Felicitas Hoppe
Felicitas Hoppe wird 1960 in Hameln geboren. Der poetische Reiz besteht für Hoppe in der Möglichkeit, Dinge willkürlich nebeneinander existieren zu lassen und Zeiten zu überspringen, keinesfalls aber Wirklichkeit abzubilden oder Realität zu wiederholen. Reisen ist das große Thema in ihren Werken.
Die Autorin erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Ernst-Willner-Preis, den Heimito-von-Doderer-Preis und den Büchner-Preis.
Bisher sind keine Werke von ihr in spanischer Übersetzung erschienen.
Felicitas Hoppe wird 1960 in Hameln geboren und studiert Literaturwissenschaft, Rhetorik und Religionswissenschaften in Tübingen, Oregon, Rom und Berlin. Sie arbeitet als Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache, Dramaturgin und Journalistin und veröffentlicht zahlreiche Prosaarbeiten sowie Auftragsarbeiten für Rundfunk, Zeitungen und Zeitschriften. Zwischen ihren zahlreichen Reisen nach Übersee lebt Felicitas Hoppe in Berlin.
1996 erscheint ihr vielbeachteter Erzählband Picknick der Frisöre, eine Sammlung von phantasievollen und manchmal auch bitterbösen Geschichten. „Schreiben ist etwas sehr Anachronistisches“, erklärt die als „Erzählfundamentalistin“ bezeichnete Schriftstellerin. „Ich habe es nicht im Studium gelernt. Ich schreibe, seit ich sechs bin. Meine ganze Familie hat immer geschrieben. Die Schönheit der Sprache und ihre innere Kraft ist für mich wichtig.“ Der poetische Reiz besteht für Hoppe in der Möglichkeit, Dinge willkürlich nebeneinander existieren zu lassen und Zeiten zu überspringen, keinesfalls aber Wirklichkeit abzubilden oder Realität zu wiederholen.
Reisen ist das große Thema in Hoppes Werken. Der Roman Pigafetta (1999), der nach einer viermonatigen Weltreise auf einem Containerfrachtschiff folgt, festigt ihren Ruf als Erzählerin, die versucht, „der Welt das Abenteuer zurückzugeben“. Mit ihrem Roman Paradiese, Übersee (2003) setzt sie diesen Weg fort. Daneben veröffentlicht sie zahlreiche Reisefeuilletons. In ihrem Roman Verbrecher und Versager (2004) schildert sie in fünf Porträts die Abenteuer historischer Gauner, Maulhelden und Pechvögel, die es aus der Enge der Heimat über das Meer hinaus in die Ferne treibt. Auf eine Reise in die Geschichte geht sie mit ihrem Roman Johanna (2006). Darin erzählt Hoppe mit poetischer Kraft und historischer Genauigkeit vom Aufbegehren und der Sehnsucht der Johanna von Orléans. Mit Hoppe (2012) legt die die Autorin eine Traumbiographie vor, in der Hoppe von einer anderen, ebenso möglichen Hoppe erzählt. Ein Lebens- u. Reisebericht, mit dem sie ihre Leser hinaus in die Welt und wieder zurück nach Deutschland führt.
Die Autorin erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Ernst-Willner-Preis (1996), den Heimito-von-Doderer-Preis (2004) und 2012 den Büchner-Preis.
Copyright: Goethe-Institut Barcelona
Text: Ilka Haederle
1996 erscheint ihr vielbeachteter Erzählband Picknick der Frisöre, eine Sammlung von phantasievollen und manchmal auch bitterbösen Geschichten. „Schreiben ist etwas sehr Anachronistisches“, erklärt die als „Erzählfundamentalistin“ bezeichnete Schriftstellerin. „Ich habe es nicht im Studium gelernt. Ich schreibe, seit ich sechs bin. Meine ganze Familie hat immer geschrieben. Die Schönheit der Sprache und ihre innere Kraft ist für mich wichtig.“ Der poetische Reiz besteht für Hoppe in der Möglichkeit, Dinge willkürlich nebeneinander existieren zu lassen und Zeiten zu überspringen, keinesfalls aber Wirklichkeit abzubilden oder Realität zu wiederholen.
