Vortrag Opfer und Täter in Museen – Wie die Deutschen sich in Ausstellungen der NS-Vergangenheit stellen

Täter und Opfer in Museen – Wie die Deutschen sich in Ausstellungen der NS-Vergangenheit stellen © Staffan Cederborg

Fr, 29.06.2018

20:00 Uhr

Academisch-Cultureel Centrum Spui25

Amsterdam German Studies Lectures

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Die Amsterdam German Studies Lectures widmen sich der jüngeren Geschichte Deutschlands in Europa. Die Organisatoren laden regelmäßig renommierte ausländische Wissenschaftler ein, die ihre Forschungen in einem öffentlichen Vortrag dem niederländischen Publikum präsentieren.
Dieses Mal ist Christoph Kreutzmüller zu Gast, Kurator der Dauerausstellung des Jüdischen Museums Berlin.  

Der Berliner Historiker und Ausstellungsmacher Christoph Kreutzmüller analysiert in seinem Vortrag Ausstellungen über das "Dritte Reich" in Deutschland seit den 1950er Jahren. Ihm zufolge scheint das Konzept der Publikumsausstellung zum Thema Nationalsozialismus langsam seinem eigenen Erfolg zu erliegen. Frühe Ausstellungen wurden noch von Außenseitern zusammengestellt, die gegen das kollektive Vergessen ankämpften. Sie appellierten damit auch an die deutsche Regierung, sich mehr für die deutsche Erinnerungslandschaft zu engagieren. Durch die Professionalisierung der Ausstellungen nahm jedoch die Verbindung zu lokalen Geschichtsinitiativen langsam ab, und zugleich wuchs die gesellschaftliche Kritik daran – nicht zuletzt in jüngster Zeit auch zunehmend aus den Reihen der Rechtspopulisten.
 
Kreutzmüller zeichnet diese Entwicklung anhand klassischer Ausstellungsprojekte nach: von Gelber Stern (1959), Gedenkstätten in Konzentrationslagern in Ost- und Westdeutschland, der Berliner Topografie des Terrors (1987), dem Jüdischen Museum (2001) bis zum Holocaust-Mahnmal (2005). Er analysiert Themenwandel (von Tätern zu Opfern), Bildsprachen und politische Kontexte ebenso wie ambivalente Aspekte dieser Entwicklung – etwa die Frage, inwiefern das NS-Erinnern ein deutscher "Exportschlager" geworden ist. In welchem Verhältnis stehen gesellschaftliches Engagement und Professionalisierung? Wie sind derzeitige Ausstellungen über die Judenverfolgung gestaltet und vor dem Hintergrund welcher gesellschaftlichen Erwartungen sind sie entstanden?
 
Christoph Kreutzmüller ist Zeithistoriker an der Humboldt-Universität und Kurator des Museums Haus der Wannseekonferenz in Berlin. Momentan ist er dort beurlaubt, um das Thema Holocaust in die neue Dauerausstellung des Jüdischen Museums Berlin zu entwickeln. Darüber hinaus ist er Vorsitzender des Vereins Aktives Museum Faschismus und Widerstand. Kreutzmüller hat umfassend zur Verfolgung und Enteignung der Juden in den 1930er und 1940er Jahren, Berlin als Hauptstadt des "Dritten Reiches" und zur Fotogeschichte der Judenverfolgung in Deutschland und Europa publiziert. Zudem ist er ein ausgewiesener Kenner der deutschen Besatzungsherrschaft in den Niederlanden.

Am selben Tag findet im Zusammenarbeit mit dem NIOD ein DIA-Graduiertenkolleg zum Thema Krieg, Besatzung, Verbrechen. Abrechnung und Aufarbeitung in Deutschland und den Niederlanden nach 1945 statt.
Ort und Zeit: UvA, Bushuis F2.08B, Kloveniersburgwal 48, Amsterdam / 9:30-13:30 Uhr
Gäste: Michael Wildt (Berlin), Felix Bohr (Göttingen), Kristina Meyer (Jena), Rick Tazelaar (IfZ München), Peter Romijn (NIOD)
Um Anmeldung wird gebeten über Dr. Christina Morina.

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