Vortrag, Diskussion Gedankenwerkstatt

warsztat myśli .

Mi, 09.01.2019

Goethe-Institut Krakau

Dr. habil. Joanna Godlewicz-Adamiec: Über Dinkel und Abneigung gegen „Junk Food“ oder die Geheimnisse des mittelalterlichen Refektoriums der Hildegard von Bingen

Was erschien im Mittelalter auf den Tischen von Mönchen und Nonnen?
Wozu wurde Gold in der mittelalterlichen Küche verwendet?
Aus welchem Grund hat man Kuchen mit Maulwurfblut, Entenschnäbel und Ganspfoten gegessen?
 
Dies sind nur einige der Fragen, auf die Dr. habil. Joanna Godlewicz-Adamiec, Germanistin und Mediävistin vom Institut für Germanistik der Universität Warschau, beim nächsten Treffen im Rahmen der Reihe „Gedankenwerkstatt“ Antworten geben wird. Der Zweck ihres Vortrags besteht darin, sich mit der Ernährung der Heiligen Hildegard von Bingen – deutsche Mystikerin, Nonne und eine der größten gelehrten Frauen der angeblich „dunklen“ Zeit – näher zu befassen.
Der prächtige Tisch und der exquisite Geschmack der servierten Gerichte waren im Mittelalter – wie auch heute – Statussymbole. Auf die Gerichte wurde nicht nur aus existentiellen, sondern auch aus repräsentativen und ästhetischen Gründen großer Wert gelegt. Wie der bekannte Mediävist Jacques Le Goff bemerkte, folgte die Zivilisation der Essgewohnheiten in dieser Zeit in zwei Richtungen: einerseits durch das Essensregime, das meistens aus einer kulinarischen Kochpraxis stammte, und andererseits durch das Streben der höheren sozialen Klassen zur Verfeinerung, die aus einer prosaischen Ernährung eine Kultur und aus der Küche die Gastronomie machte.
Obwohl sich Moritz Heyne schon Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Phänomen der mittelalterlichen Küche befasste, lässt sich erst einhundert Jahre später ein großes Interesse an ihr feststellen. Ihre Ikone – vor allem im deutschsprachigen Raum – wurde Hildegard von Bingen, wenngleich man die Faszination dieser außergewöhnlichen Frau mit den ihren bisweilen eher oberflächlichen Erfolgen auf dem Gebiet der Diätetik zu vermengen scheint. Es ändert nichts an der Tatsache, dass der erste Teil des Buches Hl. Hildegard aus Bingen. Einfach kochen Vorschriften, die Gesundheit und Freude bringen, in denen Brigitte Pregenzer und Brigitte Schmidle 250 Rezepte vorschlagen, die den Grundsätzen der Hildegards Küche entsprechen, in 40.000 Exemplare verkauft worden sind. Und in den 15 Jahre, in denen das Radio Voralberg das erste Material über Hildegards Küche (im Herbst 1996) ausstrahlte, entstanden unter der Leitung von Brigitte Schmidle nicht nur über 800 Sendungen, sondern auch sechs Bücher zum Thema, dazu wurden Rezepte der mittelalterlichen Benediktinerin zehntausende Male von der Website heruntergeladen.
 
Dr. habil. Joanna Godlewicz-Adamiec – Germanistin, Mediävistin, wissenschaftlich-didaktische Mitarbeiterin am Institut für Germanistik der Universität Warschau. Aktives Mitglied der Deutschen Gesellschaft der Mediävisten, des Verbands der Polnischen Germanisten und des Internationalen Verbands der Germanisten. Seit 2015 leitet sie die interdisziplinäre Forschungsgruppe für die Kultur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sowie (zusammen mit Dr. Tomasz Szybisty) das internationale Forschungsprojekt „Literatur – Kontexte“, das vom Institut für Germanistik der Universität Warschau und vom Institut der Neuphilologie der Pädagogischen Universität in Krakau in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Germanistik der Universität Wuppertal und Institut für Englische und Germanische Philologie an der Universität von Santiago de Compostela realisiert wird. Seit 2018 beteiligt sie sich an einem Forschungsprojekt zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen deutschsprachigen Handschriften, das im Rahmen der Kooperation der Universität des Saarlandes und der Universität Warschau durchgeführt wird.
 

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