Filmreihe Das Private ist politisch

Die bleierne Zeit © STUDIOCANAL GmbH

Di, 20. August 2019 -
So, 1. September 2019

Cinematheque des Korean Film Archives

Filmemacherinnen aus Deutschland

In Kooperation mit der Deutschen Kinemathek und dem Korean Film Archive zeigt das Goethe-Institut Korea insgesamt 12 Spiel- und Dokumentarfilme von Filmemacherinnen aus der ehemaligen DDR sowie aus der Bundesrepublik Deutschland aus den Jahren 1968–1999. Zwar ist die deutsche Filmgeschichte auch zuvor von weiblichen Produzentinnen, Autorinnen, Architektinnen, Szenen- oder Kostüm­bildner­innen geprägt worden, doch nahmen Frauen erst in diesen Jahren auch verstärkt die zentrale Position der Regie ein. Entwickeln konnte sich dieses Filmschaffen in der Bundesrepublik Deutschland im Kontext der Student*innen­bewegung von 1968, eng verbunden mit der Neuen Frauenbewegung und dem Neuen Deutschen Film. In der DDR hingegen entstanden alle Filme innerhalb eines staatlich gelenkten Studiosystems: Die DEFA bot einigen Pionierinnen bereits in den 1950er-Jahren die Möglichkeit, Regie zu führen, allerdings vornehmlich bei Filmen für Kinder. Ab dem Ende der 1960er-Jahre rückte der sozialistische Alltag in den Fokus der Regisseurinnen in der DDR.
 
Das von Rainer Rother, Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek in Berlin, kuratierte Programm zeigt Filmklassiker und Entdeckungen, darunter Filme von Margarethe von Trotta, Helma Sanders-Brahms, Helke Misselwitz und Sibylle Schönemann. Es ermöglicht einen Blick auf die gemeinsamen Themen der Filmemacherinnen aus beiden deutschen Staaten ebenso wie die Unterschiede, die in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR in Bezug auf die Produktionsbedingungen galten und zudem die besondere Weise, wie die Regisseurinnen auf die Ergebnisse der friedlichen Revolution in der DDR und die Vereinigung der beiden deutschen Staaten reagierten.

Gemeinsam ist den Filmemacherinnen und ihren Protagonistin­nen das Interesse an der Erkundung eigener Lebensräume und die Suche nach einer eigenen filmischen Sprache. Die ausgewähl­ten Filme reflektieren, jeweils geprägt von den sich wandelnden Lebens- und Produktions­bedingungen, den Umgang mit Körper, Raum und gesellschaftlichen Beziehungen sowie mit Alltag und Arbeit. In vielen Fällen bildet die persönliche Geschichte der Filmemacherinnen den erzählerischen Ausgangspunkt.

Einen ausführlichen Vortrag hierüber wird Rainer Rother am 23. August im Anschluss an die Filmvorführung von Die Bleierne Zeit halten. Er wird außerdem in die folgenden Filme einführen: Die Bleierne Zeit (Fr. 23.08. 15:00 Uhr), Neun Leben hat die Katze (Fr. 23.08. 19:00 Uhr) und Von wegen Schicksal (So. 25.08. 15:00 Uhr).
 
Die Filmemacherin Sibylle Schönemann wird am 24. August um 15:00 Uhr in ihren Film Verriegelte Zeit aus dem Jahr 1990 einführen und nach der Vorführung in einem Gespräch mit Oh Sungji Fragen zu ihrem Filmschaffen und Selbst­verständnis als Filmemacherin beantworten.
 
Sibylle Schönemann ist ab 1972 als Regieassistentin in Ostberlin im DEFA-Studio für Spielfilme beschäftigt. Zwischen 1980 bis 1984 ist sie Mitglied der Gruppe „Berlin“ im Dokfilmstudio, legt verschiedene Drehbuchentwürfe vor. Als sie 1984 einen Ausreiseantrag in die Bundesrepublik stellt, wird sie verhaftet und bis zu ihrer Übersiedelung nach Hamburg 1985 inhaftiert. Nach dem Zusammenbruch der DDR sucht sie 1990 in ihrem Dokumentar­film Verriegelte Zeit nach Antworten für ihre Inhaftierung. Sie sucht Zeitzeugen auf, kehrt in ihre Zelle ins Gefängnis zurück, schildert die Ereignisse ihrer Ausweisung und geht der Frage nach, warum Menschen spionierten und Richter verurteilten. Seit 1991 ist Sibylle Schönemann als freie Autorin und Regisseurin tätig.

Filmprogramm:
 
1. Neun Leben hat die Katze, 1968
Regie: Ula Stöckl

2. Die Taube auf dem Dach, 1973
Regie: Iris Gusner
Trailer von Die Taube auf dem Dach (Quelle: YouTube)
 
3. Unter dem Pflaster ist der Strand*, 1975
Regie: Helma Sanders-Brahms
 
4. Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – REDUPERS, 1978
Regie: Helke Sander
 
5. Ich denke oft an Hawaii, 1978
Regie: Elfi Mikesch
 
6. Von wegen Schicksal*, 1979
Regie: Helga Reidemeister
 
7. Die bleierne Zeit, 1981
Regie: Margarethe von Trotta
 
8. Das Fahrrad, 1982
Regie: Evelyn Schmidt
Trailer von Das Fahrrad (Quelle: YouTube)
 
9. Winter adé, 1988
Regie: Helke Misselwitz
Trailer von Winter adé (Quelle: YouTube)
 
10. Verriegelte Zeit*, 1991
Regie: Sibylle Schönemann
 
11. Nie wieder schlafen, 1992
Regie: Pia Frankenberg
 
12. Mit Haut und Haar*, 1999
Regie: Crescentia Dünßer, Martina Döcker
 
* Die englischen Untertitel, die als Grundlage der koreanischen Übersetzung dienten, wurden mit freundlicher Unterstützung von German Films produziert.

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