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Produktdesign Karlsruhe
Anleitung zum Selbstständigsein

Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie Foyer Grand Concert Hall
Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie Foyer Grand Concert Hall | (Ausschnitt) Foto: Elias Hassos

Seit 1992 setzt die Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe auf Offenheit beim Lehren und Lernen. Für die Studierenden bedeutet das, sich im Lehrangebot von fünf Bereichen frei bewegen zu können – jedoch auch, selbst herauszufinden, was der eigenen Entwicklung nützt. Die Studienzeit, so beschreibt es Professor Volker Albus, ist die einzige Zeit, in der man spinnen darf, dass sich die Balken biegen. Es darf frei zugehen, doch stets im Wissen, die Ideen auch so umzusetzen, dass sie funktionieren.

Die Ausbildung muss Grundkenntnisse vermitteln, die einen befähigen, von seiner Arbeit leben zu können. Darüber hinaus liegt es an jedem Einzelnen, das eigene Verständnis vom Designerberuf zu entwickeln. Das mag etwas unbequem klingen, doch spricht man mit Absolventen, so wird als größte Qualität der Karlsruher Ausbildung hervorgehoben, die eigenen Neigungen zu erkennen und herauszufinden, welche Förderung man braucht. Das Studium selbst, und das ist womöglich das Besondere an Karlsruhe, ist ein Projektstudium. Neben freien Themen, wie „Schlafen im Büro“ oder „EAT WEAR“, setzt man ebenso auf die Korrespondenz mit Partnern wie Firmen oder Institutionen. So gingen beim Karlsruher Stadtgeburtstag-Jahr 2015 die bunten, flexibel kombinierbaren Sitzgelegenheiten, die um das Schloss verteilt waren, auf ein Gruppenprojekt von Absolventen zurück.

Plattform KKaarrlls

  • Außenmöblierung zum Karlsruher Stadtgeburtstag © Sintesi Labs Design Group
    Außenmöblierung zum Karlsruher Stadtgeburtstag
  • kkaarrlls Foto © Philip Radowitz
    kkaarrlls
  • kkaarrlls | Serie Cork, Old World - New World | 2015 Foto © Philip Radowitz
    kkaarrlls | Serie Cork, Old World - New World | 2015
  • kkaarrlls | Serie Cork, Old World - New World | 2015 Foto © Philip Radowitz
    kkaarrlls | Serie Cork, Old World - New World | 2015
  • kkaarrlls | Serie Cork, Old World - New World | 2015 Foto © Philip Radowitz
    kkaarrlls | Serie Cork, Old World - New World | 2015
  • kkaarrlls | Serie Cork, Old World - New World | 2015 Foto © Philip Radowitz
    kkaarrlls | Serie Cork, Old World - New World | 2015
  • kkaarrlls | Serie Cork, Old World - New World | 2015 Foto © Philip Radowitz
    kkaarrlls | Serie Cork, Old World - New World | 2015
  • kkaarrlls Foto © Philip Radowitz
    kkaarrlls
An der HFG Karlsruhe setzt man auf eine gute Mischung aus Kontinuität und Wechsel. Professuren haben zur Zeit Ines Kaag und Desiree Heiss von der Gruppe BLESS und Volker Albus inne. Stefan Diez war bis vor Kurzem da, Hansjerg Meier-Aichen begleitet nach wie vor Projekte und Kilian Schindler oder Tom Pawlofsky waren unlängst als Gastprofessoren an der Stätte ihrer Ausbildung. Wechsel gehört zum Programm, er sorgt für frischen Input, doch ohne die länger angelegten Präsenzen wäre die Marke Kkaarrlls, betreut von Volker Albus und Stefan Legner, nie möglich.

Das Label wurde 2009 initiiert und im gleichen Jahr anlässlich der Mailänder Möbelmesse erstmals präsentiert. Seit dem wächst die limitierte Edition von Möbeln, Teppichen, Leuchten und Wohnaccessoires jährlich um zehn bis 15 Teile. Finanziert wird das Projekt bislang durch Drittmittel, die internationale Resonanz ist beachtlich. Kann man sich eine bessere Visitenkarte vorstellen?

