Germanistik und vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Tokio. Zwischen 1970 und 1980 verbrachte er einige Jahre als Stipendiat des DAAD und der Alexander von Humboldt-Stiftung in Deutschland. Er war von 1994 bis 1995 Gast am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Er war Professor an der Universität Osaka, bis er als Professor für Sozialphilosophie und zeitgenössische Philosophie an die Wirtschaftsuniversität Tokio wechselte. Mishima ist wichtiger Vermittler der sogenannten Kritischen Theorie in Ostasien. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit sind die moderne Philosophie, vor allem die Rezeption der Werke Friedrich Nietzsches und Walter Benjamins, die Theorie und Empirie der selektiven und multiplen Moderne sowie intellektuelle Diskurse in Deutschland. Mishima erhielt 2011 die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin; die Laudatio beim Festakt hielt Jürgen Habermas.


Noguchi/Habermas © Noguchi Prof. Masahiro Noguchi: Studierte Politikwissenschaft an der Universität Waseda in Tokyo sowie von 1998 bis 2003 Soziologie, Politische Wissenschaft und Philosophie an der Universität Bonn. Er promovierte bei Professor Dr. Werner Gephart mit seiner Dissertation „Kampf und Kultur: Max Webers Theorie der Politik aus der Sicht seiner Kultursoziologie“. Nach seiner Heimkehr nach Japan lehrte er an der Universität Rikkyo, an der Universität Meiji Gakuin, an der Universität Yokohama-Kokuritsu und an der Universität Waseda. Ab 2008 war Masahiro Noguchi als Associate Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Gifu tätig. 2010 folgte die Ernennung zum Associate Professor für Politische Theorie an der juristischen Fakultät der Universität Ritsumeikan in Kyoto, bevor er dort im April 2013 zum Professor für Politische Theorie berufen wurde. Von April 2013 bis März 2014 war Professor Noguchi Fellow am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“. 2019 wird Prof. Noguchi mit dem Philipp Franz von Siebold-Preis ausgezeichnet.
 

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