Die Dämmerung des Ölzeitalters ist angebrochen. In allen politischen Lagern und sogar in der Ölindustrie – die neuerdings Energiewirtschaft heißt – ist man sich mittlerweile einig, dass wir das fossile Zeitalter hinter uns lassen müssen. Aber wie schaffen wir es, uns von einer Technologie und Kultur zu trennen, die jeden Lebensbereich tief durchdrungen hat? Und wie wird das Leben "nach dem Öl" aussehen?
Rotterdam kann als Schaufenster für die Errungenschaften und Schrecken der Petromoderne betrachtet werden. Die Stadt liegt in einer geografischen Region, die seit Jahrhunderten von Menschenhand geformt wurde und ist eine der Ölhauptstädte der Welt. Rotterdam hat den bedeutendsten Ölhafen, die größte Raffinerie und die meisten petrochemischen Anlagen in Europa. Die Stadt selbst wurde nach ihrer völligen Zerstörung durch die – petromoderne – deutsche Kriegstechnologie im Zweiten Weltkrieg als ausgesprochen modernes Projekt wieder aufgebaut. Die Bandbreite der hiesigen Erfahrungen mit vielen Aspekten globaler petromoderner Konstruktion und Destruktion ermöglicht eine Vielzahl von Fragen: zu den Materialströmen, zu Lebensweisen, wirtschaftlichen und politischen Grundlagen und kolonialen Verflechtungen.
Auf Einladung des Goethe-Instituts verbringt der Kulturtheoretiker und Kurator
Alexander Klose vom Forschungskollektiv
Beauty of Oil (Berlin/Wien) zwei Wochen in Rotterdam für eine erste Bestandsaufnahme des Zustands der Petromoderne in der Stadt. Damit beginnt eine längere Untersuchungs- und Konzeptionsphase zur Vorbereitung einer Ausstellung zur "Petromelancholie", die
Beauty of Oil gemeinsam mit Brutus/Atelier van Lieshout im Herbst 2023 in Rotterdam realisieren wird.
In einem
Petrosalon am Ende seinem Forschungsaufenthalts wird
Alexander Klose gemeinsam mit dem Kulturtheoretiker und Wissenschaftshistoriker
Benjamin Steininger im Goethe-Institut Rotterdam erste Ergebnisse und konzeptionelle Ideen vorstellen und zur Diskussion stellen. Ganz in der Tradition der frühmodernen Salons gibt es Gelegenheit zur Konversation in informeller Atmosphäre bei einem Snack und einem Getränk.
Alexander Klose und
Benjamin Steininger sind Gründungsmitglieder des Kollektivs
Beauty of Oil. Zuletzt kuratierten sie gemeinsam die Ausstellung
Oil – Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters im Kunstmuseum Wolfsburg. Sie sind Herausgeber von
Erdöl – Ein Atlas der Petromoderne (Matthes & Seitz Berlin, 2020).
Die von ihnen seit 2018 organisierten
Petrosalons fanden bislang unter anderem in Wien (Österreich), Minsk (Belarus) und Trondheim (Norwegen) statt.
Begrenzte Teilnehmer*innenzahl.
Wir bitten um
Anmeldung bis spätestens zum 20.4.2022 über Claudia Curio.
Zurück