Sandra Böhm

  • Sandra Böhm | Prei Foto: Sandra Böhm
    Sandra Böhm | Prei
  • Sandra Böhm | Prei Foto: Philip Radowitz
    Sandra Böhm | Prei
  • Sandra Böhm | Prei Foto: Sandra Böhm
    Sandra Böhm | Prei
  • Sandra Böhm | Prei Foto: Sandra Böhm
    Sandra Böhm | Prei
  • Sandra Böhm | Komposita, Getreidereste Foto: Sandra Böhm
    Sandra Böhm | Komposita, Getreidereste
  • Sandra Böhm | Komposita, Eierschale Foto: Sandra Böhm
    Sandra Böhm | Komposita, Eierschale
  • Sandra Böhm | 18-12 Foto: Philip Radowitz
    Sandra Böhm | 18-12
  • Sandra Böhm | 18-12 Foto: Philip Radowitz
    Sandra Böhm | 18-12
  • Sandra Böhm | Stem Foto: Sandra Böhm
    Sandra Böhm | Stem
  • Sandra Böhm | Gestapelt Foto: Sandra Böhm
    Sandra Böhm | Gestapelt
Die Idee, in welche Richtung es gehen könnte, kam bei Sandra Böhm bereits während der Arbeit an ihrem Vordiplom. Arbeit mit bereits vorhandenem Material, lautete ihre Devise und was dabei entstand, trägt den schönen Namen Prei. Es waren ausführliche Experimente mit Pappmaschee, die durch den Zusatz von Leim und Steinmehl schließlich eine Festigkeit erreichten, die es zulässt, stabile wie leichte Objekte zu formen. Das erste Stück war ein Regal, es folgten diverse Hocker. Jedes Teil handgefertigt, jedes Teil ein Unikat und jedes Mal ein Spiel mit der Optik zur Nutzbarkeit des Objektes.

Es sind gestalterische Überlegungen, die Sandra Böhm auch bei anderen Entwürfen anwendet. Die mit Textil überzogenen Schaumstoffrollen Stem erinnern an Baumstämme und lassen sich individuell zu Sitzgelegenheiten fügen, die Stellage Stacked gibt sich in den Möglichkeiten ihrer Zusammenstellung höchst variabel, 18/12 schließlich lässt eine Nutzung völlig offen. An der Weiterentwicklung von Prei wird zur Zeit gearbeitet. Dabei geht es weniger um eine Systematisierung der Nutzbarkeit, eher um die Optimierung der Produktion, um Marketing und Vertrieb. Es ist mitnichten im Sinne von Böhm, die Hocker durch etwa stapelbare Formen zu verbessern, viel mehr sollte jeder einzelne von ihnen als Objekt im Raum funktionieren.

jjoo-design

  • jjoo | Kindertüre Foto © jjoo design
    jjoo | Kindertüre
  • jjoo | Kindertüre Foto © jjoo design
    jjoo | Kindertüre
  • jjmm | Kindertüre Foto © jjoo design
    jjmm | Kindertüre
  • jjoo | „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ Foto © jjoo design
    jjoo | „Ich sehe was, was Du nicht siehst“
  • Nyta | Pendelleuchte Foto © Nyta UG
    Nyta | Pendelleuchte
  • Nyta | Pendelleuchte Foto © Nyta UG
    Nyta | Pendelleuchte
Schon zu Zeiten als Johannes Marmon und Johannes Müller lediglich das Büro jjoo design betrieben, war es für die beiden selbstverständlich, beim Entwerfen die Produktionsmethode und Wirtschaftlichkeit der Herstellung mit zu bedenken, um dem Kunden gleichsam ein Rundumpaket zu schnüren. Dennoch hatten die beiden Produktdesigner den größten Respekt, als es darum ging, mit Nyta eine eigene Leuchtenfirma zu gründen, die schlicht gestaltete, technisch ausgereifte Lampen verlegt. Was den Entwürfen des Duos neben einer reduzierten Gestaltung oftmals gemein ist, ist der hintergründig-humorvolle Umgang mit dem Thema.

