Filmvorführung in Anwesenheit des Regisseurs CINEKINO SPEZIAL: Andreas Dresen

Wolke Neun © Andreas Dresen-Rommel Film

Di, 17.01.2017

19:30 Uhr

Tanger, Cinémathèque

Wolke Neun

Regie: Andreas Dresen
Darsteller: Ursula Werner, Horst Rehberg, Horst Westphal, Steffi Kühnert
100 Min., 2007/2008

Inge lernt Karl kennen, verliebt sich spontan und leidenschaftlich in ihn und verlässt nach 30 Jahren ihren Ehemann Werner, um mit Karl zu leben. Das wäre eine Liebesgeschichte wie viele – wären die Beteiligten nicht allesamt weit über 60 oder gar über 70 Jahre alt. Wolke 9 thematisiert Lust und Liebe der späten Jahre. Andreas Dresen ist es eindrucksvoll gelungen einen ungewöhnlichen und radikalen Film über Sexualität, Liebe und die Sehnsüchte im Alter zu verwirklichen. „Es gibt ja fast keine Filme über das Thema, und die es gibt, finde ich falsch. Also kein langes Kennenlernen. Kein Ewigkeitswarten bis zum ersten Kuss. Wir wussten: keine Umwege!“ (Andreas Dresen)
Liebe kennt kein Alter, leidenschaftliche Gefühle und Sexualität müssen nicht ab einem gewissen Alter in Rente gehen, das ist die Botschaft, die der Filmemacher Andreas Dresen mit seinem kompromisslosen Film aus dem Jahr 2008 vermitteln möchte. WOLKE 9 lief 2008 in der Reihe „Un Certain Regard“ in Cannes, gewann den Preis „Coup de Coeur“ und wurde – ungewöhnlich für das Festival – mit zehnminütigen Standing Ovations gefeiert.

Im Anschluss an die Filmvorführung ist Andreas Dresen persönlich anwesend, um sein Werk vorzustellen und in einer offenen Diskussion mit dem Publikum in Dialog zu treten.
 
Rommel Film
Andreas Dresen wurde 1963 in Gera geboren. Nach einem Volontariat im DEFA-Studio für Spielfilme und einer Regieassistenz bei Günter Reisch studierte Dresen an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Seit 1992 arbeitet er als freier Autor und Regisseur. Für seine Kino- und Fernsehfilme erhielt Andreas Dresen zahlreiche Preise. Sein Spielfilmdebüt "Stilles Land" (1992) brachte ihm bereits den Hessischen Filmpreis und den Deutschen Kritikerpreis ein. Mit seinem Episodenfilm "Nachtgestalten" erlebte Dresen auf der Berlinale 1999 seinen Durchbruch; der Film wurde unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis in Silber und dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet. Zwei Jahre später wurde "Halbe Treppe" zu einem großen Erfolg, für den er unter anderem den Silbernen Bären bei den Berliner Filmfestspielen, den Deutschen Filmpreis in Silber sowie Regiepreise bei den Festivals in Ghent und Chicago erhielt. Die Romanverfilmung "Willenbrock" erhielt 2005 den Internationalen Literaturfilmpreis. Seinen bisher größten Publikumserfolg hatte Dresen 2006 mit "Sommer vorm Balkon". Der Film wurde unter anderem mit dem Ernst Lubitsch Preis und dem Bayerischen Filmpreis für die beste Regie ausgezeichnet.

Mit seinem Film "Wolke 9" (2008) über die späte Liebe einer verheirateten 69jährigen und die dramatischen Folgen erlangte Dresen wegen seines vorbehaltlosen Umgangs mit dem tabubehafteten Thema "Sexualität im Alter" große Aufmerksamkeit. Der Film erhielt neben vielen weiteren Auszeichnungen den Preis "Coup de Coeur" in Cannes sowie den Deutschen Filmpreis 2009 in den Kategorien Beste Regie, Beste weibliche Hauptrolle (Ursula Werner) und Bester Spielfilm in Bronze. Beim Filmfestival Cannes 2011 stellte Dresen in der Sektion "Un Certain Regard" sein Drama "Halt auf freier Strecke" vor, in dem er beobachtet, wie sich die Diagnose eines inoperablen Gehirntumors auf einen Mann und seine Familie auswirkt. Der Film wurde von Publikum und Kritik enthusiastisch aufgenommen und mit dem Hauptpreis der Sektion ausgezeichnet. Zahlreiche weitere Preise, darunter drei Bayerische Filmpreise, und großer Erfolg an den Kinokassen folgten. Sieben Nominierungen erhielt "Halt auf freier Strecke" beim Deutschen Filmpreis 2012 und gewann in der Kategorie "Beste Regie".

Neben seinen Filmen inszenierte Dresen auch am Theater, u.a. Goethes „Urfaust“ am Staatstheater Cottbus (1996), sein Stück „Zeugenstand“ am Deutschen Theater Berlin (2002), dort auch Horvaths „Kasimir und Karoline“ (2006). Im Februar 2006 in Basel erstmals auch Opernregie: Mozarts „Don Giovanni“.
Dresen ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, der Europäischen Filmakademie und Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie. Er lebt in Potsdam.

Filmografie (Auswahl)

1992 STILLES LAND
1999 NACHTGESTALTEN
2000 DIE POLIZISTIN
2001 HALBE TREPPE
2002 HERR WICHMANN VON DER CDU
2005 SOMMER VORM BALKON
2007/08 WOLKE 9
2008 WHISKY MIT WODKA
2010/11 HALT AUF FREIER STRECKE
2013-15 ALS WIR TRÄUMTEN
2015/16 TIMM THALER

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