Filmvorführung
„Brandstifter“

„Brandstifter“
© WDR / Alexander von Mokos

Regie: Klaus Lemke
BRD 1969, 65 Min.

Warschau Kino Iluzjon

Im Anschluss an den Film findet ein Gespräch mit dem Regisseur statt. Das Treffen mit Klaus Lemke wird von Ewa Fiuk moderiert.
 
Die Premiere des vom Westdeutschen Rundfunk produzierten Films fand kaum ein Jahr nach den von Andreas Baader und Gudrun Ensslin gelegten Bränden in zwei Frankfurter Kaufhäusern statt. Die späteren Anführer der RAF protestierten damit gegen die gesellschaftliche und politische Ordnung in der Bundesrepublik Deutschland am Ende der 1960er Jahre. Der Film von Klaus Lemke, den viele Angehörige der westdeutschen bürgerlichen Konsumgesellschaft als Skandal empfanden, bezieht sich wenn auch nicht explizit, so doch deutlich auf diese Ereignisse. Der Regisseur porträtiert eine fiktive Gruppe Kölner Jurastudenten, die sich gegen die herrschende Ordnung auflehnen. Die Protagonisten, Vertreter der sogenannten 68er, diskutieren über Weltpolitik und die Notwendigkeit eines gesellschaftlich-kulturellen Wandels in Deutschland, einschließlich einer Revolution im akademischen Bereich. Während die einen an die Macht des Wortes glauben, entschließen sich die anderen zur Tat. Über die filmischen Ereignisse legt sich der Zeitgeist, und deutlich offenbart sich die Faszination des Regisseurs für die amerikanische Kultur – seine Protagonisten trinken Coca-Cola, hören Rockmusik, mögen Pop-Art und reisen nach New York...
 
Lemke, ein Bewunderer des durch Hollywood geprägten Genrefilms, der einst als größter anti-intellektueller deutscher Filmemacher galt, schuf einen beunruhigenden, selbstreflektierenden und zugleich (selbst)ironischen Film – einen Film, der sich gleichermaßen an den beiden Antipoden kommerzielles Kino und Arthouse-Filme der Generation des Oberhausener Manifests verorten lässt. Zwei Rollen in „Brandstifter“ besetzte Lemke mit Künstlerinnen, die in der Folge noch eine außergewöhnlich wichtige Rolle für die deutsche Kinematografie spielen sollten: Margarethe von Trotta, die später zu einer der berühmtesten europäischen Regisseurinnen avancierte, und die damals erst 18-jährige Iris Berben, heute eine Diva des deutschen Films. (Text: Ewa Fiuk)
 
 

Details

Warschau Kino Iluzjon

Kino Iluzjon
ul. Narbutta 50A
Warschau

Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Jahr des Protests. 1968 im europäischen Kino.