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Laboradio ProjeKt


Studenten aus MOAS Studenten der Mother of Apostles Seminary beim Üben mit der Funkausrüstung © Victor Birai Es gibt einiges zu sagen über traditionelle Bildung und das, was sie den Kindern heute in Schulen vermittelt. Wenn Sie mit dem öffentlichen kenianischen Bildungssystem vertraut sind, wissen Sie, dass kenianische Kinder in den meisten Fällen dazu ermutigt werden, ihre Karriereträume auf ein paar Bereiche zu beschränken, nämlich Medizin, Buchhaltung, Recht oder Ingenieurswesen. Und wenn es etwas ausgefalleneres sein soll, können sie darüber nachdenken, Versicherungsmathematiker zu werden. Selten werden die weniger offensichtlichen Karrierewege auch nur erwähnt. Wenn es etwas gibt, das einem Spaß macht, oder eine Leidenschaft außerhalb dieses Bereichs ist, dann ist man gezwungen, es nach der Arbeit oder als Hobby zu tun, oder man muss einen Weg finden, es in seinen bereits vorhandenen Job zu integrieren. Wenn Sie zum Beispiel gerne schreiben, sollten Sie wahrscheinlich so etwas wie ein*e Kommunikationsexpert*in werden, was sich so anhört, als ob Sie tatsächlich studiert hätten; Gott bewahre, dass Sie tatsächlich Schriftsteller*in werden.

Studentinnen beim Training Kaaga-Mädchenschülerinnen bei Tuliza FM für eine Radiomoderationserfahrung und -ausbildung © Martin Mutwiri Was das Schreiben und die Branche des Journalismus und der Massenkommunikation in Kenia betrifft, so gilt: Je früher die Ausbildung beginnt, desto besser. Wenn man sich die Statistiken anschaut, dann gibt es derzeit nicht viele ausgebildete Journalist*innen, die Sendungen oder Radiosender leiten. Manche mögen sagen, dass dies daran liegt, dass es an Fachleuten mangelt; und wenn das der Fall ist, dann ist dies eine ausgezeichnete Gelegenheit, die jungen Leute zu finden, die tatsächlich leidenschaftlich gerne "hinter dem Mikrofon" stehen und dies auf eine recherchierte und professionelle Weise tun. Schließlich ist das Radio das meistgehörte Medium in Kenia: Nach Angaben der Zeitung The Star gibt es in Kenia Stand 2020 fast zweihundert Radiosender, Tendenz steigend, da die Kommunikationsbehörde die Lizenzierung und Registrierung von Radiosendern noch einfacher macht. Es ist das am schnellsten wachsende Medium für die Verbreitung von Informationen in den Landes- und Umgangssprachen sowie das Medium mit der größten Reichweite. Dazu gehören Bürgerradios, kommerzielle Radiosender und sogar sich entwickelnde Medien wie Podcasts. Das Radio ist ein wesentlicher Bestandteil des kenianischen Alltagslebens.

Deshalb sind Programme wie PASCH (Schulen: Partner der Zukunft) so wichtig in Ländern, in denen die Künste für gewöhnlich gehemmt werden - ungeachtet der Tatsache, dass die Kunstindustrie voller Talente und Versprechen ist. Das PASCH-Programm verbindet rund zweitausend Schulen weltweit und führt zahlreiche inspirierende Projekte durch, die den Deutschlernenden und der Gesellschaft zugute kommen. Eines davon ist das Projekt LABORADIO, das Schüler*innen die einmalige Gelegenheit bietet, ihre eigenen Radiosender kennenzulernen und zu gestalten und ihr eigenes internationales Schüler*innen-Radionetzwerk aufzubauen. Durch die Arbeit an ihren eigenen Radiosendern und Podcasts wird die Kompetenz der Schüler*innen in der Medienbranche gestärkt, und sie erhalten eine praxisbezogene Ausbildung, um zu verstehen, wie die Mediengestaltung im digitalen Zeitalter aussieht.

