Fotoausstellung Aufbruch! Architektur der 50er Jahre in Deutschland

Großmarkt Hamburg Foto: Hans Engels

Do, 22.01.2015 –
Mo, 27.07.2015

Goethe-Institut

Eine Ausstellung mit Fotografien von Hans Engels und Texten von Axel Tilch

Mit viel Schwung in Mode, Musik, Design und Architektur begann die junge Bundesrepublik. In den 50er Jahren entstand, was uns heute vielfach beglückt und bedrückt. Kühlschrank und Staubsauger hielten Einzug in die Haushalte, in den Wohnzimmern standen Cocktailsessel, Nierentische und dreistrahlige Tütenlampen, die Zahl der Autos explodierte, der Ruf nach Autobahnen folgte auf dem Fuß. Die Frau gab sich modern, obwohl ihr erst ab 1.Juli 1958, mit der Reform des BGB, die volle Vertragsberechtigung und die Berechtigung zur Erwerbstätigkeit eingeräumt wurde. Die Damenmode betonte die schmale Linie mit Bleistiftröcken und Pfennigabsätzen, das Cocktailkleid setzte sich durch und die Mädchen trugen weite Röcke mit Petticoat aus volanartig gerafftem Perlontüll. In jedem Fall war die Taille sehr eng. Im Rock´n´Roll feierten die Halbstarken ein neues Lebensgefühl und orientierten sich im Habitus an James Dean und Marlon Brando. Die 50er Jahre waren eine Zeit des Aufbruchs in den Konsumrausch und in die Mobilität. Sie gelten aber auch als miefige, verklemmte Zeit, geprägt von Autoritäten in Kirche, Schule und Staat. Antikommunismus und Kalte-Kriegs-Hysterie stempelten Oppositionelle zu Staatsfeinden.

In der Architektur geht die Epoche der 50er Jahre von der unmittelbaren Nachkriegszeit bzw. des Wiederaufbaus von 1945 bis Anfang der 60er Jahre. Sie wurde abgelöst durch das rationalisierte Bauen der 60er und 70er Jahre, in denen das spielerische und leichte völlig verloren gegangen ist. Charakteristisch für die Architektur der 50er Jahre ist die Stilvielfalt, der Reichtum an unterschiedlichen Formen und Details, das Überdenken dessen, was in den Jahrzehnten zuvor als Stil bevorzugt wurde: z.B. die in den 20er Jahren und darüber hinaus weitergeführten konservativen Strömungen mit regionalem oder historischem Bezug, die Richtung des Neuen Bauens im Bauhaus und die darauf aufbauende moderne Architektur der 30er und 40er Jahre im Ausland. Vorbildhaft wirken Bauten der Schweiz, der Niederlande und Skandinaviens, die Bauten der nach 1933 in die USA emigrierten deutschen Architekten und andere Anregungen aus Amerika, auch aus Südamerika.

Äußeres, das sich in kunstvoll gestalteten Türen, Türgriffen, Mosaiken, Plastiken und Buntverglasungen realisiert, ist ebenso wichtig wie das Innere, insbesondere die Durchformung der Treppenhäuser. Mit der Experimentierfreudigkeit bei den Materialien, die sich in schlanken Konstruktionen, ausschwingenden Dächern, freischwingenden Betontreppen oder zarten Fensterprofilen ausdrückt, geht die Freude an der Farbe als gestalterischem Ausdrucksmittel einher.

Unter diesen Architekten sind Architekten, die dem Arbeitsstab des Generalinspekteurs für die Reichshauptstadt Berlin unter Albert Speer angehörten, sowie Architekten, die aus politischen Gründen während des Nationalsozialismus nicht mehr bauen durften, sowie Architekten, die aus der Emigration zurückkamen.

In der Ausstellung werden 19 Gebäude im Format 120/80 cm mit jeweils kurzen, aussagekräftigen Beschreibungen in deutscher und lettischer Sprache gezeigt.

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