Dossier Erbstücke. Europäische Geschichten Grafik: Tobias Schrank © Goethe-Institut Würfelzucker, Genossenschaften, Ansichtskarten: Diese Erfindungen und Errungenschaften sind nicht einfach nur in Europa, sondern im europäischen Austausch entstanden. Hier sammeln wir solch europäische „Erbstücke“ – und erzählen ihre Geschichte. Erbstücke © A Bigger Boat Lego Spielzeugklassiker aus Dänemark Man findet sie in Kinderzimmern auf der ganzen Welt: Legosteine. Erfunden hat sie ein dänischer Tischler, der eigentlich Holzspielzeug produzierte. Zu der Variante aus Kunststoff haben ihn Bauklötze aus England inspiriert. In Deutschland eröffnete das Familienunternehmen die erste Vertriebsstelle außerhalb Dänemarks. © Kinolibrary Punk Jugendkultur aus Großbritannien Punk ist mehr als nur drei Gitarrenriffs oder schräge Frisuren. Punk ist eine Bewegung, eine Ideologie. 1976 war das Jahr in dem Punk bekannt wurde, sowohl in Großbritannien als auch in Europa und der ganzen Welt. Foto (Ausschnitt): Daniel Urhøj © Goethe-Institut Dänemark Schrebergärten Vom Armengarten zur Laubenkolonie Gartenzwerg, Liegestuhl und Rosenhecke: Für Millionen von Europäerinnen und Europäern ist der Schrebergarten Erholung pur. Doch ursprünglich hatten Kleingärten einen ganz anderen Zweck. Foto (Zuschnitt): © Adobe Füllfederhalter Vom Ende der Kleckse Verträge, Liebesbriefe, Schulaufsätze – im Lauf der Jahrhunderte haben Tintenflecke viele Schreiben ruiniert. Doch mit den Jahren entstand in Europa aus einem einfachen Federkiel ein ausgeklügeltes Schreibgerät: der Füllfederhalter. © Foto: Fondation Raymond Leblanc Comicserien Die Faszination der Sprechblase Bildergeschichten mit wenig Text für lesefaule Kinder? Von wegen! Europäische Comics setzten als erste weltweit erfolgreich auf Fortsetzung. Von Belgien aus über Frankreich gewannen die Comicserien viele Fans – und hängen längst auch im Museum. In Deutschland erschien zeitweise sogar ein europäisches Comicmagazin. Foto (Ausschnitt): Hristo Kyuchukov Romanes Spuren der Sprache Romanes ist die Sprache der Roma. Der Großteil ihrer Worte stammt aus Indien. Aber auf dem Weg der Roma nach Europa kam Romanes mit vielen europäischen Sprachen in Kontakt – beeinflusste diese und wurde von diesen beeinflusst. Etwa in Bulgarien, Griechenland und Schweden. Foto (Ausschnitt): © Collection-Champagne-Bollinger Champagner Weder geschüttelt noch gerührt Die Champagner-Marke von James Bond trägt den Namen eines Deutschen: Als sich Jacob Bollinger in der Champagne niederlässt, ahnt er nicht, dass sein Getränk eines Tages von der Queen und ihrem Geheimagenten getrunken wird: eine französisch-britisch-deutsche Kooperation der ganz besonderen Art. Foto (Ausschnitt): © Tetra Pak Group Tetra Pak Milch im Quadrat Ob Milch, Saft, Wein oder Suppen: Der Tetra Pak hat es in sich. Ein Schwede erfand die Verpackung, die sich bald auf der ganzen Welt wiederfand, und gründete das gleichnamige Unternehmen. Das sitzt mittlerweile in der Schweiz – dort wiederum machten Wissenschaftler einst eine Erfindung, die dem Karton den Weg zum Erfolg bereitete. Foto (Ausschnitt): Fernand Letist Saxofon Crescendo über Grenzen Der Belgier Adolphe Sax erfand einst das Saxophon – nahm es mit nach Frankreich und versuchte, es dort bekannt zu machen. Ein General nahm das Instrument dankend an, um damit seine Militärkapelle zu beleben. Doch um richtig erfolgreich zu werden, musste das Saxophon den Umweg über Amerika nehmen. Illustration (Ausschnitt): © Gemeinfrei Rübezahl Vom Berggeist zu Gandalf Rübezahl ist ein Berggeist, der den Menschen Angst einjagt oder beisteht – je nach Erzählung. Polen, Tschechen und Deutsche schrieben gemeinsam seine Geschichte. Und dann machte ein britischer Schriftsteller Rübezahl unsterblich, indem er ihm ein literarisches Denkmal setzte. Foto (Ausschnitt): Martinus Rorbye © The Picture Art Collection/Alamy Stock Photo Kafenio Morgens Café, mittags Friseur Kaffeehäuser – da denkt man an Wien, an gedankenversunkene Stunden inmitten großer Denker. Doch in Griechenland waren Kaffeehäuser, die dort Kafenio heißen, nicht nur Ort der intellektuellen Begegnung, sondern auch Friseursalon, Postbüro und