Mittwochskino im Auditorium Mitten in Deutschland NSU 1: Die Täter - heute ist nicht alle Tage

NSU- Die Täter Foto: Stephan Rabold

Mi, 05.10.2022

19:00 Uhr

Goethe-Institut Peru

Regie Christian Schwochow 2016, Farbe, 95 min

Jena 1990: Jugendliche haben kaum Perspektiven. Auch nicht Beate Zschäpe, die in den Bann junger Rechtsradikaler gerät und dabei Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt kennenlernt. Aus den dreien wird eine eingeschworene Gemeinschaft – mit mörderischen Plänen.


Eine Spurensuche: Die ARD-Spielfilmtrilogie „Mitten in Deutschland: NSU“ 

Als im November 2011 zwei tote Bankräuber in einem brennenden Wohnmobil gefunden werden, fliegt die Mordserie des NSU auf. Mutmaßlich verantwortlich sind sie für neun Morde an Menschen mit türkischem und griechischem Migrationshintergrund sowie den Mord an einer deutschen Polizistin, dazu kommen mehrere Sprengstoffanschläge und mindestens 15 Raubüberfälle. Man stelle sich vor: Fast zehn Jahre lang wurden bei uns Menschen mit Migrationshintergrund „hingerichtet“, ohne dass die Ermittler einen rechtsextremen Hintergrund ausgemacht hätten. Das wirft Fragen auf. Volker Herres, Programmdirektor ARD.

Jena 1990. Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es keine ähnliche Situation in Deutschland, in der in so kurzer Zeit so viele Menschen gleichzeitig ihre Arbeit verlieren. Viele Jugendliche in Ostdeutschland erleben ihre verunsicherten Eltern und Lehrer, spüren die Machtlosigkeit der Polizei und des Staates. Sie fühlen sich orientierungslos, ungeliebt und gekränkt. Instinktiv ordnen sie sich als Menschen zweiter Klasse ein, versuchen sich anzupassen und lernen in kürzester Zeit, dass von Seiten der Gesellschaft keine oder wenig Hilfe zu erwarten ist. Reihenweise driften junge Leute von der Schule in die Arbeitslosigkeit. Manche schaffen den Sprung, indem sie in die alten Bundesländer wechseln. Doch der Film wendet sich jenen zu, die bleiben – und wütend anfangen zu rebellieren. Eine von ihnen ist Beate Zschäpe, die in den Bann junger Rechtsradikaler in Jena-Winzerla gerät. Sie freundet sich mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt an. Aus den drei Freunden wird schnell eine verschworene Gemeinschaft. Ihr Gefühl der Ohnmacht und Unsicherheit ist das grundlegende Erfahrungsmuster, das sie mit tausenden jungen Menschen in Ostdeutschland teilen. Bei den dreien aber setzt eine eigene Entwicklung ein: Wut und Rebellion werden in Hass und Gewalt verkehrt. Sie suchen nach Wahrheit und werden entsetzlich fündig. In einem rechtsextremen neonazistischen Umfeld organisieren und radikalisieren sie sich, dicht gefolgt und umgeben nicht nur von Verbündeten, sondern von "Nazi-Kameraden", die inzwischen als Spitzel für den Verfassungsschutz arbeiten. Ihre Aktionen sind sowohl der Polizei wie dem Verfassungsschutz bekannt, dennoch werden sie nicht festgenommen. Nach einem missglückten Bombenanschlag und nach dem Fund von Sprengstoff in einer von Beate Zschäpe angemieteten Garage gehen die drei Neonazis, inzwischen ein unzertrennbares Trio, Ende 1998 in den Untergrund. Was folgt, ist die schwerwiegendste, erschütterndste Mordserie der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Kritiken und Empfehlungen

"Wir sehen auf eine Serie von Hassverbrechen, und wir sehen unser Land erst durch die Augen der Täter, dann die der Opfer und schließlich die der Ermittler. Vielleicht erkennen wir das Land nicht mehr. Wahrscheinlich erkennen wir es aber besser als vorher." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

"Eine riskante Erzählanordnung, die auch deshalb aufgeht, weil das Schauspielerensemble noch im komplett entfesselten und hoch beschleunigten Spiel die moralischen Erosionsprozesse nachzuzeichnen versteht. So sehr die Protagonisten am Anfang auch in den Urschlamm des ostdeutschen Neonazismus geworfen erscheinen – sie entscheiden sich im Laufe der Handlung bewusst für Hass, Gewalt, Zerstörung. Freispruch ausgeschlossen."(Aus der Jury-Begründung zur Verleihung des Grimme Preises 2017 in der Kategorie Fiktion)

"In DIE TÄTER-HEUTE IST NICHT ALLER TAGE gibt es nicht die Schlüsselszene oder den Moment, der einem vorgaukelt, alles Folgende zu erklären. Es ist vielmehr ein Schlüsselfilm geworden, er erzählt viel Alltägliches - in der berechtigten Hoffnung, dass es einen als Zuschauer gerade deswegen am Ende besonders heftig schüttelt." (Süddeutsche Zeitung)

Produzentenpreis / Deutsche Akademie für Fernsehen (2016)
Beste Regie / Deutsche Akademie für Fernsehen (2016)
Bambi / Hubert Burda Media (2016)
Bester Mehrteiler / Deutscher Fernsehpreis (2017)
Beste Kamera / Deutscher Fernsehpreis (2017)
Grimme-Preis / Grimme-Preis (2017)
Produzentenpreis / Deutsche Akademie für Fernsehen (2016)
Beste Regie / Deutsche Akademie für Fernsehen (2016)
Bambi / Hubert Burda Media (2016)
Bester Mehrteiler / Deutscher Fernsehpreis (2017)
Beste Kamera / Deutscher Fernsehpreis (2017)
Grimme-Preis / Grimme-Preis (2017)
 

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