Niederlande
Robot-in-Residence

Der Roboter GAIA mit erhobenen Armen, leuchtenden Augen und der Andeutung eines Lächelns © Floris Maathuis

Drei Roboter reisen durch Europa und lernen an jedem Standort eine neue Fertigkeit dazu. Im April und Mai ist einer von ihnen wieder in den Niederlanden zu Gast. Nachdem der Groninger Künstler Floris Matthuis dem Roboter GAIA im Oktober das Boxen beigebracht hat, besucht sie nun die beiden Programmierkreativen Zelda Zeegers und Harmen Sielcken in Utrecht. Ihre Mission: Modernen Tanz lernen.

GAIA unterwegs in den Niederlanden

Utrecht – Zelda Zeegers und Harmen Sielcken, April und Mai 2021

Der Roboter GAIA, aud dem Boden stehend vor einem Fenster, zwischen Schreibtischstuhl und einem Tisch. Hinter ihm ein Fußball. GAIA beim Ball-Spiel in FlorisAtelier
Einer der drei NAO-Roboter, letztes Jahr schon zu Gast in Groningen, ist GAIA. Anfang April reiste sie zu den beiden "Programmierkreativen" Zelda und Harmen. Deren Ansatzpunkt bei dem Robot-in-Residence-Programm ist die Entfremdung, die den beiden Kunstschaffenden zu Folge zwischen Robotern und Menschen zwangsläufig besteht.

Sie wollen die Distanz, die laut ihnen vor allem auf gegenseitigem Unverständnis beruht, überwinden, indem sie GAIA im modernen Tanz schulen. Mit der Zeit soll die Roboterdame in der Lage sein, eigene Choreografien zu erfinden: Mensch und Maschine könnten dann voneinander lernen und sich durch die gemeinsame Ausdrucksform besser verstehen.

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Groningen - Floris Maathuis, Oktober 2020

Auf dem Bild sind der Roboter GAIA (links) und Künstler Floris Maathuis (rechts) in dessen Atelier zu sehen GAIA mit Gastgeber und Trainer Floris
GAIA ist niedlich. Ihrem Charme und ihrem freundlichen Auftreten sind fast alle Menschen erlegen. Für Künstler Floris Maathuis Grund genug, an dem aggressiven Potential des „viel zu süßen“ Roboters zu arbeiten. In Groningen sollte GAIA boxen lernen. Obwohl es beim Anblick von GAIA schwer fällt, an autonome Waffen oder sogenannte „Killer-Roboter“ zu denken: Solche Maschinen werden bereits entwickelt und immer weiter perfektioniert. Und selbst GAIA könnte – theoretisch – auf sehr einfache Weise programmiert werden, um mit einer Waffe auf Menschen zielen. Mit seinem Projekt „MAN vs NAO“ wollte Maathuis auf sehr spielerischer Art und Weise eine mögliche Begegnung von Mensch und Roboter inszenieren, die keineswegs von gegenseitigem Wohlwollen geprägt ist. Daran schließt sich auch die Frage an, ob ein gewalttätiger Roboter selbst die Verantwortung für seine Taten übernehmen sollte. Doch bevor GAIA auch nur ansatzweise aggressiv agieren konnte, musste sie hart trainieren: Fußarbeit, Liegestütze, Abwehren von Schlägen und immer wieder – Übungen am Boxsack. Der Roboter GAIA im Profil mit erhobenen Fäusten und leuchtenden Augen, boxend.
Floris Maathuis suchte nach verschiedenen Wege, GAIA mit einem unfreundlichen Äußeren und Benehmen zu versehen und orientierte sich dabei unter anderem an der Puppe Chucky aus Child’s Play. „Ich fürchte, dass die Leute dies eher lustig finden werden. Es ist nicht leicht, einen Roboter, der designt wurde, um niedlich auszusehen, unfreundlich wirken zu lassen.“, resümiert er in seinem Blog.

​Das Projekt

Internationale Forschungsnetzwerke arbeiten an Robotern, die sich wie der Mensch bewegen und verhalten. Die Verheißung lautet: Sogenannte „soziale“ Roboter sollen unsere Einsamkeit lindern, uns zum Sport motivieren, im Alltag aushelfen und uns im Fall einer Krankheit zur Seite stehen. Bis diese Vision Realität wird, muss jedoch noch sehr viel geschehen.

Seit Juni 2020 touren drei humanoide NAO-Roboter, entwickelt von der japanisch-französischen Firma SoftBank Robotics, durch ganz Europa. Künstler*innen und Coder*innen nähern sich aus verschiedenen Perspektiven deren „sozialem“ Potential an und statten sie mit neuen Fähigkeiten aus. Vor dem Start ihrer Reise wurden die Roboter in der Zentrale des Goethe-Instituts in München mit ersten Fertigkeiten gefüttert: Sie können sich selbst vorstellen, Witze erzählen und eine Tai-Chi-Übung anleiten. Seitdem haben die NAO-Roboter, von denen einer jetzt in Utrecht ist, auf seinen Stationen in Rom, Mailand, Bremen, Groningen und Glasgow unterschiedlichste Fertigkeiten erlernt, wie beispielsweise Choreographien oder verschiedene Sportarten wie Fußball und Boxen.

Das Projekt ist anderen Residenzprogrammen ähnlich, bei denen Künstler*innen eingeladen werden, eine Zeit lang in einem anderen Land und einer anderen Kultur zu leben und zu arbeiten, um neue Perspektiven zu gewinnen. An den Residenz-Orten arbeiten ortsansässige Künstler*innen und Programmierer*innen mit den Robotern und statten sie mit neuen Fähigkeiten aus.

Im Herbst 2021 ist ein Abschlusstreffen aller beteiligten Künstler*innen und Coder*innen in Dresden oder auf digitalem Weg geplant, um sich über die Erfahrungen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. 

Robots in Residence ist eine Initiative des Goethe-Instituts und Teil des Projekts Generation A = Algorithmus, gefördert mit Sondermitteln des Auswärtigen Amtes zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020. Es findet in Kooperation mit dem RoboticLab der Technischen Hochschule Wildau statt.

 

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