Film | Gespräch Phil Collins im Gespräch mit Thomas Elsaesser über marxism today (prologue)

Phil Collins: marxism today (prologue) © Shady Lane Productions

Do, 28.06.2018

20:00 Uhr

Goethe-Institut Amsterdam

Phil Collins: marxism today (prologue) | 2010 | HD video | colour and black & white | sound | 35 min. | © Shady Lane Productions

Krise und Kritik – 200 Jahre nach Karl Marx

Für seine visuell beeindruckende Filmmontage marxism today (prologue), bestehend aus Interviews und Archivmaterial, arbeitete Phil Collins mit Lehrern und Lehrerinnen marxistisch-leninistischer Theorien aus der ehemaligen DDR zusammen. Als intensives Porträt einer vergangenen Zeit stellt marxism today (prologue) die Frage nach der Relevanz marxistischer Ideen für die Gegenwart. Der Film rückt die häufig als Verlierer der politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen bezeichneten Menschen in den Vordergrund. Unter 60 Personen, die sich auf seinen Aufruf hin meldeten, wählte Collins für den Film vier Frauen aus, mit denen er sich in ihren Wohnungen und an ihren ehemaligen Arbeitsplätzen über die Veränderungen in ihrem Alltag und ihren Überzeugungen nach 1989 unterhielt. Zwischen die Interviewszenen montiert Collins persönliche Erinnerungen und Archivaufnahmen aus der Glanzzeit des Sozialismus, darunter Propagandafilme, Fernsehsendungen und öffentliche Masseninszenierungen. Der vertraute und entschieden empathische Ton des Filmes vermittelt den Eindruck einer vergangenen und dennoch präsenten Zeit.
 

Phil Collins' Filme, Installationen und Live-Events referieren an die Verschränkungen von Kunst, Politik und Popkultur. In Zusammenarbeit mit häufig vernachlässigten oder marginalisierten Gruppen entwickelt Collins Perspektiven, die über konventionelle Mediendarstellungen hinausgehen und somit einen nuancierten, empathischen Ansatz verfolgen. Seit den 90er Jahren hat Collins unter anderem mit discotanzenden Palästinensern, kosovo-albanischen Flüchtlingen, Jugendlichen aus Bagdad, einem führenden Anime-Studio aus Tokio, antifaschistischen Skinheads aus Malaysia, einem Obdachlosenheim in Köln und Gefängnisinsassen des größten Gefängnisses der USA zusammengearbeitet. Jüngste Soloprojekte und Präsentationen seiner Arbeit sind unter anderem zu sehen in: Creative Time, New York (2018); Museum of Contemporary Art, Cleveland, OH; Manchester International Festival (2017); Metropolitan Museum of Art, New York; Museum of Contemporary Art, Chicago, IL (2016); Gallery of Modern Art, Glasgow (2015); Museum Ludwig, Köln (2013); sowie dem British Film Institute, London (2011).
Phil Collins ist außerdem Professor für Videokunst und Performance an der Kunsthochschule für Medien in Kön.

Thomas Elsaesser ist emeritierter Professor der Abteilung für Medien und Kultur an der Universität von Amsterdam. Von 2006 bis 2012 war er Visiting Professor der Yale University, und seit 2012 unterrichtet er an der Columbia University, New York. In seinen zahlreichen Publikationen im Rahmen der Filmwissenschaften beschäftigt er sich unter anderen mit Studien großer Regisseure und Künstler, Fragen von Autorschaft, visuellen Gedächtniskulturen und der Rolle des Kinos in der Repräsentation urbaner Räume sowie Erfahrungs- und Erlebnischarakter des Films.

In Zusammenarbeit mit dem Duitsland Instituut Amsterdam, dem Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis und der Genootschap Nederland-Duitsland.
 

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