Vortrag Dokumentar Theater: Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura

Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura © David Baltzer

Do, 08.09.2016

19:00 Uhr

Goethe-Institut Peru

Im Rahmen der Fortbildung Theater und Erinnerung

Zu Gast in Lima: der Regisseur Hans-Werner Kroesinger und die Dramaturgin, Autorin und Dokumentarfilmerin Regine Dura. In einem Vortrag stellen sie ihr Prinzip des politischen Dokumentartheaters vor. Der Vortrag findet am 8. September im Rahmen der vom Goethe-Institut und dem Kulturzentrum der peruanischen Universidad del Pacífico organisierten Fortbildung „Theater und Erinnerung“ statt, die von September 2016 bis April 2017 stattfindet und sich an Dramatiker*innen und Autor*innen, die für das Theater schreiben möchten, richtet.
 
Im politischen Theater wird die Bühne zu einem Ort der Verhandlung gesellschaftlicher Gewaltkonflikte. Es macht sich zur Aufgabe, historische Ereignisse darstellend zu rekonstruieren und bricht dabei die oft zu einfachen Zuweisungen von Gut und Böse auf, um stattdessen die Komplexität von Täter- und Opferrollen aufzuzeigen. Auf dieser Weise sollen Möglichkeiten geboten werden, Erinnerung zu schaffen, zu verhandeln und zu verarbeiten.
 
Der Theaterregisseur Hans-Werner Kroesinger und die Dramaturgin Regine Dura untersuchen in ihren Stücken Gewaltkonflikte aus Vergangenheit und Gegenwart, wie den Völkermord an den Armeniern,  den Nato-Einsatz in Ruanda, die militärische Abschottung der EU-Außengrenzen oder die Gleichschaltung des Theaterbetriebs durch die Nationalsozialisten. Ihre Arbeiten gelten als bedeutende Werke des aktuellen deutschen Dokumentartheaters.
 
Mit ihrem Stück „Stolpersteine Staatstheater“ (Uraufführung Staatstheater Karlsruhe 2015)  wurden sie zum Theatertreffen 2016 eingeladen.

Kroesinger und Dura, ein kreatives Duo
 
Hans-Werner Kroesinger
Theaterregisseur

Hans-Werner Kroesinger wurde 1962 in Bonn geboren. Von 1983 bis 1988 studierte er »Drama, Theater, Medien« am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen bei Andrzej Wirth und Hans-Thies Lehmann. Im Jahr 1987 begann Hans-Werner Kroesinger noch während des Studiums für zwei Jahre als Regieassistent und Dramaturg für Robert Wilson zu arbeiten. Er war beteiligt an dessen Inszenierungen »Hamletmaschine« in New York und »The Forest« in Berlin. 1989 wurde er künstlerischer Mitarbeiter Heiner Müllers bei der Produktion »Hamlet/Hamletmaschine« am Deutschen Theater Berlin. Seit 1993 sind eigene Inszenierungen sowohl an renommierten Stadt- und Staatsbühnen zu sehen, zum Beispiel dem Berliner Ensemble, dem Staatstheater Stuttgart, dem Bayerischen Staatsschauspiel oder dem Maxim Gorki Theater Berlin als auch in der freien Szene, vor allem am HAU Hebbel am Ufer, in den Sophiensælen, im Radialsystem V in Berlin, im Forum Freies Theater Düsseldorf, im Festspielhaus Hellerau in Dresden, am Theaterhaus Gessnerallee Zürich und am Forum Neues Musiktheater der Staatsoper Stuttgart. Hans-Werner Kroesingers dokumentarische Theaterarbeiten wurden bei renommierten nationalen und internationalen Festivals wie »Politik im Freien Theater« (2003, 2007, 2014), dem Impulse Theater Festival (NRW 2009), dem MESS Festival (Sarajewo 2014), dem Internationalen Belgrader Theater Festival (2014), dem Kunstfest Weimar und den Salzburger Festspielen gezeigt. 2007 erhielt der Regisseur den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin für seine Kinder- und Jugendtheaterinszenierung »Kindertransporte« im Theater an der Parkaue in Berlin. 2012 erhielt er eine Gastprofessur im Studiengang »Szenische Forschung« an der Ruhruniversität Bochum. Er unterrichtet regelmäßig an Universitäten und Theaterakademien. Letzte Inszenierungen waren u. a.: »FRONTex SECURITY« (2013) und mit Regine Dura »Schlachtfeld Erinnerung 1914/2014« (Berlin, Weimar, Belgrad, Sarajewo, Bratislava 2014), »Musa Dagh – Tage des Widerstands« (Maxim Gorki Theater 2014), »GRAECOMANIA 200 years« (2016). Mit seiner Inszenierung »STOLPERSTEINE STAATSTHEATER« am Staatstheater Karlsruhe (2015) ist er zum Theatertreffen 2016 eingeladen.
 
Regine Dura
Dokumentarfilmregisseurin, Autorin, Dramaturgin

Regine Dura studierte Politologie, Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Kunstpädagogik und Germanistik in Marburg und Frankfurt a. M. (M.A.) sowie Video an der Hochschule der Künste Berlin. Sie arbeitete im Bereich Spiel- und Dokumentarfilm (u. a. für die European Film Academy und Wim Wenders Produktion) in Berlin und in London sowie als Filmkuratorin und Jurymitglied. Aus ihrer Auseinandersetzung mit den Transformationsprozessen in Südafrika entstand 2012 der Dokumentarfilm »White Blood (Weißes Blut)«  für ZDF/Arte (Festivalteilnahmen u. a. Filmfestival Max Ophüls Preis,  Documentarist Film Festival Istanbul, Aegean Docs, Griechenland) über ein rassistisches deutsch-südafrikanisches Adoptionsunternehmen und 2013 ein Radiofeature für den WDR. 2014 realisierte sie im Rahmen der Theaterproduktion »Schlachtfeld Erinnerung 1914/2014« die Ausstellung »Open Spaces«. Sie erhielt Stipendien der Deutsch-Kanadischen Gesellschaft, der Filmförderungsanstalt FFA, des MEDIA-Programms der Europäischen Union, der DEFA-Stiftung, das Stipendium der Kulturakademie Tarabya in Istanbul (2014) mit Hans-Werner Kroesinger und das Recherchestipendium des Berliner Senats (2016). Lebte und arbeitete in Kanada, den USA, Großbritannien und Südafrika. Mit Hans-Werner Kroesinger arbeitet sie seit 2000 in den Bereichen Dramaturgie/Stückentwicklung und Stoffrecherche zusammen (u. a. »FRONTex SECURITY«, »Failed States One: Somalia«, »Ruanda Revisted«, »Exporting War«, »Schlachtfeld Erinnerungen 1914/2014«, »GRAECOMANIA 200 years« (Hebbel am Ufer, Berlin), »Die 40 Tage des Musa Dagh« (Maxim Gorki Theater, Berlin) und »Stolpersteine Staatstheater« (Staatstheater Karlsruhe), das zum Theatertreffen 2016 eingeladen wurde.

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