Neuerscheinungen
Von zeitgenössischer Kunst bis zur Geschichte der Automobile Lamborghinis

Lettische, europäische und US-amerikanische Verlage haben im Oktober und November eine Reihe gut gemachter Kunst- und Designbücher herausgebracht.

Leseratten sollten aufpassen, dass sie sich nicht in der gleichen Lage wiederfinden, wie sie Mode-Maître Karl Lagerfeld – einer der Helden der Buchauswahl von Arterritory.com – beschreibt. Er sammle keine zeitgenössische Kunst, denn in seiner Wohnung sei vor lauter Büchern kein Platz mehr frei…

Wir stellen ihnen eine Auswahl von fünf Neuerscheinungen vor. Dabei reichen die Themen vom Essen in moderner und zeitgenössischer Kunst, über die Geschichte der Automobile Lamborghinis und Porträts in der lettischen Kunst des 19. Jahrhunderts bis zum munteren Altmeister der zeitgenössischen Kunst Michelangelo Pistoletto.

„Das Porträt in Lettland. 19. Jahrhundert”

Zusammengestellt von Inta Pujāte und Dainis Bruģis
Verlag: Neputns


Das Porträt in Lettland. 19. Jahrhundert Das Porträt in Lettland. 19. Jahrhundert | © Verlag: Neputns Im Jahr 2008 wurde im Schlossmuseum Rundāle die Ausstellung „Das Porträt in Lettland. 19. Jahrhundert“ eröffnet, mit der eines der größten und langfristigsten Projekte dieser Art zu Ende ging: ein drei Jahrhunderte umfassender Ausstellungszyklus zur lettischen Porträtkunst. Anfang Oktober 2014 erschien im Verlag Neputns das wahrhaft monumentale Werk „Das Porträt in Lettland. 19. Jahrhundert“, das sowohl einen Teil des Katalogs der erwähnten Ausstellung beinhaltet, als auch eine Reihe wissenschaftlicher Aufsätze zum Porträtgenre. Die vom Verlag in das Buch investierte Arbeit und dessen kulturhistorischer Inhalt machen es zu einem einmaligen, enzyklopädischen Werk.

Der Katalogteil des Buches beinhaltet 565 Porträts. Sowohl Werke, die in der Ausstellung zu sehen waren, als auch Exponate, die für die Ausstellung ausgewählt worden waren, jedoch wegen Platzmangels nicht gezeigt werden konnten. Die Werke sind alphabetisch nach den Namen der Künstler geordnet und werden von einer Kurzbiographie der Maler begleitet. Zu jedem Porträt werden grundlegende Informationen geliefert sowie auch eine kurze Biographie der abgebildeten Person, sofern diese bekannt ist. Nicht umsonst hat einer der Kuratoren des Katalogs, der Direktor des Schlossmuseums Rundāle, Imants Lancmanis, betont, das Buch sei nicht nur eine Enzyklopädie über Künstler und ihre Werke sondern biete darüber hinaus auch Informationsmaterial über die Menschen des 19. Jahrhunderts. Im Buch finden sich Aufsätze zum Porträtgenre von Eduards Kļaviņš, Imants Lancmanis, Sarmīte Fogele, Edvarda Šmite, Anita Meinarte, Dainis Bruģis und Inta Pujāte. Die Aufsätze bieten den Leserinnen und Lesern Hintergrundwissen zu den Künstlern, ihrer Epoche und der Entwicklung der Porträtkunst in Lettland.

„Konceptualisms Latvijā: domāšanas priekšnosacījumi”
(Der lettische Konzeptualismus: seine ideellen Voraussetzungen)

Autor: Jānis Taurens
Verlag: Neputns


Der lettische Konzeptualismus: seine ideellen Voraussetzungen Der lettische Konzeptualismus: seine ideellen Voraussetzungen | © Verlag: Neputns Das Buch von Jānis Taurens ist die erste großangelegte Studie zum Konzeptualismus in der lettischen Kunst. Die zwei Teile des Buches bieten sowohl einen Überblick über die Peripetien des westlichen Konzeptualismus, als auch eine Analyse der Situation in Lettland. Der Autor selbst schreibt: „Der Konzeptualismus ist in der lettischen Kunst kein selbstverständlicher Begriff, sondern mehr ein Problem bzw. eine Frage. In diesem Fall liegt die Antwort aber nicht in der Aufstellung einer Behauptung oder einer Negation, sondern ist eher mit buchhalterischen Dokumenten der Kunst vergleichbar”. „Beim Schreiben des Textes waren für mich weniger einzelne Urteile oder Gedankengänge wichtig, in denen man auch gewisse Inkonsequenzen festmachen kann, als vielmehr die Skizzierung sinnvoller Möglichkeiten des Denkens. Sinn ist ja bekanntlich ein breiterer Begriff als die Wahrheit“ sagt der Autor, Architekt und Philosoph Jānis Taurens.

