Digital Concert Hall Freude am Experimentieren mit der symphonischen Form

Andris Nelsons Foto: Monika Rittershaus

Do, 23. Mai 2019
19:00 Uhr

Goethe-Institut Seoul

Die Berliner Philharmoniker im Videostream mit einem einführenden Live-Konzert

Am 23. Mai 2019 präsentiert das Goethe-Institut Korea die dritte Digital Concert Hall des Jahres. Dirigiert von Andris Nelsons, spielen die Berliner Philharmoniker drei symphonische Werke von drei unterschiedlichen Komponisten. Andris Nelson leitet das City of Birmingham Orchestra seit 2008 und ist als Gastdirigent weltweit in mehreren Städten tätig. Bei den Berliner Philharmonikern gab er sein Debut Oktober 2010. Das Thema des Konzerts ist „Freude am Experimentieren mit der symphonischen Form“.
 
Vor Beginn des Videostreams wird, ebenfalls im Veranstaltungssaal des Instituts, ein einführendes Livekonzert von den Studierenden der German School of Music an der Kangnam Universität gegeben. Zunächst führen Yeji Choi (Klarinette), Jihyeon Park (Klarinette) und Hyeonseok Yoon (Bassklarinette) Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento für 3 Bassetthörner KV 439b/3 auf. Danach spielen Minseok Kim (Flöte) und Hyojung Kim (Klavier) Sergej Prokofjews Sonate für Flöte und Klavier Op. 94.
 
Im ersten Teil des Konzertmitschnitts präsentieren die Berliner Philharmoniker die Symphonie Nr. 33 in B-Dur KV 319 von Wolfgang Amadeus Mozart. Inspiriert von seiner Reise nach Paris, wurde das Werk 1779 und 1780 in Salzburg verfasst. Der Musikhistoriker Ludwig Finscher kommentierte: „Experimente, in denen der Horizont der Gattung neu angemessen wurde“. Zunächst hatte die Symphonie drei Sätze, da das Salzburger Publikum dreisätzige Symphonien bevorzugte. In Wien, wo man viersätzige Symphonien bevorzugte, komponierte Mozart das Menuett 1782 nach. Das Werk ist eine Verbindung von Paris nach Salzburg und weiter nach Wien – eine neue Zeit für die Symphonie.
 
Im zweiten Teil spielt das Orchester die Ouvertüre aus der Oper von Richard Wagner Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Zu seiner Zeit war das Stück ungewöhnlich und irritierend für das Publikum, da die Ouvertüre kein Einblick in das Geschehen der Oper gibt. In der Oper geht es um den Minnesänger Heinrich von Ofterdingen, genannt Tannhäuser, der aus der strengen Gesellschaft um den thüringischen Landgrafen Hermann in das Zauberreich der Liebesgöttin Venus geflohen ist. Doch er kehrt nach Wartburg zurück um Elizabeth, die Nichte des Landgrafen, zu gewinnen und nimmt am Sängerwettstreit teil. Als er Venus und die sinnliche Liebe besingt, wird er fast von den versammelten Rittern getötet. Aber dank Elisabeths Eingreifen konnte er sein Leben bewahren. Um Buße zu tun, schließt er sich einer Pilgerfahrt nach Rom an, wird jedoch nach Elisabeths und eigenen Tod zuteil.
 
Die sechste Symphonie von Dmitri Schostakowitsch beschließt den Konzertabend. Nachdem die sowjetische Parteizeitung Prawda 1936 ihn wegen der Abweichung vom sozialistischen Dogma kritisierte, reagierte er mit der „optimistischen“ Fünften Symphonie. Die Sechste Symphonie nimmt einen Platz zwischen der klassischen Fünften und pathetischen Siebten „Leningrader Symphonie“ ein. Zunächst löste die Symphonie nach den ersten Aufführungen 1939 in Moskau und Leningrad Verwirrung aus, vor allem wegen des ungewöhnlichen formalen Aufbaus. Beispielsweise dauert der langsame Kopfsatz etwa so lange wie Allegro und Finale zusammen. Die Zusammensetzungen solcher Variationen ersetzen fast ganz die gewohnte Dramatik der symphonischen Entwicklung.
 
Die Berliner Philharmoniker gelten als eines der weltweit führenden Symphonieorchester. Das Orchester der deutschen Hauptstadt, dessen Ursprünge bis in das Jahr 1882 zurückreichen, hat im Laufe seiner Karriere zahlreiche Preise gewonnen – unter ihnen nicht nur viele Echo- und BRIT-Awards aus dem Bereich Klassik, sondern auch acht Grammys. 2007 wurden die Berliner Philharmoniker zum Internationalen UNICEF-Botschafter ernannt und sind damit die einzige Institution weltweit, die diesen Titel tragen darf.
 
Die Konzerte der Berliner Philharmoniker kann man auch außerhalb Berlins genießen: Das Orchester stellt alle Konzerte online im Stream in ihrer „Digital Concert Hall“ zur Verfügung. Das Goethe-Institut Korea zeigt einmal im Monat eines der Konzerte auf der Leinwand in seinem Veranstaltungssaal. Umrahmt wird die Veranstaltung im Wechsel von einer Live-Aufführung oder einer Einführung in das gezeigte Werk.
 
Wagner: Overture to Tannhäuser (Quelle: YouTube)

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