Reisen ist das große Thema in Hoppes Werken. Der Roman Pigafetta (1999), der nach einer viermonatigen Weltreise auf einem Containerfrachtschiff folgt, festigt ihren Ruf als Erzählerin, die versucht, „der Welt das Abenteuer zurückzugeben“. Mit ihrem Roman Paradiese, Übersee (2003) setzt sie diesen Weg fort. Daneben veröffentlicht sie zahlreiche Reisefeuilletons. In ihrem Roman Verbrecher und Versager (2004) schildert sie in fünf Porträts die Abenteuer historischer Gauner, Maulhelden und Pechvögel, die es aus der Enge der Heimat über das Meer hinaus in die Ferne treibt. Auf eine Reise in die Geschichte geht sie mit ihrem Roman Johanna (2006). Darin erzählt Hoppe mit poetischer Kraft und historischer Genauigkeit vom Aufbegehren und der Sehnsucht der Johanna von Orléans. Mit Hoppe (2012) legt die die Autorin eine Traumbiographie vor, in der Hoppe von einer anderen, ebenso möglichen Hoppe erzählt. Ein Lebens- u. Reisebericht, mit dem sie ihre Leser hinaus in die Welt und wieder zurück nach Deutschland führt.
Die Autorin erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Ernst-Willner-Preis (1996), den Heimito-von-Doderer-Preis (2004) und 2012 den Büchner-Preis.
Copyright: Goethe-Institut Barcelona
Text: Ilka Haederle
IN DEUTSCHER SPRACHE
Romane und Erzählungen
Hoppe
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012
Der begnadigte Truthahn
Berliner Handpresse 2010
Der beste Platz der Welt
Dörlemann, Zürich 2009
Johanna
S. Fischer, Frankfurt a.M. 2006
Verbrecher und Versager, Fünf Porträts
Marebuchverlag, Hamburg 2004
Paradiese, Übersee
Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003
Pigafetta,
Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999
Picknick der Frisöre
Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1996
Unglückselige Begebenheiten
Hoppe-Dörwald, Eppelheim 1991
Illustrierte Erzählungen
Iwein Löwenritter
Erzählt nach dem Roman von Hartmann von Aue
Kinderbuch mit Illustrationen
S. Fischer, Frankfurt a. M. 2008
Ingrids Affen
Kinderbuch mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 2006
Die Reise nach Java
Kinderbuch mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 2004
Fakire und Flötisten
Erzählungen mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 2002
Die Torte
Erzählungen mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 2000
Vom Bäcker und seiner Frau
Erzählungen mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 1999
Die weiße Frau
Kinderbuch mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 1998
Drei Kapitäne
Kinderbuch mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 1998
Das Richtfest
Erzählungen mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 1997
Sonstiges
Abenteuer. Was ist das?
Wallstein, Göttingen 2010
Romane und Erzählungen
Hoppe
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012
Der begnadigte Truthahn
Berliner Handpresse 2010
Der beste Platz der Welt
Dörlemann, Zürich 2009
Johanna
S. Fischer, Frankfurt a.M. 2006
Verbrecher und Versager, Fünf Porträts
Marebuchverlag, Hamburg 2004
Paradiese, Übersee
Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003
Pigafetta,
Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999
Picknick der Frisöre
Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1996
Unglückselige Begebenheiten
Hoppe-Dörwald, Eppelheim 1991
Illustrierte Erzählungen
Iwein Löwenritter
Erzählt nach dem Roman von Hartmann von Aue
Kinderbuch mit Illustrationen
S. Fischer, Frankfurt a. M. 2008
Ingrids Affen
Kinderbuch mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 2006
Die Reise nach Java
Kinderbuch mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 2004
Fakire und Flötisten
Erzählungen mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 2002
Die Torte
Erzählungen mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 2000
Vom Bäcker und seiner Frau
Erzählungen mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 1999
Die weiße Frau
Kinderbuch mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 1998
Drei Kapitäne
Kinderbuch mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 1998
Das Richtfest
Erzählungen mit Illustrationen
Berliner Handpresse, 1997
Sonstiges
Abenteuer. Was ist das?