So bekommt der Nachwuchs mit Kindertüre beispielsweise einen auf die kleinere Dimension des Eintretenden abgestimmten Zutritt ins Kinderzimmer und somit auch seine eigene kleine Welt. Und auch die Einreichung für einen Kunst-am Bau-Wettbewerb kokettiert mit kindlicher Wahrnehmung. „Ich sehe was, was du nicht siehst“, steht da in großen, bunten Lettern, wie man sie für Magnettafeln im Kinderzimmer kennt, auf dem Gebäude geschrieben. Das Projekt kam leider nicht zur Ausführung, handelte es sich bei dem Bauwerk doch um die Zentrale des Bundesnachrichtendienstes, dessen Aufgabe in der Tat die Beschaffung von Informationen ist, die sonst womöglich niemand sieht.

Studio Besau Marguerre

  • Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie Foto: Elias Hassos
    Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie
  • Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie Foto: Elias Hassos
    Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie
  • Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie Foto: Elias Hassos
    Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie
  • Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie Foto: Elias Hassos
    Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie
  • Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie Foto: Elias Hassos
    Studio Besau-Marguerre | Furnishing Elbphilharmonie
  • Besau-Marguerre | Nido Foto: Elias Hassos
    Besau-Marguerre | Nido
  • Besau-Marguerre | Nido Foto: Elias Hassos
    Besau-Marguerre | Nido
  • Besau-Marguerre | MOA for kkaarrlls Foto: Studio Besau-Marguerre
    Besau-Marguerre | MOA for kkaarrlls
  • Besau-Marguerre | MOA for kkaarrlls Foto: Studio Besau-Marguerre
    Besau-Marguerre | MOA for kkaarrlls
Fragt man Eva Marguerre, ob es etwas gibt, was all die vielen verschiedenen Projekte ihrer Arbeit gemeinsam haben, so nennt sie Materialität und Farbe als Leitideen. Es ist diese Freude und Neugierde am Experimentieren mit Materialien, denen bei allem Erfolg und den damit verbundenen Aufträgen noch immer breiten Raum gegeben werden soll. Eva Marguerre und Marcel Besau haben sich beim Studium in Karlsruhe kennengelernt und gründeten 2012 ihr eigenes Studio in Hamburg. Während sich der Hocker Nido oder die Korbserie Moa aus Studientagen weiterhin als gefragte Produkte erweisen, hat sich der Schwerpunkt ihrer Arbeit in Richtung Innenraumgestaltung bewegt. In den letzten 18 Monaten war das Studio Besau Marguerre mit der Einrichtung der Elbphilharmonie beschäftigt. Doch „die 6.500 Quadratmeter alleine mit eigenen Entwürfen auszustatten, wäre vermessen gewesen“, meint Eva Marguerre, „und die Entwürfe der Kollegen sind einfach zu gut und zu spannend ...“

Kilian Schindler

  • Kilian Schindler | Charles Wire Chair  Foto: Kilian Schindler
    Kilian Schindler | Charles Wire Chair
  • Kilian Schindler | Henry Grid Rack Foto: Kilian Schindler
    Kilian Schindler | Henry Grid Rack
  • Kilian Schindler | Henry Grid Rack Foto: Kilian Schindler
    Kilian Schindler | Henry Grid Rack
  • Kilian Schindler | Glenmorangie Foto: Christian Metzler
    Kilian Schindler | Glenmorangie
  • Kilian Schindler | Porzellan Ono Rosenthal  Foto: Gerhardt Kellermann
    Kilian Schindler | Porzellan Ono Rosenthal
  • Kilian Schindler | kkaarrllssttool, 2008 Foto: bitterfield.net
    Kilian Schindler | kkaarrllssttool, 2008
  • Kilian Schindler | kkaarrllssttool, 2008 Foto: bitterfield.net
    Kilian Schindler | kkaarrllssttool, 2008
„Jede neue Idee stellt eigene Spielregeln auf“, fasst Kilian Schindler seinen Ansatz zusammen, „wer mitspielen will, sollte sich besser an die Regeln halten.“ Einerlei, ob es darum geht, Schmuck zu entwerfen, eine Küche, eine Edelstahljalousie für die Industrie oder, wie zuletzt, ein Porzellanservice. Ausgangspunkt bleibt das Produkt, das eine eingehende Recherche verlangt, denn die Geschichte des Gegenstandes zu kennen ist wichtig, bevor man eigene Lösungen anstrebt. Dieser Ansatz vermeidet eine erkennbare Handschrift des Gestalters. Für Schindler ist das Aufgabenfeld des Designers vielschichtiger geworden. Es geht nicht mehr alleine darum, Konsumgüter zu entwerfen, sondern darum, Dinge zu ermöglichen.

