Urban Exploration
Berlin

Zug um Zug neue Erfahrungen

Wer ein neues Land erkunden will, begibt sich am besten auf die Spuren dessen einzigartiger Geschichte. Wie viele andere deutsche Städte ist auch Berlin eine Stadt, die ihre Gegensätze zur Schau stellt: Restaurierte historische Gebäude, moderne Architektur und Gedenkstätten findet man hier allerorts. Am allerbesten lässt sich die Stadt mit der Bahn erkunden. 

Urban Exploration Photo 1 © © Imogen Thirlwall Urban Exploration Photo 1 © Imogen Thirlwall
Berlin umfasst ein Gebiet, das fast so groß ist wie Chatham Island in Neuseeland und hat 3,5 Millionen Einwohner – 800.000 weniger als noch vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Stadt setzt sich aus vielen einzelnen Bezirken zusammen, deren eigentümliche Atmosphäre jeweils durch ihre Bewohner, ihre Architektur und ihre Geschichte geprägt ist. Einer der bekanntesten Orientierungspunkte liegt mitten im Herzen Berlins: Der markante Fernsehturm im Ostteil der Stadt. 








Wer Berlin von Grund auf erkunden will, ist mit zwei wichtigen Hilfsmitteln gut beraten: Google Maps im Offline-Betrieb sowie eine Karte des Berliner Schienenverkehrs. Meine ersten Stadterkundungen waren gänzlich zielorientiert, und ich war jedes Mal stolz, wenn ich eine kleine Aufgabe erfüllt hatte: einen Kaufland-Supermarkt (und damit ein wahres Lebensmittelparadies) oder einen bezahlbaren Übungsraum für Musiker finden, einen Fahrkartenautomat auf Deutsch bedienen statt auf Englisch. Bewaffnet mit einem Bahnticket für eine Woche war ich nun bereit, auf Deutschland-Erkundungstour zu gehen.

Urban Exploration Photo 2 © © Imogen Thirlwall Urban Exploration Photo 2 © Imogen Thirlwall
Zugreisen in Deutschland sind eine entspannte Sache: Die Geräuschkulisse im Abteil aus leisen Gesprächen und Gemurmel ist äußerst angenehm. Dem neugierigen Blick aus dem Fenster erschließen sich ländliche und urbane Landschaften von außergewöhnlicher Schönheit – Eindrücke, zu denen das Album Far Away Passing Trains („Vorbeifahrende Züge in der Ferne“) von Ulrich Schnauss perfekt passt. 

300 Kilometer pro Stunde: Eindrücke von der ICE-Strecke Köln-Frankfurt © © Imogen Thirlwall 300 Kilometer pro Stunde: Eindrücke von der ICE-Strecke Köln-Frankfurt © Imogen Thirlwall
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Mein Lieblings-Stopp war eindeutig der Landschaftspark Duisburg-Nord. Die Route der Industriekultur hat dem Ruhrgebiet mit dem Umbau alter Industriebrachen ein neues Gesicht gegeben. Das Stahlwerk der Firma Thyssen wurde zur Hochzeit der Industrialisierung 1901 erbaut und 1985 stillgelegt. 

Inzwischen erstrahlt die Industriebrache in neuer Gestalt. Der neue Landschaftspark präsentiert „das einzigartige Zusammenspiel von industrieumgebender Natur und industriellen Überresten und macht deren jeweilige Besonderheiten und verschiedene Nutzungsperioden sichtbar und begreiflich.“

Urban Exploration Photo 4 © © Imogen Thirlwall Urban Exploration Photo 4 © Imogen Thirlwall
Mit diesem Gefühl von Neugier kehre ich nun nach Berlin zurück – an einen Ort, der ebenfalls eine vielfältige Geschichte atmet. Ich bewege mich jeden Tag ein Stückchen routinierter durch die Stadt, meine zweckmäßigen Bestrebungen machen meiner wachsenden Fantasie dabei immer mehr Platz. Je mehr ich über die Geschichte Berlins erfahre, desto mehr gewinnen die Namen der Vororte, die anfangs nur eine Ansammlung von Vokalen und Konsonanten waren, plötzlich an Bedeutung, und ich bin schon gespannt, welchen Stellenwert sie für mich persönlich noch entwickeln werden. Ich wachse gewissermaßen gerade mit dem Ort zusammen, den ich inzwischen mein Zuhause nenne. 

Urban Exploration Photo 5 © © Imogen Thirlwall Urban Exploration Photo 5 © Imogen Thirlwall
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