Wallstein, Göttingen 2010
Geboren 1960 in Hameln
Studium der Literaturwissenschaft und Rhetorik in | |
Tübingen, den USA, Rom und Berlin; Sprachlehrerin am | |
Goethe-Institut Berlin; Tätigkeit als Journalistin | |
1996 | Ernst-Willner-Preis; |
Aspekte-Literaturpreis | |
2004 | Heimito-von-Doderer-Literaturpreis; |
Nicolas-Born-Preis des Landes Niedersachsen | |
2007 | Literaturpreis der Stadt Bremen |
2005 | Brüder-Grimm-Preis |
2009 | Poetikdozentur an der Georg-August-Universität |
Göttingen | |
2010 | Rattenfänger-Literaturpreis der Stadt Hameln |
2012 | Georg-Büchner-Preis |
lebt in Berlin |
Aus: Picknick der Friseure
Jedes Jahr im Mai kommen die Friseure. Wir möchten Fähnchen schwenken wie sie und weiße Kittel tragen mit demselben Stolz. Wir bewundern ihre langen, geschmeidigen Hände und verdrehen gierig die Augen nach den großen Körben, die verheißungsvoll an ihren Armen hängen, gefüllt mit weißen Kaninchen und Eiern, Wein und Gebäck.
Es regnet nie, wenn die Friseure kommen. Sie brauchen nicht nach oben zu schauen, um zu wissen, daß der Himmel blau ist und die Sonne sich in ihren blanken Köpfen spiegelt. Wie Netze werfen sie weiche Decken aus; gleich neben dem See unter schattigen Bäumen in unserem Stadtpark. Sie haben nie Eile und liegen, wie Sommerstudenten, die Arme verschränkt unter den Nacken, mit halbgeschlossenen Lidern im Gras. Was hinter den Lidern vorgeht, wissen wir nicht, sie öffnen keine Bücher und hinterlassen keine Notizen in den Papierkörben. Wir lauern flach im Gebüsch und lauschen ihrem unschuldigen Atem, bis endlich einer sich erhebt, um das erste Kaninchen zu schlachten.
Zu den Tätigkeiten des Friseurs gehört das Waschen, das Schneiden, das Legen, das Kämmen, das Blondieren, das Färben, das Tönen, das Pflegen, das Ondulieren, das Glätten der Haare gegen den Wind, das Rasieren, das Maniküren, das Pediküren, das Anfertigen von Perücken und Haarteilen. Das liest das Kaninchen aus der haarlosen Hand des Friseurs, das wissen auch wir, zitternde Spione im Maibusch, aber wenn die Schere aufblitzt, kneifen wir fest die Augen zusammen und pressen die Hände auf Ohren und Kopf, als hätten wir noch immer den Trick nicht begriffen, wie alles nachwächst. Da lacht der Friseur und winkt uns zu und schlägt ein Ei in die Pfanne.
Wir aber gehörten nicht dazu. Mit Kahlköpfen speisen, das bringt kein Glück, sagte unsere Großmutter und rümpfte die Nase, als hinge ein Unglück in der Luft. Sie schnitt uns die Haare nach eigener Art mit stumpfer Schere kreuz und quer, wer wollte schon schön sein bei solchem Wetter. Sie verhängte die Fenster mit schweren Tüchern, wenn die Friseure vorbeizogen, und nagelte Bretter vor die Tür. Aber wir entwischten durch den Keller und hörten sie hinter uns keifen, als wir die Straße hinunter jagten. Wir konnten nicht warten, wir wollten schön sein, wir wollten auf weichen Decken sitzen und mittafeln an einem richtigen Tisch, ein weißes Tuch ohne Flecken und Reste, denn die Friseure saugten mit glänzenden Lippen das Fleisch von den Knochen, bis sie schimmerten wie polierte Zähne. Dann warfen sie sie in hohem Bogen über ihre Schultern in den See. Und so traten wir atemlos in ihre Dienste.
