Austellung FABRIK

Single-channel video, 23’ © Hito Steyerl

Vernissage: Donnerstag, 30. März, von 18:00 bis 21:00 Uhr

Sursock Museum

In Partnerschaft mit dem Sursock Museum und ifa

Kuratiert von Florian Ebner

Über die Ausstellung


FABRIK präsentiert Werke von fünf internationalen KünstlerInnen zu den Themen „Arbeit“, „Migration“ und „Revolte“. Diese Konstellation verwandelt den Ausstellungsraum in eine Fabrik – die virtuelle Fabrik unserer neuen vernetzten Welt; eine verlassene ägyptische Fabrik; und eine Fabrik für politische Narrativen und die Analyse unserer virtuellen Kultur. Im Kern aller Arbeiten treffen wir auf Sinnbilder der Revolte, ob theatralischer, fotografischer, filmischer, virtueller und/oder physischer Natur.

Die teilnehmenden KünstlerInnen sind Jasmina Metwaly und Philip Rizk, Olaf Nicolai, Hito Steyerl und Tobias Zielony.

Die großformatige, immersive Videoinstallation von Hito Steyerl, „Factory of the Sun“, zeigt eine politische Welt in Aufruhr und eine Welt der Bilder in Bewegung. „Factory of the Sun“ spielt in einem imaginären Filmstudio und mit der Form von Videospielen. Im Mittelpunkt steht das Konzept des Sonnenlichts, eines uralten Symbols für Macht und Fortschritt, das uns mitten hinein in die Debatten über unsere digitale Gegenwart führt.

Alles in diesem Spiel basiert auf der Immaterialität von Licht als einem Medium für Information, physische Körper und Werte.

Das dokumentarische Essay von Tobias Zielony umfasst Fotografien afrikanischer Flüchtlinge in Berlin und Hamburg. Einerseits stellen diese Bilder eine autonome fotografische Narrative dar; andererseits zeigen sie Themen aus Zeitungsartikeln, die afrikanische Autoren in den Herkunftsländern der Protagonisten veröffentlicht haben: Sudan, Kamerun und Nigeria. Zielony schwimmt gegen den Strom des klassischen ereignisorientierten Fotojournalismus an und zeigt zugleich, wie nah sich die Diskursräume der (künstlerischen) Fotografie und des Journalismus wieder einmal gekommen sind.

Die Videoinstallation von Jasmina Metwaly und Philip Rizk ist ein experimentelles Kammerspiel in filmischer Form. Für „Out on the Street“ lud das Künstlerduo arbeitslose und arbeitende Einwohner von Kairo in ein improvisiertes Studio auf dem Dach eines Wohnblocks ein. Dort konnten sie ihre eigenen Geschichten über die Macht von Beziehungen erzählen, die sie in ihrem Arbeitsleben gesammelt hatten. Im Laufe der Proben traten Erfahrungen mit der Ungerechtigkeit des Arbeitsmarktes, Polizeigewalt, konstruierten Anschuldigungen und zahllosen Fällen von Korruption zutage. „Out in the Street“ verwebt fiktionale Darstellungen mit persönlichen Aussagen und Handyfilmen und verbindet diese individuellen Erzählungen mit größeren gesellschaftlichen Kämpfen.

Olaf Nicolai hat für seine Arbeit Dokumente aus seinem performativen Werk GIRO zurückverfolgt und versammelt, das für die Dauer der 56. Biennale in Venedig auf dem Dach des Deutschen Pavillons zu sehen war. Seine Arbeit geht von der visuellen Recherche in die Ikonografie des Dachs über, einen Raum, der sowohl Freiheit als auch Risiken birgt. Eine umfangreiche Zusammenstellung von Bildern, die sowohl aus den modernen Medien wie auch dem Kulturerbe stammen, ist von großen Videoprojektionen umgeben – Aufnahmen der vom Dach fliegenden Bumerangs während der Performance von GIRO. Nicolais Installation konzentriert die zentralen Motive der FABRIK-Ausstellung: das Dach als politischer Raum und die weltweite Zirkulation von Bildern, Menschen und Dingen.

FABRIK kann als Parabel für die Metamorphose der visuellen Medien aufgefasst werden, von Bildern als klassischem Mittel der Dokumentation bis hin zum Erzeugen, Verarbeiten und Projizieren derselben. Sie lässt sich aber auch als Aussage über die wandelbare Nutzung von Bildern und das Verwischen der Grenzen zwischen Dokument, Zeugnis und Fiktion verstehen.

Eine Ausstellung des ifa (Institut für Auslandsbeziehungen), www.ifa.de

FABRIK präsentiert den Deutschen Pavillon der 56. Biennale von Venedig (2015) im Rahmen einer Wanderausstellung. Ihre erste Station ist das Sursock Museum.

Technische Leitung: Manuel Reinartz
Organisation: Nina Bingel

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