Ausstellung URBANITIES. Exhibition

EemansWalk Foto: Sultan Ali

1.-4.12.1016

Alhamra Arts Center

Urbaner Raum ist ein besonderer Raum. Es liegt dem Urbanen inne, dass seine Komplexitäten und Verwobenheiten ein Wachstum ermöglichen, das sowohl befreiend als auch beschränkend wirken kann. Das Recht auf Stadt nach Lefebvre wird auf vielfache Weise interpretiert, richtet sich aber immer auf den Ursprung des Daseins, nämlich Veränderung und Verwandlung. Es beinhaltet die Transitivität, durch sich verändernden Raum und durch achtsame (Selbst-)wahrnehmung in einer urbanen Umgebung selbst verändert zu werden.
 
Die Ausstellung URBANITIES widmet sich der Stadt im Fluss als Ort künstlerischer Forschung und Intervention. Sie präsentiert Arbeiten, die während Künstler-Residenzaufenthalten in Karachi und Lahore entstanden und soziales Bewusstsein und globale Begehrlichkeiten, Landschaftsentwicklung und Walking Acts verhandeln, und dokumentiert eine Erkundung informeller urbaner Designpraktiken und kollektiven Wissens. 

Miro Craemer // Honi Ryan // Shahana Rajani & Zahra Malkani // zoohaus | Inteligencias Colectivas
Kuratiert von Sara-Duana Meyer
 
Miro Craemer
Der deutsche Mode- und Soziale Designer beschäftigt sich mit Fragen von Kollaboration, Konsum und sozialem Bewusstsein in ihrem globalen und lokalen Kontext.  Für die Arbeit, die während seines Residenzaufenthalts in Karachi entstand, recherchierte Craemer zu dem tragischen Fall des so genannten Baldia Factory Feuers in 2012 und übersetzte seine Erfahrungen mit den Familien der Opfer und ihren Erzählungen in Kunst und Design. Seine „soziale Skulptur“ wurde als gemeinschaftliches Projekt mit örtlichen Kunstakademien und Textilarbeitern zum Leben erweckt und basiert auf Kommunikation, Teilhabe und Kollaboration sowie auf dem festen Glauben, dass kreative Aktion das Potential hat, die Gesellschaft zu verändern.
 
Nach Pakistan will Craemer die Arbeit auch in Deutschland zeigen, um die inhärente Verbindung zwischen den zwei Ländern in diesem Projekt zu betonen.
 
Honi Ryan
Honi Ryans Künstlerresidenz in Lahore kreiste um verschiedene Aspekte der Fortbewegung zu Fuß. Stark beeinflusst von der historischen Bewegung der Situationistischen Internationalen, den Narrativen von Performance und Teilhabe und relationaler Ästhetik, stellt Ryans sozial engagierte künstlerische Praxis die gelebte Umwelt in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Ryan erforschte, wie der urbane Raum menschliche Beziehungen beeinflusst und wie Techniken der Achtsamkeit in Alltagssituationen eine veränderte Wahrnehmung schaffen können.
 
Ryans Forschungsmethodik in Lahore beinhaltete paarweise Spaziergänge in verschiedenen Stadtteilen zur Erkundung subjektiver Geographien (Subjective Geographies), eine über 300 Meter lange Gehweg-Intervention als Aktionsrecherche zur Umsetzbarkeit von abgegrenzten Fußgängerbereichen in Zusammenarbeit mit dem Architekten Attiq Ahmed von OCCO, sowie eine Walking Performance entlang der Kasuri Road, um tiefe Präsenz im öffentlichen Raum zu aktiveren.

Shahana Rajani & Zahra Malkani
Wir sind daran interessiert, die landschaftliche Zerstörung und geschwächte Ökologie im Zusammenhang mit dem Mega-Entwicklungsprojekt Bahria Town in Karachi zu erkunden. An der Peripherie der Stadt in Gadap Town gelegen, umfasst die Großbaustelle 35.000 Morgen und verwandelt rapide und drastisch den örtlichen Landschaftsraum, um das Land für eine 'Weltklasse' Stadt zu erschließen. Einheimische Gemeinschaften werden gewaltsam und systematisch vertrieben. Wir untersuchen und entschlüsseln die Verbindung zwischen der marginalisierten Gemeinde in Gadap und der Stadt Karachi, indem wir die historischen und zeitgenössischen Praktiken von Urbanisierung problematisieren.
 
Mit künstlerischen und interdisziplinären Forschungsmethoden machen wir die langsame Gewalt der Auslöschung und Verwandlung sichtbar, die auf imperiale und neoliberale Prozesse von Grunderschließung, die Auslaugung von Ressourcen und Klimawandel zurück zu führen ist, verstörende und schwergewichtige Erzählungen, die Gadap als unwirtliches, ertragsarmes Ödland zeigen.

zoohaus | Inteligencias Colectivas
Jede Region der Welt hat ihr eigenes Repertoire an Konstruktionstechniken. Das Nebeneinander verschiedener Stufen von Industrialisierung erlaubt die Kombination von semi-industriellen Produkten mit alten und beständigen Techniken, die allerdings nur in einem informellen Milieu als zulässig angesehen werden. Während vielen dieser Konstruktionen das  planmäßige Design fehlt, bringen allgemeines und über Generationen vererbtes Wissen dennoch eine große Bandbreite an improvisierten Prozeduren hervor.
 
Vertreten von den beiden Architekten Juan Chacón Gragera and David Cardenas Lorenzo, erforschte das Kollektiv informelle urbane Designpraktiken, traditionelle Techniken und Netzwerke von Arbeitergemeinschaften im öffentlichen Raum. Unter Verwendung dieser Techniken konstruierte das Kollektiv später mit der Architektin und Spezialistin für Baukulturerbe Marvi Mazhar & Associates eine Struktur auf dem historischen Pakistan Chowk, die der Gemeinschaft und den Einwohnern zu Nutzen kommen soll. 
 

Zurück