Als der Abend kam, trugen wir stolz die Körbe voller leerer Flaschen, weshalb wir leicht schwankten, als wir ein letztes Mal am Haus unserer Großmutter vorübergingen, die Tür vernagelt und die Fenster verhängt, aber wir sahen sie deutlich hinter den Tüchern stehen, die Fäuste zum Abschied geballt.
Wir lernten das Handwerk gründlich und schnell. Den Sommer über wuschen wir Kittel und bügelten sie unter schweren Eisen, bis sie keine Falte mehr zeigten. Als die Blätter fielen, begannen wir, zu schneiden und zu kämmen, zu färben und zu blondieren, so lange, bis uns die Haare endgültig ausgingen an den Händen, die weich und geschmeidig wurden wie die eines Meisters. Morgens prüften wir unsere Nägel auf Spuren der Arbeit, denn nur eine saubere Hand garantiert den Erfolg des Geschäfts.
Picknick der Friseure, S. 22-24
© 1996 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Jedes Jahr im Mai kommen die Friseure. Wir möchten Fähnchen schwenken wie sie und weiße Kittel tragen mit demselben Stolz. Wir bewundern ihre langen, geschmeidigen Hände und verdrehen gierig die Augen nach den großen Körben, die verheißungsvoll an ihren Armen hängen, gefüllt mit weißen Kaninchen und Eiern, Wein und Gebäck.
Es regnet nie, wenn die Friseure kommen. Sie brauchen nicht nach oben zu schauen, um zu wissen, daß der Himmel blau ist und die Sonne sich in ihren blanken Köpfen spiegelt. Wie Netze werfen sie weiche Decken aus; gleich neben dem See unter schattigen Bäumen in unserem Stadtpark. Sie haben nie Eile und liegen, wie Sommerstudenten, die Arme verschränkt unter den Nacken, mit halbgeschlossenen Lidern im Gras. Was hinter den Lidern vorgeht, wissen wir nicht, sie öffnen keine Bücher und hinterlassen keine Notizen in den Papierkörben. Wir lauern flach im Gebüsch und lauschen ihrem unschuldigen Atem, bis endlich einer sich erhebt, um das erste Kaninchen zu schlachten.
Zu den Tätigkeiten des Friseurs gehört das Waschen, das Schneiden, das Legen, das Kämmen, das Blondieren, das Färben, das Tönen, das Pflegen, das Ondulieren, das Glätten der Haare gegen den Wind, das Rasieren, das Maniküren, das Pediküren, das Anfertigen von Perücken und Haarteilen. Das liest das Kaninchen aus der haarlosen Hand des Friseurs, das wissen auch wir, zitternde Spione im Maibusch, aber wenn die Schere aufblitzt, kneifen wir fest die Augen zusammen und pressen die Hände auf Ohren und Kopf, als hätten wir noch immer den Trick nicht begriffen, wie alles nachwächst. Da lacht der Friseur und winkt uns zu und schlägt ein Ei in die Pfanne.
Wir aber gehörten nicht dazu. Mit Kahlköpfen speisen, das bringt kein Glück, sagte unsere Großmutter und rümpfte die Nase, als hinge ein Unglück in der Luft. Sie schnitt uns die Haare nach eigener Art mit stumpfer Schere kreuz und quer, wer wollte schon schön sein bei solchem Wetter. Sie verhängte die Fenster mit schweren Tüchern, wenn die Friseure vorbeizogen, und nagelte Bretter vor die Tür. Aber wir entwischten durch den Keller und hörten sie hinter uns keifen, als wir die Straße hinunter jagten. Wir konnten nicht warten, wir wollten schön sein, wir wollten auf weichen Decken sitzen und mittafeln an einem richtigen Tisch, ein weißes Tuch ohne Flecken und Reste, denn die Friseure saugten mit glänzenden Lippen das Fleisch von den Knochen, bis sie schimmerten wie polierte Zähne. Dann warfen sie sie in hohem Bogen über ihre Schultern in den See. Und so traten wir atemlos in ihre Dienste.
