Ausstellung ZEITSPRUNG

ZEITSPRUNG © Goethe-Institut Kasachstan

Do, 26.11.2020 –
Fr, 25.12.2020

Nur-Sultan

Erich Salomon / Barbara Klemm

Wechselseitige Begegnung bildet die Basis jeden kulturellen Dialogs zwischen Menschen unterschiedlicher nationaler Herkunft. Zu gegenseitigem Verständnis und zur Informationsvertiefung widmet sich das Institut für Auslandsbeziehungen der Aufgabe, den Kunstaustausch zwischen Ländern durch Kunstausstellungen zu befördern und dadurch für das Ausland ein so realistisches wie facettenreiches Deutschlandbild zu zeichnen. Kaum ein artistisches Ausdrucksmittel wäre besser geeignet als die künstlerische Fotografie, um einen überzeugenden Blick auf unsere deutsche Kunstszene zu eröffnen. Deshalb hat das Institut für Auslandsbeziehungen eine Ausstellungsreihe zur Fotografie aus Deutschland begonnen, die jetzt mit den fotografischen Arbeiten von Barbara Klemm und Erich Salomon ihre Fortsetzung findet.
Das Arbeitsgebiet des Bildjournalisten ist die ganze Welt. Bereits vier Ausstellungen hat das Institut für Auslandsbeziehungen dem Bildjournalismus, diesem hervorragenden Aspekt der Fotografie, gewidmet. Bildjournalistische Fotografie reflektiert wie kein anderes Medium das Besondere der historischen Situation und wendet geschärfte Aufmerksamkeit auf deren gesellschaftliche, politische und kulturelle Folgewirkungen.
Bildjournalisten – das sind nach gängiger Vorstellung verwegene Abenteurernaturen, die, behängt mit Kameras und Wechselobjektiven, von Land zu Land reisen, um Sensationen, dramatische Ereignisse und nicht zuletzt Katastrophen publikumswirksam zu bebildern. Doch Sensationsberichterstattung mit aufrührenden, sogar schockierenden Inhalten ist nicht die Sache von Barbara Klemm und Erich Salomon. Auch wenn zwischen ihren Lebenswerken ein Abstand von fünfzig Jahren liegt, verfolgten sie doch ähnliche Ziele. Beiden geht es um sensible Bildberichterstattung. Mit programmatischem Nachdruck arbeiten sie an der ästhetischen und psychologischen Bildvertiefung. Sie beobachten unsere Lebenswelt aus den besonders charakterisierenden Blickwinkeln und stellen sie in ihren verschiedenen Teilaspekten dar: Landschaft, Architektur, Porträt, Zeitgeschichte, Gesellschaft. Sie dokumentieren auf je eigene Art, was sie an der vorgefundenen Wirklichkeit aufmerksam werden ließ. Sie zeigen das Sein der Welt – wirklichkeitsoffen, aber mit persönlicher Anteilnahme, nicht als Bloßstellung, schon gar nicht entblößend, sondern mit der Würde des Dargestellten im Blick und im Sinn.
Die künstlerische Ambition ihrer Projekte und deren ästhetischer Anspruch führen über den trivialen Bildjournalismus hinaus: Beide Fotografen sind zwar überwiegend im Auftrag einer Zeitung oder Zeitschrift unterwegs gewesen, unterscheiden jedoch nicht grundlegend zwischen fremdem Auftrag und selbst verantwortetem Werk. Sie erkennen und ziehen auch kleine Ereignisse am Rande des Zentralgeschehens ins Bild, das eher Beiläufige, das sich oft als aussagekräftiger und symbolhafter als die Hauptaktion erweist. Das sind die gleichsam frei entstandenen Aufnahmen, für deren Abdruck sie dann in ihren Redaktionen kämpften.
Mein Dank gilt Barbara Klemm für ihr engagiertes und nimmermüdes Interesse am gemeinsamen Vorhaben und Ulrich Domröse, Leiter der Fotografischen Abteilung der Berlinischen Galerie, für die Bereitstellung der Werke von Erich Salomon. Dem Kurator Andreas Rost danke ich für seine kundige und sichere Auswahl. 

Ursula Zeller

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