Studenten bei Tuliza FM Schülerinnen von Kaaga Girls bei Tuliza FM für ein praktisches Training mit den Mitarbeitern © Martin Mutwiri LABORADIO richtet sich an PASCH-Schüler*innen aus ganz Ostafrika. In Kenia wird das Programm von den lokalen Radiosendern Tuliza FM (Meru), Sayare FM (Eldoret) und Nation FM (Nairobi) unterstützt. Das Ziel ist einfach: Manchmal ist man gut in etwas, aber man hat keine Möglichkeit, es zu tun, oder weiß nicht einmal, wie man es in Zukunft tun kann. In der High School gibt es keinen festgelegten Weg, um herauszufinden, wie man sein Talent zu etwas Greifbarem ausbauen kann, mit dem man seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Deshalb bietet LABORADIO für Schülerinnen der Schulen Kaaga Girls und Mother of Apostles Seminary, die glauben, dass sie sich im Radio gut machen würden, Workshops an, in denen sie lernen, wie man eine Radiosendung macht. So erhalten die Schülerinnen eine Grundlage, um zu verstehen, worum es bei Kommunikation und Journalismus geht - von der Konzeption dessen, worüber man in einer Sendung sprechen möchte, über die Interviewführung mit Gäst*innen, das Verfassen von Skripten und die Formulierung von Fragen bis hin zur Redaktion und vielem mehr. Die Workshops dauern etwa vier bis fünf Tage. Nach Abschluss des Workshops werden die Schülerinnen-Podcasts erstellt, wobei die notwendige Ausrüstung von PASCH und dem Goethe-Institut zur Verfügung gestellt wird. Die Partner-Radiosender stehen auch weiterhin zur Verfügung, um die Schülerinnen zu unterstützen.

Sie fragen sich vielleicht, wie schwierig es ist, mitten im Schuljahr einen Workshop durchzuführen. Die Schüler*innen in Uganda, die an dem Programm teilnehmen, sind wegen Corona noch zu Hause, was die Durchführung von Workshops natürlich unmöglich macht. In Kenia, wo die Pandemie-Sanktionen aufgehoben wurden und die Schüler*innen wieder zur Schule gehen dürfen, ist ein erhebliches Arbeitspensum zu bewältigen. Die Schüler*innen holen jetzt Lehrpläne nach, die sie abrupt abbrechen mussten, oder sie müssen in einem beschleunigten Tempo lernen, damit sie für das nächste Jahr und die nächste Klassenstufe gerüstet sind. Nach einem vollen Tag des Lernens, zusätzlichen Hausaufgaben, Unterrichtsvorbereitungen und schulischen Aktivitäten bleibt nicht mehr viel Zeit übrig. LABORADIO arbeitet mit den Schulen und den Eltern zusammen, um sicherzustellen, dass die Ausbildung stattfindet - die Erlaubnis der Schulleitung wird eingeholt, um die Radioaktivitäten zu genehmigen. Auch die Eltern werden konsultiert, und die Erlaubnis wird in Form von Einverständniserklärungen erteilt.

Training im MOAS Anto Neosol von Nation FM leitet eine Trainingseinheit im Mother of Apostles Seminary © Victor Birai Nation FM schickte einen seiner beliebten Moderatoren, Anto Neosoul, um die beiden Schulen bei den Workshops zu unterstützen. Da die Schülerinnen bereits Radio hören, fiel es ihnen leicht, ihn zu empfangen und mit Offenheit von ihm und seinen Erfahrungen zu lernen. Der Workshop war sehr lebendig, und die Schülerinnen wurden ermutigt, über die Themen zu sprechen, die sie betreffen. 

Training an der Kaaga Girls' High School Anto Neosol leitet eine Trainingseinheit an der Kaaga Girls' High School © Martin Mutwiri Für Schüler*innen, die an der Schwelle zum Erwachsensein stehen und sich entscheiden müssen, wie sie in einer Welt agieren wollen, die ihrer Stimme noch keine Plattform bietet, ist es wichtig, sich darüber zu informieren, was sie mit diesen Plattformen und den damit verbundenen Möglichkeiten anfangen können. Der Umgang mit dem Radio ist nicht schwer zu erlernen und eröffnet den Schüler*innen viele verschiedene Bereiche: Sie können Radiomoderator*in werden oder lernen, wie man eine Radiosendung produziert; sie können die Person sein, die hinter der Musik steht und die Tracks arrangiert (wie im obigen Videoclip zu sehen); sie können für eine Sendung und die dort diskutierten Themen recherchieren; oder sie können Social-Media-Kanälen betreuen, Inhalte erstellen und online Follower*innen gewinnen. Es gibt so viele Möglichkeiten, das Leben zu leben und ihm einen Sinn zu geben, und zwar nicht nur durch unsere Arbeit. Wir müssen den Kindern nur ihre Möglichkeiten aufzeigen.

Gruppenfoto nach dem Training Ein Gruppenfoto von Studenten aus Mother of Apostles Seminary, zusammen mit Anto Neosol und Vertretern von Sayare FM und dem Goethe Institut Nairobi © Victor Birai