In Korea gibt es zahlreiche Altbauten, die einen hohen Energieverbrauch verursachen. Durch „Green Remodeling“ werden alte, baufällige Gebäude umgebaut – für eine höhere Energieeffizienz und bessere Wohnqualität. Wie sieht eine solche Architektur der Zukunft aus?
Von Geun-young Lee
Etwa 70 % der insgesamt 7,2 Millionen Gebäude in Korea sind Altbauten, die vor über 15 Jahren gebaut wurden – und es werden immer mehr. Die alten Gebäude mit ihrem hohen Energieverbrauch sind auch ein Grund dafür, dass die Treibhausgasemissionen in Korea weiter ansteigen.
Im Rahmen des neuen Abkommens des koreanischen Ministeriums für Land, Infrastruktur und Verkehr soll Green Remodeling dazu beitragen, die Energieeffizienz bestehender, älterer Gebäude zu erhöhen und die Wohnqualität zu verbessern. Im Vergleich zum Neubau ist die Bauzeit wesentlich kürzer und hat zudem auch wirtschaftliche Vorteile. Green Remodeling ist eine umweltfreundliche Bauweise, die Rücksicht auf die Natur nimmt. Ferner steigert sie den Wert des Gebäudes, verbessert die Lebensqualität und reduziert den Energieverbrauch sowie die Treibhausgasemissionen.
Das Friendly Duck House – die Zukunft der koreanischen Landhäuser
Das umgebaute koreanische Landhaus befindet sich in der südkoreanischen Gemeinde Yangsa, die im nördlichen Teil des Landkreises Kanghwa liegt. Yangsa ist nur wenige Kilometer vom Landkreis Gaepung in Nordkorea entfernt. Zwischen ihnen liegt die Kanghwa-Bucht. Bei klarem Wetter sieht man über den Stacheldrahtzaun hinweg sogar die nordkoreanische Industrieregion Kaesong. Byung Un Jung, der Geschäftsführer von E-ECO Construction, einer Baufirma, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat, ließ für seine Mutter, die aus Nordkorea stammt, ein ganz besonderes Haus bauen: ein Haus mit einem Dach, von dem sie aus sehnsuchtsvoll in ihre Heimat blicken kann. Er nannte es Friendly Duck House.
Die Universitätsbibliothek ist nun eine offene, smarte Bibliothek geworden. Das traditionelle Bild von einer eher stillen und nüchternen Umgebung hat sich zu einem Freiraum gewandelt, der berücksichtigt, dass es Studierende heutzutage gewohnt sind, an öffentlichen Orten wie Cafés zu lernen.
Von den Lesesälen aus hat man den besten Ausblick auf den Campus. Dort sitzen Studierende und lernen. Von draußen kann man in die Bibliothek hinein- und auch hinausschauen – so ist ein steter Sichtkontakt gegeben. Die offene Decke vermittelt ein Gefühl von Offenheit, die Tische stehen relativ weit auseinander. Die Studierenden können bei Tageslicht lernen. Für eine kleine Pause stehen neben den Tischen Sofas bereit.
Wie es bei Universitäten mit Schwerpunkt auf Geisteswissenschaften üblich ist, verfügt die Bibliothek über unzählige alte Bücher und Schriften. Daher ließ man im Keller der Bibliothek ein mobiles Regalsystem einrichten, das etwa 700.000 Bücher umfasst. Die ehemaligen Bücherräume hat man zu Aufenthaltsorten umfunktioniert. Sie sind zu kommunikativen Bereichen geworden, in denen Lektüre, individuelles Lernen, Gruppenarbeit und auch Entspannung möglich sind.
Nanjido, einst eine Blumeninsel voller Orchideen und Thymiane, wurde 1978 zu einer Mülldeponie in Seoul. 2002 wandelte die Stadt Seoul die riesige Müllkippe in ein umweltfreundliches Naherholungsgebiet um. 2012 eröffnete dort schließlich das Seoul Energy Dream Center – das erste energieautonome, umweltfreundliche öffentliche Gebäude in Korea.
