Digitale Kompetenz
Welche digitalen Kompetenzen brauchen Lehrkräfte heute?

Digitale Kompetenz der Lehrerkraft
© adobe.stock

Sicher ist, dass wir alle in einer Welt leben, in der digitale Medien eine große Rolle spielen. Wir kommunizieren, wir informieren uns, wir konsumieren und wir vergnügen uns im Internet und via soziale Medien. In der Arbeitswelt sind die digitalen Medien ein Muss und während der Pandemie haben sie von heute auf morgen weltweit Einzug in den Schulalltag genommen.

Der positive Nebeneffekt der Schulschließungen war, dass Bildungsbehörden, Schulen und Lehrkräfte neue Wege der Kommunikation und Interaktion mit ihren Schüler*innen finden mussten. Wenige Lehrkräfte waren darauf vorbereitet, die meisten mussten sich sehr schnell neue Kompetenzen aneignen. Und auch wenn die Schulen jetzt wieder für den Präsenzunterricht öffnen, sollte dies kein Zurück zu den „guten alten Zeiten“ sein, vielmehr sollten die zahlreichen Möglichkeiten des digitalen Unterrichtens genutzt werden.

DIGITALPAKT SCHULE

Durch den 2019 vom Bundestag beschlossenen DigitalPakt wurde Schulen ein Budget von 5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um sie technisch besser auszurüsten.
Die Klassen wurden mit WLAN, neuen Laptops und interaktiven Tafeln ausgestattet. Über Online-Plattformen soll „kollaboratives Lernen“ gefördert werden.

2022 ergänzte der Bund den DigitalPakt um drei Zusatzvereinbarungen, die weitere 1,5 Milliarden Euro an Investitionshilfen bereitstellen. Diese sollen für mobile Endgeräte sowie die Förderung der Ausbildung und der Finanzierung von IT-Administrator*innen an Schulen verwendet werden.

Aber auch das Bundesbildungsministerium weiß: „Kein Medium alleine erzeugt gute Bildung“. Hier kommt es also wieder auf die Lehrerinnen und Lehrer an, die gut qualifiziert sein müssen, um digitale Medien nutzen und digitale Kompetenzen vermitteln zu können.

Wenn Sie den Begriff „Digitale Kompetenz Lehrkräfte“ in eine Suchmaschine eingeben, erhalten Sie unüberschaubar viele vorgeschlagene Seiten angezeigt. Woran können wir uns also orientieren?
 

EUROPÄISCHER RAHMEN FÜR DIE DIGITALE KOMPETENZ LEHRENDER

Die Europäische Kommission hat 2017 den „Europäischen Rahmen für die digitale Kompetenz Lehrender“ (DigCompEdu) auf Englisch veröffentlicht. Er liegt inzwischen in verschiedenen anderen europäischen Sprachen vor und wurde vom Goethe-Institut ins Deutsche übersetzt.

Digitalkompetenz © European Union 2017

DIE KOMPETENZBEREICHE DES DIGCOMPEDU

Der DigCompEdu unterscheidet drei Kompetenzbereiche für Lehrkräfte im digitalen Bereich:
— die berufliche Kompetenz der Lehrenden
— die pädagogische Kompetenz der Lehrenden
— die Kompetenzen der Lernenden.

DigCompEdu Kompetenzrahmen © European Union 2017 Die DigCompEdu Matrix zur Selbsteinschätzung soll es Lehrenden ermöglichen, ihren Kompetenzstand zu ermitteln und besser zu verstehen, in welchen Bereichen sie ihre Kompetenz weiter entwickeln sollten.

Um die Selbsteinschätzung zu erleichtern werden für die sechs unterschiedlichen Kompetenzniveaus motivierende Rollenbeschreibungen vorgeschlagen, die sich an den sechs Stufen (A1/A2/B1/B2/C1/C2) des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) orientieren:
 
Einsteigerinnen und Einsteiger (A1) hatten bisher nur sehr wenig Kontakt mit digitalen Medien und brauchen Hilfe, um ein Repertoire an digitalen Strategien aufzubauen.

Entdeckerinnen und Entdecker (A2) haben digitale Medien für sich entdeckt und angefangen diese in ihrem beruflichen Umfeld einzusetzen, ohne jedoch einen umfassenden oder konsistenten Ansatz zu verfolgen.

Insiderinnen und Insider (B1) setzen digitale Medien in verschiedenen Kontexten und zu unterschiedlichen Zwecken ein. Sie entwickeln ihre digitalen Strategien stetig weiter, um besser auf unterschiedliche Situationen eingehen zu können.

Expertinnen und Experten (B2) nutzen eine Vielfalt digitaler Medien kompetent, kreativ und kritisch. Sie erweitern kontinuierlich ihr Repertoire an digitalen Praktiken.

Leaderinnen und Leader (C1) haben ein breites Repertoire an flexiblen, umfassenden und effektiven digitalen Strategien. Sie sind eine Quelle der Inspiration für andere.

Vorreiterinnen und Vorreiter (C2) stellen – als Experten und Expertinnen auf dem Gebiet – die Angemessenheit üblicher digitaler und didaktischer Praktiken in Frage. Sie entwickeln neue und innovative digitale Lehrstrategien und sind ein Vorbild für andere Lehrende.
 

INSTRUMENTE ZUR SELBSTEINSCHÄTZUNG

Zur schnellen Selbsteinschätzung gibt es basierend auf dem DigCompEdu den kostenlosen Selbsttest SELFIEforTEACHERS. SELFIEforTEACHERS ist ein Online-Tool, das Primar- und Sekundarschullehrenden hilft, mehr über ihre digitalen Kompetenzen zu erfahren und Bereiche zu identifizieren, in denen sie sich weiterentwickeln können. Er liegt in allen offiziellen europäischen Sprachen vor.

SELFIE - Tool für Schulen © European Union Für Schulen und andere Institutionen steht das Tool SELFIE zur Verfügung, das die Nutzung der digitalen Technologien im Unterricht und zu Lernzwecken analysieren kann: SELFIE = Self-reflection on Effective Learning by Fostering the use of Innovative Educational Technologies / Selbsteinschätzung des effektiven Lernens durch die Förderung der Verwendung von innovativen Bildungstechnologien.

SELFIE ist ein kostenloses, benutzerfreundliches und anpassbares Tool, um Schulen zu helfen, ihren aktuellen Stand beim Lernen im digitalen Zeitalter einzuschätzen. SELFIE sammelt – anonym – die Ansichten von Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern und Schulleitungen über die Art und Weise, wie Technologien an ihrer Schule eingesetzt werden.
 

ANGEBOTE FÜR DAF-LEHRKRÄFTE AN SCHULEN IM AUSLAND

Wie fördert das Goethe-Institut die digitalen Kompetenzen der Deutschlehrkräfte im Ausland? Hier ein Beispiel:

 
EDDU

Projekt EDDU © Goethe-Institut „Erfolgreich digital Deutsch unterrichten“ – Das Projekt EDDU der Region Südostasien (SAN) stellt Unterrichtsideen vor, wie Lehrkräfte digitale Medien in ihrem Unterricht einfach und erfolgreich einsetzen können, und zwar passend zu den technischen Voraussetzungen an ihren Schulen und mit allen Materialien, die sie brauchen. Bei EDDU finden Lehrkräfte konkrete Unterrichtsideen zum Einsatz von Chat-Apps, sozialen Medien, Videos, Fotos und anderen digitalen Tools zu den Themen, die in ihrem Lehrwerk vorkommen und die ihre Schüler und Schülerinnen interessieren.