Martina Clavadetscher

 

Martina Clavadetscher © © Martina Clavadetscher Martina Clavadetscher © Martina Clavadetscher

Frau Ada denkt Unerhörtes

Von den Persönlichkeiten, die augenscheinlich im falschen Zeitalter geboren wurden, ist sie eine der schillerndsten: Ada Lovelace, die heute als Visionärin des Digitalzeitalters gilt. Ihre Mutter fürchtete, in ihr könne sich die zerstörerische dunkle Romantik ihres Vaters, Lord Byron, durchsetzen, und hielt sie an, Mathematik zu studieren.

Lovelace setzte sich wissenschaftlich mit Entwürfen des Mathematikers Charles Babbage zu einer dampfgetriebenen Rechenmaschine auseinander und erkannte, dass eine solche Maschine nicht nur rechnen, sondern auch Sprache und sogar Musik darstellen könnte. Sie legte so begriffliche Grundlagen für die multimediale Welt, in der wir heute leben.

Gleichzeitig steht sie für eine Gesellschaft, die Frauen systematisch an der Entfaltung ihres Potentials hinderte. So konnte sie nicht unter ihrem Namen publizieren und erhielt keinen Zugang zu wissenschaftlichen Bibliotheken.

Martina Clavadetscher erzählt das kurze Leben von Ada Lovelace, die 1852 im Alter von 36 Jahren starb, wie einen Fiebertraum zwischen phantastisch-visionärem Denken, fragiler Körperlichkeit und gesellschaftlichen Zwängen. Ada entwickelt Vorstellungen von Flugmaschinen und perfekten mechanischen Puppen. Noch im Sterben beschäftigt sie das Phantasma eines optimierten Körpers, dem Krankheit nichts anhaben kann.

Es folgt ein Zeitsprung in ein Forschungslabor unserer Gegenwart, in dem drei ambitionierte Wissenschaftler an einer künstlichen Intelligenz arbeiten. Der Roboter entwickelt nach und nach ein eigenes Bewusstsein, nennt sich Ada und gerät in eine sich immer weiter radikalisierende Selbstoptimierungsschleife.
 

Über Martina Clavadetscher

Martina Clavadetscher, geboren 1979, studierte Germanistik, Linguistik und Philosophie. Seit 2009 arbeitet sie als Autorin, Dramatikerin und Radio-Kolumnistin. Ihr Prosadebüt Sammler erschien 2014.

Für die Spielzeit 2013/2014 war sie Hausautorin am Luzerner Theater. Mit ihrem Theaterstück Umständliche Rettung gewann sie 2016 den Essener Autorenpreis und war im selben Jahr für den Heidelberger Stückemarkt nominiert. Für Knochenlieder erhielt sie 2016 den Preis der Marianne und Curt Dienemann-Stiftung und wurde 2017 für den Schweizer Buchpreis nominiert.

Ihr Stück Frau Ada denkt Unerhörtes wurde im September 2019 am Schauspiel Leipzig uraufgeführt und sowohl zum Heidelberger Stückemarkt als auch an die Autorentheatertage Berlin 2020 eingeladen. Im Februar 2021 erschien ihr Roman Die Erfindung des Ungehorsams für den sie mit dem Schweizer Buchpreis 2021 ausgezeichnet wurde. Martina Clavadetscher lebt in der Schweiz.

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