Als der Abend kam, trugen wir stolz die Körbe voller leerer Flaschen, weshalb wir leicht schwankten, als wir ein letztes Mal am Haus unserer Großmutter vorübergingen, die Tür vernagelt und die Fenster verhängt, aber wir sahen sie deutlich hinter den Tüchern stehen, die Fäuste zum Abschied geballt.
Wir lernten das Handwerk gründlich und schnell. Den Sommer über wuschen wir Kittel und bügelten sie unter schweren Eisen, bis sie keine Falte mehr zeigten. Als die Blätter fielen, begannen wir, zu schneiden und zu kämmen, zu färben und zu blondieren, so lange, bis uns die Haare endgültig ausgingen an den Händen, die weich und geschmeidig wurden wie die eines Meisters. Morgens prüften wir unsere Nägel auf Spuren der Arbeit, denn nur eine saubere Hand garantiert den Erfolg des Geschäfts.
Picknick der Friseure, S. 22-24
© 1996 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Hoppe
Das heimliche Muster von Hoppe ist der Don Quijote, dieses Lieblingsbuch der deutschen Romantiker. Wie bei Cervantes wird, was einmal als literarische Parodie begonnen haben mag, zum Triumphzug einer Phantasie, die sich, angefochten und unbesiegt, über die Fesseln der Wirklichkeit erhebt, erst recht über die des eigenen Ich. Ausdrücklich auf „Erlösung“ geht es hinaus in dieser, wie die literaturkritisch befangene „fh“ tadelnd notiert, „Tröstungsliturgie und Selbstrettungsprosa“.
Heinrich Detering, FAZ 2012
Johanna
Wie einen Roman im Roman fädelt Felicitas Hoppe (…) die Geschichte der Jungfrau von Orléans in eine Handlung ein, die nichts Anderes ist, als eine komplexe, wie ein surrealer Essay angelegte Untersuchung dieser Figur aus der Sicht einer angehenden Geschichtsdozentin. Diese ist fasziniert von Johannas Schicksal und den, für die Geschichtsforschung scheinbar unbedeutenden Fakten aus ihrem Leben. (…) Hoppes Geschichtsbegeisterung reißt den Leser mit und falls jemand Angst haben sollte, trotz der brillanten Sprache, mit dem Verkleidungsspiel der Gedanken überfordert zu werden, dem kann vielleicht Ossip Mandelstams Satz helfen: "Wenn die Angst bei mir ist, habe ich keine Angst". Felicitas Hoppe hat er jedenfalls geholfen, ein sehr originelles Buch zu verfassen.
Agnes Koblenzer, literaturkritik.de 2006
Verbrecher und Versager
Fiktion ist eben nicht nur Fiktion und Fakt muss nicht Fakt sein. Auch die Perspektive auf das Eigene kehrt sich aus der Perspektive des Fremden plötzlich um, das Fremde ist das Eigene und umgekehrt. Das ist keine einsame, sondern eine soziale Erfahrung, sie öffnet den Menschen erst für die weite Welt außerhalb der eigenen Bedürfnisse. „Nicht die Fremde ist uns fremd, sondern wir sind uns fremd, weil uns niemand hört, wenn wir sprechen wollen“, heißt es am Ende.
Stefan Neuhaus, literaturkritik.de 2004
Paradiese, Übersee
Ganz eigen, so dass man das Wort „hoppesk“ bilden möchte, sind die Verbindungen von Familie, Riten, Wunderdingen und Hoppes Erzählrhythmus. Der treibt unwiderstehlich vorwärts, doch ohne Hast und Hetze. Jeder der die Autorin je lesen hörte, kennt dieses Erzählen: intensiv, drängend, ja rufend.
