Ausstellung OTTO DIX – KRIEG UND SOZIALE KRITIK

“Otto Dix – War and Social Criticism” Foto: VG Bild-Kunst, Bonn

22. November 2018

V.M. Art Gallery

Radierungen und Drucke 1920-1924

Am 22. November eröffnet eine außergewöhnliche Ausstellung: zum ersten Mal ist es dem Goethe-Institut Pakistan möglich, die ifa-Ausstellung „Otto Dix. Krieg und Soziale Kritik – Radierungen und Drucke 1920-1924“ in der VM Art Gallery zu zeigen.
 
Otto Dix war wohl derjenige deutsche Maler, der das bekannte Bild der Weimarer Republik der 1920er Jahre am meisten beeinflusst hat. Seine Arbeiten sind Schlüsselwerke der Bewegung der Neuen Sachlichkeit, die in den 1920ern auch George Grosz und Max Beckmann anzog. Er ist einer der schärfsten Satiriker moderner Malerei.
 
Nachdem viele andere Künstler die Porträtmalerei zugunsten von Abstraktion im frühen 20. Jahrhundert aufgegeben hatten, kehrte Dix zu diesem Genre zurück und würzte seine Darstellungen zahlreicher Führungspersönlichkeiten der zeitgenössischen deutschen Gesellschaft mit beißenden Karikaturen. Seine anderen Erzählsubjekte bleiben als Anklage des korrupten und unmoralischen Lebens in der modernen Stadt in Erinnerung.
 
Als Kriegsveteran, der von seinen Erlebnissen während des Ersten Weltkrieges verfolgt wurde, galt sein künstlerisches Interesse zunächst Kriegsversehrten, doch auf dem Höhepunkt seiner Karriere malte er auch Aktszenen, Prostituierte und oft überaus scharfzüngige satirische Porträts von Berühmtheiten der deutschen Intellektuellenkreise. Anfangs vom Expressionismus und Dada angezogen, fand er später Inspiration in italienischen und französischen Strömungen, wie viele seiner Generation im Deutschland der 1920er, und machte sich einen kalten, linearen Zeichenstil und eine eher realistische Darstellungsweise zu eigen.


Obwohl Dix' Arbeit bekannt ist für ihre scharfsichtige Wiedergabe der menschlichen Figur, lässt sein früherer Fokus auf versehrte Veteranen und seine Flucht in die Karikatur vermuten, dass er sich mit dem Kult um den menschlichen Körper und den Triumph des menschlichen Geistes in seinen Gemälden nicht wohl fühlte.
Die Schrecken der Kriegsfront waren für Otto Dix so traumatisch, dass dieses Erlebnis ihn sein ganzes Leben prägte. Mehr als 600 Zeichnungen enstanden während seines Militärdienstes zwischen 1914 und 1918 an Kriegsschauplätzen in Belgien, Frankreich und Russland. 

Zusammen mit persönlichen Erinnerungen an den Horror des Ersten Weltkrieges formten diese Zeugenschaften des Krieges die Grundlage für eine Serie mit dem Titel „Der Krieg“, die 1924 von Karl Nierendorf herausgegeben wurde. Der aus 50 Zeichnungen bestehende Zyklus, der oft mit Goyas „Desastres de la Querra“ verglichen wird, zeigt nicht nur ein authentisches und schreckliches Portät der furchtbaren Grabenkämpfe des Ersten Weltkrieges, sondern demaskiert den Krieg per se. Der Zyklus nimmt unter Dix' Hauptwerken eine Sonderstellung ein und bildet den Mittelpunkt der Ausstellung.

Dix' Neigung zum Realismus fand eine ebenso starke Gegentendenz hin zum Fantastischen und Allegorischen. So dienen seine Darstellungen von Prostituierten und versehrten Kriegsveteranen beispielsweise als Sinnbilder für eine körperlich wie moralisch beschädigte Gesellschaft. Die Wahrheit war ihm immens wichtig und sein erbarmungsloser Drang sie zu zeigen, rief unter seinen Zeitgenossen bereits Missfallen und Widerspruch hervor, noch bevor die Nazis an die Macht kamen.
 
In den frühen 1930ern wurden seine Arbeiten zunehmend dunkler und allegorischer und er geriet ins Visier der Nazis. Bald wurde die Kunst des damals als Professor an der Kunstakademie in Dresden lehrenden Otto Dix von den Nazis als 'entartet' erklärt. In leidvoller Konsequenz wurden seine Arbeiten 1937 in der berüchtigten Ausstellung in München gezeigt, später zerstört, und er selbst seines Amtes als Professor enthoben. 

Seine Antwort darauf war die langsame Abwendung von sozialkritischen Themen und die Hinwendung zu Landschaft und christlichen Themen für die er, nach seinem Dienst im Zweiten Weltkrieg, in späteren Jahren noch einmal beträchtliche Anerkennung fand.

"Entweder ich werde berüchtigt oder berühmt" sagte der junge Dix einmal. Er ist beides geworden.

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