Diese Arbeit reicht weit über den Entwurf hinaus und beinhaltet oftmals neben den üblichen Überlegungen zu Produktionsvorgängen, intensive Kommunikation mit der Marketingabteilung. Dass Schindler, der letztes Jahr eine Gastprofessur an der HFG innehatte, Karlsruhe nach dem Studium nicht verlassen hat, liegt an den angenehmen Arbeitsbedingungen, die in der beschaulichen Stadt herrschen. Denn: „Vernetzt ist man ohnedies, egal wo man sitzt.“

Silvia Knüppel

  • Silvia Knüppel | Pl(a)ywood cabinet, 2009 Foto: Philipp Radowitz © Silvia Knüppel
    Silvia Knüppel | Pl(a)ywood cabinet, 2009
  • Silvia Knüppel | Pl(a)ywood cabinet, 2009 Foto: Philipp Radowitz © Silvia Knüppel
    Silvia Knüppel | Pl(a)ywood cabinet, 2009
  • Silvia Knüppel | Pl(a)ywood cabinet, 2009 Foto: Philipp Radowitz © Silvia Knüppel
    Silvia Knüppel | Pl(a)ywood cabinet, 2009
  • Silvia Knüppel | Drückeberger cabinet, 2007 Foto: Philipp Radowitz © Silvia Knüppel
    Silvia Knüppel | Drückeberger cabinet, 2007
  • Silvia Knüppel | Frankfurter Mélange #1, 2011 Foto ©: Silvia Knüppel
    Silvia Knüppel | Frankfurter Mélange #1, 2011
  • Silvia Knüppel | Home Zoo Covers, 2012 Foto: Rebekka Seubert © Silvia Knüppel
    Silvia Knüppel | Home Zoo Covers, 2012
  • Silvia Knüppel | Wintercoat cabinet, 2007 Photo: Michael Anhalt © Silvia Knüppel
    Silvia Knüppel | Wintercoat cabinet, 2007
Beinhaltet eine tradierte Form eines Möbels auch eine Anweisung dieses zu nutzen? Gibt es die eine Ordnung, die allgemein gültig ist? Silvia Knüppel spielt mit vertrauten Silhouetten, führt gleichzeitig deren Nutzung ins Ungewohnte bis Absurde. Die Schichtholzkommode pl(a)ywood lässt sich nicht einräumen, doch gibt sie durch verschieben oder abheben einzelner Schichtungen eine veritable Stellage ab. Die Möglichkeit in den Möbeln der Reihe Drückeberger akkurat gefaltete Textilien und Ähnliches zu verstauen, ist ein Versprechen, das alleine durch ihre Form vermittelt wird. Eine Nutzung dieser ausgesprochen klassisch geformten Schaumstoffkommoden und -schränke ist erst durch individuelle Schnitte in das massive Objekt möglich.

Danach kann man durch schlichtes Hineinstecken einer etwas unkonventionellen Ordnungssystematik folgen. Etwas vom Alten ist in den Entwürfen immer drinnen, meint die Produktdesignerin, ob es sich in Funktion und Nutzung allerdings bewährt hat, wird in Frage gestellt. Unschwer lassen sich in den Teppichen designers’ shadow die Schatten bekannter Sesselentwürfe von Thonet, Eames oder Jacobson erkennen. Bisweilen sind es auch Designklassiker, wie der Ulmer Hocker und der stool 60 oder der Frankfurter Stuhl und sein schwedisches Pedant Lilla Aland, die zu einer Melange verschmelzen, welche die ursprünglichen Entwürfe noch erkennen lässt.

