Oskar Schlemmer - "Das Triadische Ballett"

Das Triadische Ballett
© Wilfried Hösl

Gastspiel des Bayerischen Staatsballetts München

ICE KRAKÓW

Oskar Schlemmer war ein deutscher Maler, bildender Künstler, Tänzer, Choreograph, Regisseur, Pädagoge und Dichter. Er gehört zu den wichtigsten Künstlern der Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Wegweisend für ihn war der interdisziplinäre Ansatz, der allgemein für die Arbeit am Bauhaus charakteristisch war, zu dessen prägenden Köpfen er von 1921 bis 1929 gehörte, sich aber in Gestalt und Wirken Schlemmers ganz besonders personifizierte. Die Übergänge zwischen den einzelnen Medien sind bei ihm fließend und finden sich im Gesamtkunstwerk des Triadischen Balletts auf eine einzigartige Art und Weise vereint.

Die Stuttgarter Uraufführung des seinerseits außergewöhnlichen und innovativen, ganz ohne narrative Handlung auskommenden Triadischen Balletts war ein beachtlicher Erfolg. Schlemmer wollte weder die abstrakte Bühne – im Gegensatz zu den Bauhauskollegen Wassily Kandinsky, Andor Weininger oder Xanti Schawinsky – noch die reine Mechanik ohne menschliche Beseeltheit. Es ging ihm letztendlich um eine Synthese von Organischem und Künstlichem, um eine heilsame Schematisierung zugunsten einer höheren Allgemeingültigkeit und Reinheit. Schon in dem von Schlemmer selbst verfassten Text im Programmheft von 1922 finden wir eine Lobpreisung der heilenden Wirkung der Technik. Seinem Ballett bescheinigt er, es lasse die „Maschine Mensch“ und den „ Mechanismus Körper“ nachdrücklich fühlbar und bewusst werden. Weitere Aufführungen des Triadischen Balletts fanden im Rahmen der Bauhaustage im Nationaltheater in Weimar und später 1923 in Dresden statt. Im Jahre 1926 wurde das Stück während der Musiktage in Donaueschingen, zu der Hindemith Stücke für mechanische Orgeln komponierte, präsentiert. 1938 schickte Schlemmer neun Figuren nach New York, die bei einer letztlich nicht zustande gekommenen Vorstellung anlässlich der Bauhaus-Ausstellung im Museum of Modern Art präsentiert werden sollten. Dort wurden sie verwahrt, 1960 nach Deutschland zurückgesandt und stellen heute den einzigen erhaltenen Originalbestand dar.
 
Die rekonstruierte und umgeformte choreographische Version des Triadischen Balletts von Gerhard Bohner wurde 2014 in München im Rahmen des Tanzfonds Erbe Projektes durch das Bayerisches Staatsballett in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste Berlin realisiert. Das Tanzfonds Erbe Projekt setzt sich für Gastspiele dieser Art und andere Projekte ein, die sich mit dem Tanztheater und Ballett auseinander setzen, und fördert dieses auch. Damit will diese Initiative an wichtige gegenwärtige Kunst und Künstler erinnern. Bei dieser Art von Vorhaben ergeben sich immer wieder Fragen um die Treue des Originals und der gegenwärtigen Neuheit der ehemaligen Werke. Die bekannte amerikanische Künstlerin Laurie Anderson, die seit den 1970er Jahren mit multimedialen Performances berühmt wurde, plädierte Jahre nachdem sie einer Aufführung von Schlemmers rekonstruierten Bauhaustänzen im New Yorker Guggenheim Museum beigewohnt hatte, für die ungebrochene Aktualität der Tanzkreation des Bauhausmeisters: „Die Schlemmer-Tänze waren wirklich frisch und wunderschön, eine Reihe von Tänzen über Architektur... und das sah aus, als sei erst vor ein paar Tagen choreographiert worden … Und es war auch ein Schock, diese Art von Kontinuität zu spüren und zu merken, dass Künstler Ideen haben, die dann von anderen Künstlern benutzt werden und dass es überhaupt keinen Fortschritt gibt, sondern eine ganz, ganz lange sich rückwärts und vorwärts in die Zeit erstreckende Konversation“.
 
 
 
 

Details

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