Filmfestival Ich war neunzehn

18 Deutsche Filmwoche

Mi, 21.08.2019 –
Do, 22.08.2019

21:00 Uhr

Cineteca Nacional

Konrad Wolf, DDR, Spielfilm, 1967, 115 min.


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Regisseur Konrad Wolf ließ in seinen zehnten Spielfilm starke autobiografische Momente einfließen. Konrad Wolfs Alter Ego in Ich war neunzehn ist Leutnant Gregor Hecker (Jaecki Schwarz), Angehöriger einer sowjetischen Aufklärungseinheit, die nach der Durchschlagung der deutschen Verteidigungslinien an Oder und Neiße zur Reichshauptstadt Berlin vorstößt. Gregor ruft von einem Lautsprecherwagen die zurückweichenden Truppenteile zur Kapitulation auf, mit mäßigem Erfolg. In Dörfern und Kleinstädten kommt es zu widersprüchlichen Begegnungen mit seinen einstigen Landsleuten. Als er in Bernau kurzzeitig zum Stadtkommandanten ernannt wird, öffnet sich ihm ein differenzierteres Bild von der Zivilbevölkerung. Später trägt er als Dolmetscher eines Parlamentariers wesentlich zur kampflosen Übergabe der Zitadelle Spandau bei und muss miterleben, wie sein engster sowjetischer Freund in den letzten Stunden des Krieges von Angehörigen einer SS-Einheit getötet wird.

Gregor Heckers Heimkehr vollzieht sich als schmerzhafter Prozess der Annäherung an ein ihm entfremdetes Volk. Die ihm begegnenden Menschen sprechen zwar seine Muttersprache, eine Verständigung mit ihnen scheint aber nicht wirklich möglich zu sein. Für die Sprachlosigkeit und Verführbarkeit der Deutschen findet Konrad Wolf eindringliche Metaphern. Als ihm und seinen Kameraden ein Landschaftsarchitekt (Wolfgang Greese) umständlich die Gründe für seine vermeintlich noble „innere Emigration“ darlegt, stellt sich bei den Zuhörenden sichtliche Ermüdung ein. Auf der Ladefläche eines liegen gebliebenen LKWs stößt Gregor auf einen erblindeten Wehrmachtssoldaten, der weiter unbeirrt an den „Endsieg“ glaubt. Andererseits trifft er auf Menschen, bei denen mit dem Schock der militärischen Niederlage bereits ein Prozess des Umdenkens eingesetzt hat. So greift ein eben zu den Russen übergelaufener Unteroffizier (Dieter Mann) kurz entschlossen zur Waffe, um den Angriff von fanatisch kämpfenden SS-Leuten an der Seite der Sowjetsoldaten abzuwehren.

Konrad Wolf (*1925-†1982), im württembergischen Hechingen geboren; sein Vater: der Arzt und Schriftsteller Friedrich Wolf. 1933 emigrierte die Familie aus Deutschland, ab 1934 lebte sie in der Sowjetunion. Konrad Wolf trat 17jährig in die Rote Armee ein; 1945 kam er, sowjetischer Leutnant inzwischen, nach Deutschland zurück, nahm an der Schlacht um Berlin teil. Nach dem Krieg wurde er Kulturreferent der Sowjetischen Militärverwaltung. 1949 begann er ein Regiestudium an der Moskauer Filmhochschule. 1954/55 entstand seine Diplomarbeit (der DEFA-Spielfilm „Einmal ist keinmal“). Seitdem arbeitete er als Regisseur im DEFA-Studio für Spielfilme. Konrad Wolf war Mitglied des ZK der SED, seit 1965 war er außerdem Präsident der Akademie der Künste der DDR. 56jährig ist Konrad Wolf am 7. März 1982 gestorben. (Klaus Eder)
 
Filmografie (Auswahl): 1961: Professor Mamlock, 1964: Der geteilte Himmel, 1968: 1972: Sonnensucher, 1971: Goya – oder der arge Weg der Erkenntnis, Ich war neunzehn, 1980: Solo Sunny


Programm in der Cineteca Nacional                      

Mittwoch 21.8.   
                            21:00 Ich war neunzehn

Donnerstag 22.8.
                           18:30 Ich war neunzehn

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