Das Seoul Energy Dream Center ist das neue Wahrzeichen der Stadt für erneuerbare Energien. Es verwendet Solarenergie sowie geothermische Heiz- und Kühlsysteme. Die Gebäudehülle wurde so konzipiert, dass Energie eingespart werden kann. Die gebäudetechnischen Anlagen wurden ebenfalls verbessert. Durch diese gebündelten Maßnahmen konnte der jährliche Energieverbrauch des Gebäudes im Vergleich zum durchschnittlichen Verbrauch in Korea um 30 % gesenkt werden.
Geht man eine Runde ums Gebäude spazieren, so werden architektonische Gestaltungselemente sichtbar, die dafür sorgen, den übermäßigen Energieverbrauch zu reduzieren und die Energieeffizienz zu steigern.
Das Belüftungssystem im Seoul Energy Dream Center arbeitet mit einer Abwärmerückgewinnung. Im Winter ist die Energieeffienz ≥ 80 % und im Sommer sogar ≥ 90 %. Die Wärme und Abluft aus den Innenräumen werden zurückgewonnen und nach Außen abgeführt, um ein angenehmes Raumklima zu schaffen.
Das Erdgeschoss widmet sich mit seinen Ausstellungen dem Thema „Erneuerbare Energien“. Hier erfährt man Wissenswertes über die Solarenergie, Windkraft, Geothermie, Wasserkraft, Bioenergie und Wasserstoff-Brennstoffzellen. Zudem wird die auf das Seoul Energy Dream Center angewendete Nullenergie und ihre Wirkungen näher erläutert und erlebbar gemacht.
Im ersten Obergeschoss befindet sich das Seouler Klimawandel Lernzentrum. Hier lernen die Besucher*innen etwas über den Klimawandel in der Gegenwart und Zukunft.
Das zweite Obergeschoss besteht aus der Community Hall, die ein Mehrzweckraum für Seminare und diverse Veranstaltungen ist; einem experimentellen Lernbereich, einem Wickelraum und mehreren Ruhezonen. Hier können Besucher*innen sich außerdem energiesparende Technologien wie natürliches Licht, externe und elektrisch betriebene Sonnenblenden, schräg abfallende Wände usw. ansehen.
Das Hybrid-ESS (Energiespeichersystem) ist ein Stromversorgungssystem, das erzeugten Strom speichert und bei Bedarf wieder bereitstellt. Es ist zudem das erste System, das aus recycelten Altbatterien von Elektrofahrzeugen und neuen Batterien besteht. Der von der Solaranlage erzeugte Strom wird gespeichert und dem Gebäude zugeführt. Somit wird eine geringere Umweltverschmutzung als bei der Entsorgung von Lithium-Ionen-Batterien verursacht.
Geothermisches Heiz- und Kühlsystem: Die Erdsondenanlage basiert auf dem Prinzip der konstanten Erdwärme und wird zum Kühlen sowie Heizen verwendet. Im Vergleich zu anderen Kühl- und Heizsystemen werden 20-25 % Strom eingespart.
Die schräg nach unten verlaufende Außenwand berücksichtigt den Stand der Sonne je nach Jahreszeit. Wie die Traufe des Hanok schirmt sie im Sommer die starken Sonnenstrahlen ab. Im Winter gelangt genügend Sonnenlicht ins Innere des Gebäudes, sodass beim Heizen Energie gespart wird. Die weißen keilförmigen Dächer, die wie Flügel an der Fassade angebracht sind, reflektieren das Sonnenlicht in die Innenräume und sorgen für eine ausreichende Tageslichtversorgung. Die externe, elektrisch betriebene Sonnenblende wird den Witterungsverhältnissen wie z.B. Temperatur, Sonneneinstrahlung und Windgeschwindigkeit entsprechend angepasst und automatisch gesteuert. So kann die Energieeffizienz erhöht werden. Ferner wird durch eine gesonderte Regulierung des Lichteinfalls in die Innenräume der Energieverbrauch für die Beleuchtung erheblich verringert.
Im Seoul Energy Dream Center, einem Nullenergiegebäude, das so viel Energie erzeugt wie es verbraucht, können die Besucher*innen die komplexen Zusammenhänge zwischen Energie, Architektur und Klimawandel mit allen Sinnen erleben.
Darüber hinaus gibt es ein vielseitiges Angebot an Veranstaltungen, die im Zusammenhang mit Klimawandel und Energie stehen wie die Eco-Tour, Null-Energie-Bauprogramme für Jugendliche, Puppentheater, Führungen durch verschiedene Ausstellungen usw.