Tom Pawlofsky

  • Tibor Weissmahr und Tom Pawlofsky | 7XStool mit der Kettensäge am Roboter gesägt | Produktionsprozess: Tom Pawlofsky Foto: Tom Pawlofsky
    Tibor Weissmahr und Tom Pawlofsky | 7XStool
  • Tom Pawlofsky | Zweiraumwand, experimentelle Fertigung von Freiform mit Stichsäge und Roboter Foto: Tom Pawlofsky
    Tom Pawlofsky | Zweiraumwand, experimentelle Fertigung von Freiform mit Stichsäge und Roboter
  • Tom Pawlofsky | Detailkonstruktion Ladenausbau Berlin, Ackermann GmbH Foto: Tom Pawlofsky
    Tom Pawlofsky | Detailkonstruktion Ladenausbau Berlin, Ackermann GmbH
  • Tom Pawlofsky | Zinfandel flexibel, adaptives Regal Foto: Tom Pawlofsky
    Tom Pawlofsky | Zinfandel flexibel, adaptives Regal
  • Tom Pawlofsky | Projektmanagement und Fertigunsplanung Foto: Tom Pawlofsky
    Tom Pawlofsky | Projektmanagement und Fertigunsplanung
  • Tom Pawlofsky | Produktion von Holzpuzzle im BMW Flagship Store Brussel Foto: Tom Pawlofsky
    Tom Pawlofsky | Produktion von Holzpuzzle im BMW Flagship Store Brussel
  • Tom Pawlofsky | Zweiraumwand, experimentelle Fertigung von Freiform mit Stichsäge und Roboter Foto: Tom Pawlofsky
    Tom Pawlofsky | Zweiraumwand, experimentelle Fertigung von Freiform mit Stichsäge und Roboter
Tom Pawlofsky hat sein Handwerk von Grund auf gelernt. Zuerst als Schreiner an der Berufsfachschule, dann an der HFG. Viele Fertigkeiten hat er sich autodidaktisch angeeignet. Den Freiraum, um zu lernen, wissen und zu verstehen hatte er an der Hochschule. Einst musste jeder Handwerker über das geeignete Werkzeug nachdenken. Das ist zwar immer noch so, doch gibt es heute Programme für den modernen Formenbau. Seine Aufgabe sieht Pawlofsky an der Schnittstelle von Entwurf zu Produktion. Mit seinem Züricher Büro craftwise digital entwickelt er, neben seinen Lehrtätigkeiten, maschinell gesteuerte Herstellungsprozesse etwa für Schreinerarbeiten im Innenausbau, aber auch für Realisierungskonzepte von Kunstwerken. So war Pawlofsky als Projektmanager einer Schweizer Kunstgießerei verantwortlich für die Umsetzung von Katharina Fritschs temporärer Großskulptur eines Hahnes auf der Vierten Plinthe am Londoner Trafalgar Square. Bei der digitalen Herstellung hingegen werden meist 100 bis 3.000 Stück produziert. Dabei wird jeder einzelne Herstellungsprozess für den Beobachter zu einer eigenen, wie durch Zauberhand inszenierten Performance.
 

Carrois’

Carrois’ | Fira Carrois’ | Fira | © Carrois Die Frage, wieso ein Produktdesigner sich von Anfang an auf Schriftgestaltung verlegt, musste Ralph du Carrois bereits bei seinem Diplom beantworten, danach sicher noch unzählige Male. Die Antwort ist so schlicht, wie entwaffnend: Schrift ist das Werkzeug des Grafikdesigners. Und dieses Werkzeug versteht sich als Produkt. Bei der Teamarbeit für Projekte an der Hochschule hat sich du Carrois auf die passende Präsentation verlegt. Als Diplomarbeit reichte er Maurea, seine erste humanistische, lineare Grotesk-Schrift ein. Nach der Gründung von Carrois’ gemeinsam mit seiner Frau Jennifer folgten weitere Schriftprojekte.

Heute besteht das Team aus fünf Designern. Die Lernschrift ABeZeh oder die Kritzelschrift Krikikrak gehören zur Auswahl ebenso wie FiraSans, die aktuell global ausgebaut wird. Latin, Greek und Cyrillic sind bereits komplett. Auch IPA und viele phonetische Zeichen existieren bereits. Devanagari, Thai, Arabisch, Hebräisch und Georgisch folgen noch in diesem Jahr. Chinesisch, Japanisch und Koreanisch sollen in den nächsten Jahren folgen. Ansonsten sieht man sich in dem erfolgreichen Type Design Studio eher als Softwareentwickler, denn als Grafikdesigner. „Schrift hat eine lange Halbwertszeit,“ meint du Carrois, „und die Frage ist doch stets, wer wem folgt.“

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