Podiumsgespräch Free Money Society

Future Perfect

DIE GRATIS-GELD-GESELLSCHAFT

Mit u.a. Sascha Liebermann, Raymond Gradus und Ronald Mulder

Wird es Zeit für ein bedingungsloses Grundeinkommen?
Die deutsche und niederländische Sicht auf das Prinzip Grundeinkommen.
 
Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens scheint so einfach zu sein: Jeder erhält, unabhängig davon, über welche sonstigen Einkünfte oder Vermögen man verfügt, monatlich einen bestimmten Geldbetrag und ist somit vom Korsett der Erwerbstätigkeit befreit. Die Freiheit, losgelöst von Geldsorgen zu leben und zu handeln, kann auf unterschiedliche Weise genutzt werden: kreativ, produktiv und positiv. Träume, Ambitionen und Sehnsüchten können realisiert werden – so zumindest die Theorie. Aber können wir als Gesellschaft uns das leisten? Wer bezahlt und wo liegen die Nachteile? Ist das bedingungslose Grundeinkommen womöglich lediglich aus einer idealistischen und privilegierten Perspektive entstanden? Und was ist mit Menschen, die schlicht faul sind?

Es sind nicht nur Fragen praktischer Natur, die in diesem Zusammenhang aufkommen, sondern fundamentale Fragen, die den Kern unseres Zusammenlebens berühren:
  • Inwieweit ist unsere Definition von Arbeit mit dem Gedanken der finanziellen Entlohnung verbunden?
  • Wie viel unseres Selbstwerts und unserer Identitätskonstruktion basiert auf der Überlegung, dass Arbeit mit monetärer Vergütung verbunden ist?
  • Welche Machtstrukturen gibt es in der Erwerbstätigkeit und können Individuen und ihre Kollektive ohne diese auskommen?
  • Hat das Grundeinkommen am Ende sogar Einfluss auf die Demokratie und politische Systeme?
Diese Fragen zu stellen und zu diskutieren scheint aktueller denn je. In der Schweiz wurde vor kurzem per Referendum über das Grundeinkommen abgestimmt und verschiedene Experimente mit der Idee und Ausführung finden momentan in den Niederlanden und in Deutschland statt. Der Diskurs manifestiert sich in unterschiedlichen Herangehensweisen die von philosophischen Überlegungen bis hin zu Crowdfundinginitiativen reichen.

Sprecher:

Sascha Liebermann hat Philosophie, Soziologie und Psychoanalyse an der J.W. Goethe Universität in Frankfurt am Main studiert und wurde dort.in Soziologie promoviert. Er war als wissenschaftlicher Mitarbeiter und wissenschaftlicher Assistent im Bereich Arbeitssoziologie an der Universität Dortmund tätig und hat zuletzt an der Ruhr-Universität Bochum ein Projekt zum Grundeinkommen geleitet. Er war Gastwissenschaftler an der ETH Zürich und hat nun eine Professur für Soziologie an der Alanus Hochschule (in Alfter, Nähe Bonn) inne, wo er die Forschungsstelle "Bildung und gesellschaftlicher Wandel" des Fachbereichs Bildungswissenschaft leitet. Einer der Schwerpunkte der Forschung ist die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. Liebermann ist Mitbegründer der Initiative "Freiheit statt Vollbeschäftigung", die sich für eine öffentliche Diskussion um ein Grundeinkommen einsetzt.

Raymond Gradus ist Professor für öffentliche Ökonomie und Verwaltung an der Vrije Universiteit Amsterdam. Seine Forschung konzentriert sich auf öffentliche Verwaltung, industrielle Organisation, soziale Sicherheit und angewandte öffentliche Wirtschaftswissenschaft. Er veröffentlicht regelmäßig zum Thema Grundeinkommen.

Ronald Mulder ist Gründer der gemeinnützigen niederländischen Organisation MIES (Maatschappij voor Innovatie van Economie en Samenleving – Gesellschaft für Innovation in Ökonomie und Zusammenleben). MIES ist bekannt für sein Mikroexeperiment eines bedingungslosen Grundeinkommens, dessen Realisierung per Crowdfunding ermöglich wird. Ziel des Experiments ist es, eine faktenbasierte Debatte über das bedingungslose Grundeinkommen anzuregen und auch im weiteren Sinne den Diskurs über die Zukunft von Arbeit und Lohn zu führen.

Anne van Dalen ist die erste Frau, die in den Niederlanden ein Grundeinkommen erhält. Sie ist Künstlerin und lebt in Den Haag.

In Zusammenarbeit mit Pakhuis De Zwijger.

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