Theateraufführung Stolpersteine

Marthe Lola Deutschmann, Antonia Mohr Foto: Felix Grünschloß

Do, 05.10.2017

19:00 Uhr

Litauisches Nationaltheater, Kleine Bühne

Theaterfestival „Sirenos“

Deutschland ab 1933 – staatliche Überwachung, Kontrolle und Zensur. Die Inszenierung „Stolpersteine“ erinnert an ein trauriges Kapitel der deutschen Kulturgeschichte: Sie zeigt wie antisemitische Diskriminierung und die Entlassung linker und liberaler Theaterkünstler*innen nach der Machtübernahme Hitlers im Detail funktioniert hat.
 
Der Titel der Inszenierung bezieht sich auf ein Kunstprojekt des Kölner Bildhauers Gunter Demnig, der zur Erinnerung an die rund sechs Millionen ermordeten Juden, sowie an die verfolgten und getöteten Sinti, Roma, Homosexuellen, politische und religiöse Gegner, als auch Menschen mit Behinderung, Stolpersteine in die Bürgersteige vor ihren letzten frei gewählten Wohnsitzen einlässt. Eben solche Steine sind auch vor dem Staatstheater in Karlsruhe zu finden, eine besondere Ausnahme, die den Schauspieler Paul Gemmecke und die Opernsängerin Lilly Jank ehren soll, die in 1933 beide ihre Arbeit verloren auf Grund ihrer Jüdischen Herkunft. Mit Hilfe von Originaldokumenten aus dem Archiv des Staatstheaters, sowie atmosphärischer Video Installationen und Unterlegung von Musik gewähren der Regisseur Hans-Werner Kroesinger und die Dramaturgin Regine Dura, dem Zuschauer Einblick in die Schicksaale dieser beiden Künstler und zwei weiterer Angestellter des Theaters unter der Herrschaft Hitlers.
Zum Ende der Inszenierung wird die Bühne zu einem Lesesaal, in den die Zuschauer eingeladen sind, um einen Blick auf die Dokumente zu werfen.
 
Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura sind die wichtigsten freien Dokumentartheatermacher in Deutschland. Ihre Inszenierungen entstehen nach umfangreichen Materialrecherchen als Stückentwicklungen mit ihren Schauspielern, u. a. zu Themen wie dem Genozid in Ruanda, der europäischen Grenzagentur Frontex oder der Südosteuropa-Front des Ersten Weltkriegs. 2007 erhielt Kroesinger den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin für seine Jugendtheaterinszenierung Kindertransporte im Theater an der Parkaue. Für das STAATSTHEATER erarbeiteten Dura und Kroesinger 2011 die Straßenbahn-Performance Karlsruhe – Stadt der Gerechten. Ihr Stück „Stolpersteine Staatstheater“ wurde als eine der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen der Saison zum Berliner Theatertreffen 2016 eingeladen.
 

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