Gemüsehändler. © Sjoukje Budde Kakaopulver Vom Luxusgut zum Massenschlager Von den Spaniern nach Europa gebracht, war der Kakao zu Anfang vor allem ein Genuss für Wohlhabende. Bis eine Reihe von Erfindern aus unterschiedlichen Ländern die Bohne der breiteren Masse zugänglich machte. Den Anfang machte ein Niederländer. Foto (Ausschnitt): © British Pathé Minirock Modekult der Sechziger Er entstand aus der Jugendbewegung in den Sechzigerjahren – und beeinflusste nicht nur London, sondern die ganze Welt: der Minirock. Die britische Modewelt wiederum war damals stark von Frankreich und Italien inspiriert. Foto (Ausschnitt): © Wikimedia Commons / archive.org Märchen Es war einmal … Der gestiefelte Kater ging im Märchen in edlen Schuhen, seine Erzählung ging über Grenzen: Erste Aufzeichnungen finden sich in Italien, und über Frankreich gelangte die Geschichte nach Deutschland. Details variierten, aber im Kern blieb sie gleich – so wanderten viele Märchen von Land zu Land. Foto (Ausschnitt): © Pilsner Urquell Pilsner Bier Nur wer wagt, gewinnt Das Pilsner Bier stammt, klar, aus Tschechien. Wobei: Ganz so selbstverständlich ist das gar nicht. Denn die Bürger der Stadt Pilsen waren einst so unzufrieden mit ihrem Bier, dass sie es aus Protest sogar vor dem Rathaus ausschütteten. Doch dann hatten sie eine zündende Idee. Foto (Ausschnitt): © Skimuseum Holmenkollen Skisport Auf dem Sprung In Norwegen entwickelte sich das Skifahren zum Volkssport – bereits in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Viele junge Norweger, die zum Studium ins europäische Ausland gingen, nahmen dann ihre Skier mit: Der Sport verbreitete und veränderte sich. Heute kennen viele europäische Sprachen das norwegische Wort „Ski“. Foto (Ausschnitt): © Elianto Film Giro d’Italia Radsport in Rosarot Die Erfinder des italienischen Etappenrennens Giro d’Italia ließen sich von den Franzosen inspirieren: Die Tour de France diente als Vorbild. Danach prägten viele Radsport-Liebhaber und Fahrer aus ganz Europa den Giro, der immer internationaler wurde – und zuletzt auch oft durch andere Länder führte. Foto (Ausschnitt): Marie Kučerová © Stadtmuseum Dačice Würfelzucker Vom Runden zum Eckigen In Datschitz in Tschechien steht ein Denkmal, das einen Würfelzucker zeigt. Warum? Weil Jacob Christoph Rad ihn hier erfunden hat. Später perfektionierten erst ein Franzose, dann ein Belgier seine Idee – auf die ihn damals ein Zufall brachte. Oder besser gesagt: ein Unfall. Foto (Ausschnitt): Christian Deflandre © Musée de la Carte Postale Ansichtskarten Grüße auf die Reise Wussten Sie, dass die erste Postkarte der Welt aus Wien stammt? Diese war allerdings noch nicht illustriert. Dass Menschen irgendwann auch Ansichtskarten mit Bildern ihrer Urlaubsorte verschicken konnten – das verdanken wir Erfindungen aus Frankreich und Deutschland. Foto (Ausschnitt): Jens Büttner © picture alliance / dpa Genossenschaften Gemeinsam statt einsam Jeder vierte Deutsche ist Mitglied in einer Genossenschaft. Ist die genossenschaftliche Idee, auf der auch die Volksbank beruht, also typisch deutsch? Nein: Sie entstand einst in Frankreich, bevor sie in England zur Bewegung wurde. Und die größte Genossenschaft der Welt findet sich heute in Spanien. Foto (Ausschnitt): Günter Flegar © picture alliance/Westend61 Kurorte und Spas Manche mochten’s heiß Schon die Römer setzten auf die heilende Kraft des Wassers, später entstanden Kurorte in ganz Europa: Menschen reisten für die heißen Bäder nach England, Tschechien – und nach Belgien, in die Stadt Spa. Ihr Name ging, dank britischer Touristen, als Synonym für Mineralbäder in die englische Sprache ein. Die wichtigsten Fragen rund um Kulturerbe Foto (Ausschnitt): © Adobe Kulturerbe Wie es entsteht und was es bedeutet Was ist das eigentlich, Kulturerbe? Wie verändert es unsere Kultur? Und warum bewahren wir es überhaupt? Die wichtigsten Fragen – in Kürze beantwortet. © Goethe-Institut goethe.de/erbstuecke Geschichten, Kulturgüter und Alltagsgegenstände, die im europäischen Austausch entstanden sind: Noch mehr „Erbstücke“ finden Sie auf goethe.de/erbstuecke. Dort können Sie außerdem eigene „Erbstücke“ einreichen! Top