Rolf-Bernhard Essig, Wiener Zeitung 2003
Pigafetta
Pigafetta ist ein literarischer Versuch, der Welt zurückzugeben, was im Zeitalter der Pauschalreisen zur Urlaubsroutine verkommen ist: das Abenteuer. ... An seiner eigenen Abenteuerlust packt die Autorin den Leser – um ihn am Ende auf eine ganz andere Fährte zu schicken. Die wahren Abenteuer finden nicht an Bord statt, sondern im Kopf des Passagiers.
Hajo Steinert, Focus 1999
Picknick der Frisöre
...das Lächerliche und das Tragische, das Alltägliche und das Absurde liegen hier so nahe beieinander wie bei Thomas Bernhard der Weltuntergang und die Nudelsuppe.
Hubert Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung 1996
Das heimliche Muster von Hoppe ist der Don Quijote, dieses Lieblingsbuch der deutschen Romantiker. Wie bei Cervantes wird, was einmal als literarische Parodie begonnen haben mag, zum Triumphzug einer Phantasie, die sich, angefochten und unbesiegt, über die Fesseln der Wirklichkeit erhebt, erst recht über die des eigenen Ich. Ausdrücklich auf „Erlösung“ geht es hinaus in dieser, wie die literaturkritisch befangene „fh“ tadelnd notiert, „Tröstungsliturgie und Selbstrettungsprosa“.
Heinrich Detering, FAZ 2012
Johanna
Wie einen Roman im Roman fädelt Felicitas Hoppe (…) die Geschichte der Jungfrau von Orléans in eine Handlung ein, die nichts Anderes ist, als eine komplexe, wie ein surrealer Essay angelegte Untersuchung dieser Figur aus der Sicht einer angehenden Geschichtsdozentin. Diese ist fasziniert von Johannas Schicksal und den, für die Geschichtsforschung scheinbar unbedeutenden Fakten aus ihrem Leben. (…) Hoppes Geschichtsbegeisterung reißt den Leser mit und falls jemand Angst haben sollte, trotz der brillanten Sprache, mit dem Verkleidungsspiel der Gedanken überfordert zu werden, dem kann vielleicht Ossip Mandelstams Satz helfen: "Wenn die Angst bei mir ist, habe ich keine Angst". Felicitas Hoppe hat er jedenfalls geholfen, ein sehr originelles Buch zu verfassen.
Agnes Koblenzer, literaturkritik.de 2006
Verbrecher und Versager
Fiktion ist eben nicht nur Fiktion und Fakt muss nicht Fakt sein. Auch die Perspektive auf das Eigene kehrt sich aus der Perspektive des Fremden plötzlich um, das Fremde ist das Eigene und umgekehrt. Das ist keine einsame, sondern eine soziale Erfahrung, sie öffnet den Menschen erst für die weite Welt außerhalb der eigenen Bedürfnisse. „Nicht die Fremde ist uns fremd, sondern wir sind uns fremd, weil uns niemand hört, wenn wir sprechen wollen“, heißt es am Ende.
Stefan Neuhaus, literaturkritik.de 2004
Paradiese, Übersee
Ganz eigen, so dass man das Wort „hoppesk“ bilden möchte, sind die Verbindungen von Familie, Riten, Wunderdingen und Hoppes Erzählrhythmus. Der treibt unwiderstehlich vorwärts, doch ohne Hast und Hetze. Jeder der die Autorin je lesen hörte, kennt dieses Erzählen: intensiv, drängend, ja rufend.
Rolf-Bernhard Essig, Wiener Zeitung 2003
Pigafetta
Pigafetta ist ein literarischer Versuch, der Welt zurückzugeben, was im Zeitalter der Pauschalreisen zur Urlaubsroutine verkommen ist: das Abenteuer. ... An seiner eigenen Abenteuerlust packt die Autorin den Leser – um ihn am Ende auf eine ganz andere Fährte zu schicken. Die wahren Abenteuer finden nicht an Bord statt, sondern im Kopf des Passagiers.
Hajo Steinert, Focus 1999
Picknick der Frisöre
...das Lächerliche und das Tragische, das Alltägliche und das Absurde liegen hier so nahe beieinander wie bei Thomas Bernhard der Weltuntergang und die Nudelsuppe.
Hubert Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung 1996