Wissenschaftlicher Gesprächskreis / Lesung Heinz Bude: „Gesellschaft der Angst“

Heinz Bude Foto: Dawin Meckel

Do, 20. Oktober 2016
18:00 Uhr Lesung
19:00 Uhr Vortrag und Diskussion

Goethe-Institut Seoul

Lesung und Vortrag des Soziologen Heinz Bude mit einer Replik durch Jin-Wook Shin

Die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, fängt in der heutigen Gesellschaft schon sehr früh an: wählt man „die falsche Universität, die falsche Fachrichtung, die falschen Auslandsaufenthalte, die falschen Netzwerke, den falsche Partner oder den falschen Ort“? Die Liste der Ängste wird immer länger, seien es Phobien vor der Höhe oder zu engen Räumen, Ängste vor Terrorismus und Krankheiten oder eben vor der Zukunft und auch vor der Vergangenheit. Entscheidungen müssen wir in unserem Leben immer wieder treffen, eine Pause scheint es nicht zu geben. Und wenn man doch mal eine Pause machen sollte, muss sie gut begründet und nachvollziehbar sein. Wie lebt sich ein Leben in Angst, wie ist es dazu gekommen, welche psychischen Folgen hat es und wie können wir uns von diesen Ängsten und diesem permanenten Druck befreien? Oder wird es in Zukunft immer schlimmer?
 
Um diese Fragen wird es im Vortrag von Heinz Bude gehen, der im Mittelpunkt des diesmaligen Wissenschaftlichen Gesprächskreises steht. Im Anschluss wird Heinz Bude mit dem südkoreanischen Soziologen Jin-Wook Shin und dem Publikum diskutieren.

Prof. Dr. Heinz Bude ist einer der bekanntesten deutschen Soziologen. Nach einem Studium der Soziologie, Philosophie und Psychologie an der Universität Tübingen und der Freien Universität Berlin ist er seit 2000 Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel. Seine Schwerpunkte liegen in der Generations-, der Exklusions- und der Unternehmerforschung, zu seinen Veröffentlichungen zählen Das Gefühl der Welt – Über die Macht von Stimmungen (2016), Die Ausgeschlossenen – Das Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft (2008) und Gesellschaft der Angst (2014). Die koreanische Übersetzung von Gesellschaft der Angst ist im Dezember 2015 im Verlag Dongnyok erschienen. Vor Beginn des Wissenschaftlichen Gesprächskreises um 19 Uhr findet um 18 Uhr in der Bibliothek des Goethe-Instituts eine deutsch-koreanische Lesung aus dem Buch statt.
 
Jin-Wook Shin ist Professor für Soziologie und Direktor des DAAD-Zentrums für Deutschland- und Europastudien an der Chung Ang University in Seoul. Nach einem Studium an der Yonsei University promovierte Shin an der Freien Universität in Berlin und veröffentlicht heute auf Koreanisch, Englisch und Deutsch. Er beschäftigt sich insbesondere mit der gegenwärtigen Entwicklung der Gesellschaft und der wachsenden Ungleichheit in Südkorea.

Diese Veranstaltung ist Teil zweier Veranstaltungsreihen. Im Wissenschaftlichen Gesprächskreis, der in regelmäßigen Abständen von der Deutsche Botschaft Seoul, ADeKo, dem DAAD, dem Goethe-Institut und der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft durchgeführt wird, referieren deutsche Wissenschaftler und stellen sich anschließend dem Gespräch mit koreanischen Kollegen und dem Publikum.
 
Zudem ist der Auftritt von Heinz Bude Teil der globalen Debattenreihe „Kritikmaschine“. Veranstalter sind das Goethe-Institut und das Kursbuch, eine der wichtigsten intellektuellen Zeitschriften Deutschlands. Unter anderem spricht die Journalistin Meredith Haaf über den neuen Feminismus, der Architekt Friedrich von Borries über politisches Design, die Historikerin Sabine Donauer über Arbeit in der digitalen Gesellschaft und der Soziologe und Kursbuch-Herausgeber Armin Nassehi über Gesellschaftskritik. Intellektuelle aus dem jeweiligen Gastland antworten auf den Vortrag. Die Veranstaltungsreihe will fremde Perspektiven miteinander konfrontieren, sie will nach neuen Antworten suchen – und nach neuen Fragen.

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