„Kristians Brekte”

Herausgegeben von Elīna Sproģe
Verlag: Neputns


Kristians Brekte Kristians Brekte | © Verlag Neputns Kristians Brekte hat sich in der zeitgenössischen Kunst Lettlands vor mehr als zehn Jahren einen Namen gemacht, dem sofort etwas Skandalöses anhaftete. Seine Arbeiten spielen aus moderner und sozialkritischer Perspektive mit Tabuthemen, die eine gesellschaftliche Reaktion provozieren. Im öffentlichen Raum ausgestellt erregten sie mehrfach großes Aufsehen. Der Verlag „Neputns” hat nun den bisher umfangreichsten Bildband zum Werk des Künstlers herausgebracht. Die Herausgeberin Elīna Sproģe schreibt: „Die von Brekte abgebildete Realität ist pervers, sündhaft und oft grausam. Unsere heutige träge Gesellschaft zieht es vor so zu tun, als sähe sie diese nicht, denn Gleichgültigkeit ist eine sehr bequeme Haltung. Doch muss man sagen, dass Kristians‘ eigene gesunde Einstellung zum Leben seinen Werken eine unerklärliche Leichtigkeit verschafft. Wir beginnen mit dem Moment unserer Geburt zu sterben - wer das nicht hinnehmen kann, der legt sich selbst schwere Fesseln an. (…) Diese innere Freiheit erlaubt es Kristians über der Thematik seiner Werke zu stehen.”

„Bastion of the Muses”

Autor: Mikus Čeže
Verlag: LNO und Neputns


Bastion of the Muses Bastion of the Muses | © Verlag Neputns Im Oktober erschien „Bastion of the muses“ ein Werk des Musikwissenschaftlers Mikus Čeže, das von der Lettischen Nationaloper mit Unterstützung des Freihafens Riga und in Zusammenarbeit mit dem Verlag „Neputns” herausgegeben wurde. Das Album zeigt in 206 Fotografien anschaulich die Metamorphosen des Gebäudes der Lettischen Nationaloper, welches früher das Deutsche Rigaer Stadttheater beherbergte und auf den Fundamenten der sogenannten Pfannkuchen-Bastei erbaut wurde. Dieses Gebäude, dessen Giebelfries von Apoll bewachenden Musenskulpturen gekrönt ist und von außen ideal der Vorstellung eines Theaters als Tempel der Kunst entspricht, kann seit 1863 auf mehr als 150 Theatersaisons zurückblicken. In dieser Zeitspanne waren verschiedenste Ensembles tätig, die Theaterstücke, Opern, Operetten und Ballettaufführungen einstudierten. Der Hauptfokus des Albums liegt auf den architektonischen Veränderungen im Exterieur und Interieur des Operntheaters. „Bastion of the Muses“ ist im Gang des Parterre der Lettischen Nationaloper vor den Aufführungen und in den Pausen erhältlich.

„Koka māja. Wooden House”

Eine Idee von Zaiga Gaile
Verlag: Verein Latvia Nostra


Koka māja. Wooden House Koka māja. Wooden House | © Verlag Neputns Zaiga Gaile wurde im Frühjahr für die Rekonstruktion des Gebäudes der Rigaer Mittelschule für Design und Kunst in der Lāčplēšastraße 55 der „Lettische Architekturpreis 2014“ verliehen. Das Gebäude wurde im Jahr 1819 im Auftrag von Zarin Elisabeth II als Schule für russische Kinder erbaut. Fast zwei Jahrhunderte lang diente das älteste hölzerne Bauwerk im Zentrum Rigas, das mit seinen 900 Quadratmetren auch der größte einstöckige Holzbau der Stadt ist, als Schule. Gleichzeitig mit der Wiedereröffnung der renovierten Schule zum Start des neuen Schuljahres im September wurde vom Verein Latvia Nostra das Buch „Koka māja. Wooden House” herausgegeben, in dem auf Lettisch und Englisch die Geschichte des Hauses und seine Renovierung dokumentiert ist. Die Idee zum Buch stammt von der Architektin Zaiga Gaile. Das Werk vereint Geschichten und Bildzeugnisse über die Schule und das Schulleben von der Zeit Elisabeths bis zur Renovierung: Archivmaterial aus Riga und Tartu, die Orginalpläne des Gebäudes, Skizzen, Zeichnungen, Dokumente, Fotografien, Erinnerungen der Erzieher und Lehrer von damals und heute, Reproduktionen von Schulaufgaben sowie Briefe von Europa Nostra-Teilnehmern. Das von Zaiga Gaile detailliert beschriebene Renovierungskonzept des Gebäudes hingegen stellt die Arbeitsphilosophie des Architekturbüros vor und präsentiert methodisches Material zur Bewahrung des Architekturerbes. Redaktiert wurde „Koka māja. Wooden House” von Vilnis Vējš, die Texte stammen von Zaiga Gaile, Liene Zemīte, Anita Čerpinska, Anita Vanaga und Jānis Borgs.