Literatur Ernst Toller - ein revolutionärer Dichter und Politiker

Ernst Toller - Gesammelte Werke (Buchcover) © Wallstein Verlag

Do, 08.12.2016

18:00 Uhr

Lesung und Gespräch mit Dieter Distl und Peter Langemeyer

In den 1920er Jahren galt Ernst Toller (1893-1939) als einer der international bedeutendsten Dramatiker des neuen Deutschland. Sein Engagement in der Münchener Räterepublik machten ihn auch als Politiker weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Nachdem Reichswehr und Freikorps dem revolutionären Experiment ein brutales Ende bereitet hatten, wurde Toller verhaftet. Im Gefängnis entstanden einige seine größten Bühnenerfolge, darunter Masse Mensch,  Die Maschinenstürmer und Der deutsche Hinkemann, in denen er sich u. a. mit dem Scheitern der deutschen Revolution 1918/19 auseinandersetzte. In den Jahren nach seiner Entlassung schrieb er  zwei seiner wohl bekanntesten literarischen Werke, das Theaterstück Hoppla, wir leben! und die Autobiographie Eine Jugend in Deutschland, die zu den bewegendsten Zeugnissen des sozialistischen Aufbruchs nach der Katastrophe des Weltkriegs gehört. Toller war einer der ersten, die von den Nationalsozialisten 1933 ausgebürgert wurden. Im Exil setzte er seinen Kampf für eine gerechte Gesellschaft fort. So engagierte er sich für die Vergabe des Friedensnobelpreises an Carl von Ossietzky, dem derzeit eine große Ausstellung in Nobels Fredssenter in Oslo gewidmet ist.
 
Die Veranstaltung bietet auch Gelegenheit, über ein in Vergessenheit geratenes Kapitel deutsch-norwegischer Kulturbeziehungen zu berichten. 1927 kam der „Dichterpolitiker“ (wie er in der norwegischen Öffentlichkeit apostrophiert wurde) erstmals zu Vorträgen und Lesungen nach Oslo. Die mediale Wirkung war enorm. Sein Besuch hatte eine Vielzahl von Berichten und Übersetzungen in der Tagespresse zur Folge, und ein Jahr später wurden seine Theaterstücke Masse Mensch und Hoppla, wir leben! in Oslo aufgeführt. 1934 erschien eine stark gekürzte Version seiner Autobiographie Eine Jugend in Deutschland unter dem Titel En landsforræder? Ein letztes Mal war Toller Ende 1938 in Oslo, um bei der norwegischen Regierung für die Unterstützung seiner Hilfsaktion für die hungernde Bevölkerung im spanischen Bürgerkrieg zu werben.
 
Dieter Distl ist Vorsitzender der Ernst-Toller-Gesellschaft in Neuburg an der Donau.
 
Peter Langemeyer lehrt deutsche Literaturgeschichte an der Hochschule Østfold.
 
Beide sind Mitherausgeber der 2015 erschienenen Ausgabe „Ernst Toller, Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe in sechs Bänden“, die erstmals alle Texte des Autors versammelt, darunter auch zahlreiche, die vergessen waren und wieder entdeckt wurden. Ein weiteres editorisches Großprojekt ist in Vorbereitung: eine Ausgabe der Briefe Ernst Tollers, von der eine vorläufige Version seit kurzem im Internet verfügbar ist.

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