Wissenschaftlicher Gesprächskreis Das Bauhaus in Weimar 1919 – 2019

Das Bauhaus in Weimar 1919 – 2019 © co Surface

Do, 16. Mai 2019
18:30 Uhr

Goethe-Institut Seoul

Die Visuelle Kommunikation im Wandel eines Jahrhunderts

Die Gründung des Bauhaus im April 1919 im Gebäude der Kunsthochschule Weimar war Ergebnis und Ausdruck des gesellschaftspolitischen Umbruchs, der sich in Deutschland mit dem Untergang des Kaiserreichs und der Kapitulation Bahn brechen konnte. Weimar war ein Hauptort für diesen Umbruch: Ein paar Straßenzüge weiter gründete derweil die Nationalversammlung die erste deutsche parlamentarische Republik.
 
Der Berufung von Walter Gropius zum Gründungsdirektor ging eine lange, lebhafte Auseinandersetzung voraus, wie denn die Formgestaltung umzuwälzen sei, damit die Potentiale der weiter voranschreitenden Industrialisierung genutzt werden können, um die Produktion von Alltagswaren und Architektur durch neuartiges Kunstschaffen zu optimieren. Zum didaktischen Konzept gehörte eine künstlerische Grundausbildung bei Paul Klee, Lionel Feininger, László Moholy-Nagy, Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer. Sie sollten die gesamte Kunst des 20. Jahrhunderts prägen. Sie und andere bildeten eine für damalige Verhältnisse hoch internationalisierte Gruppe, die den herkömmlichen Kanon akademischer Ausbildung revolutionierte. Zu Beginn machten Studentinnen etwa die Hälfte der Immatrikulierten aus, 1924-25 ein Drittel. Unter den Lehrenden blieben Frauen eine verschwindende Minderheit.
 
Das Bauhaus war mit zahlreichen Konflikten konfrontiert. Die Aktivitäten der neuen Künstlergeneration provozierten die eher traditionell orientierten Professoren. Diese schieden aus und gründeten 1921 die Hochschule für bildende Kunst. Durch die Hinwendung zur industriellen Produktion ab 1923 verstärkte sich die Ablehnung durch das Handwerk. Dies wiederum fand einen Widerhall in rechten bis hin zu den prononciert völkischen Parteien. Als sie 1924 in Thüringen die Mehrheit erlangten, musste das Bauhaus Weimar Richtung Dessau verlassen.
 
Die Bauhaus-Universität Weimar verfügt heute mit den vier Fakultäten Architektur und Urbanistik, Bauingenieurwesen, Kunst und Gestaltung sowie Medien über ein ganz besonderes Profil und bietet mit ca. 40 Studiengängen ein in Deutschland einmaliges Ausbildungsspektrum an: von der Freien Kunst und dem Produkt-Design über Mediengestaltung und -kultur, Architektur und Bauingenieurwesen und Umwelt sowie Management.

Der Vortrag von Prof. Markus Weisbeck illustriert die Chronologie und die Lehrmethoden der Bildungsinstitution vom Bauhaus in Weimar bis zur 1992 neu gegründeten Bauhaus-Universität Weimar. Prof. Markus Weisbeck studierte 1990-1997 an der Hochschule für Gestaltung. Sein Design Studio Surface startete 1997 in Frankfurt und Berlin. Er ist Professor für Grafik-Design an der Bauhaus Universität Weimar und „part time writer“ für Grafik-Design Themen für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frieze und Form. Seit 2012 Mitglied im Alliance Graphique Internationale.
 
Prof. Chung-hi Lim wird in einem Ko-Referat auf die akademische Vermittlung der visuellen Kommunikation in Korea heute eingehen. PaTI (Paju typography Institute) wurde 2012 gegründet und besteht aus Hanbaegot (4-jähriges Bachelorstudium) und Duhbaegot (2-jähriges Masterstudium). Die Schule ist zwar noch jung, aber die Lehrmethode hat bereits Einfluss auf die koreanischen Universitäten mit Design-Studiengängen. Lehre und Design der PaTI wurden unter anderem durch das Bauhaus inspiriert; es mag zeitlich und geografisch sehr weit entfernt sein, aber die Fragestellungen sind dieselben wie in Korea: wie lehrt man Design, wie definiert sich Design, wie wird Design relevant für die heutige Gesellschaft?

Nach ihrem Kunststudium (BA) und Masterstudium in Kunstphilosophie/-geschichte (MA) an der Hongik Universität promovierte Prof. Chung-hi Lim in Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg. Sie unterrichtet Kunstphilosophie und Kulturforschung an der Yonsei University, PaTI, Korea National University of Arts und ist aktiv in der Kunst-und Kulturbewegung u. a. als Co-Vorsitzende der NGO „Cultural Action“.

Die Moderation des Wissenschaftlichen Gesprächskreises übernimmt der Künstler Dirk Fleischmann, der in Berlin und Seoul lebt, wo er 2014 die RAT school of ART gründete. Darüberhinaus unterrichet er auch Bildende Kunst an der Chung Ang Universität in Korea.

Der Wissenschaftliche Gesprächskreis wird in regelmäßigen Abständen von dem Goethe-Institut Korea, der Deutschen Botschaft Seoul, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, dem Alumninetzwerk Deutschland-Korea und der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt. Er bietet die Möglichkeit, deutsche Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen in deutscher Sprache zu hören und mit ihnen über aktuelle Themen zu diskutieren.
 

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