Filmfestival HER Docs Film Festival

HER Docs Film Festival © HER Docs Film Festival

Fr, 22.10.2021 –
So, 31.10.2021

Online Kinos in Warschau: Kinoteka, Muranów und Elektronik

Wir laden herzlich zum HER Docs Film Festival ein – einem Festival, das Filmwerken von Frauen gewidmet ist. Die zweite Festivalfolge findet vom 22. bis 28. Oktober 2021 in den Warschauer Kinos Kinoteka, Muranów und Elektronik statt. Parallel zu den Kinovorführungen kann man die Filme vom 22. bis 31. Oktober online auf der VOD-Plattform Onestage.pl sehen. 

Das Programm des 2. HER Docs Film Festivals enthält über 100 polnische und ausländische Dokumentar-, Animations- und Videofilme, die in Themenbereiche gegliedert sind (u.a. Kunst, Körper, HERstorie, Besserer Morgen?, Neue Gesichter). Während der geplanten über 20 Begleitveranstaltungen finden Begegnungen mit den Filmemacherinnen, Gespräche mit eingeladenen Gästinnen und Gästen, Workshops für Dokumentarfilmemacherinnen und ein musikalisch-performativer Event statt.  
Viele während der zweiten Folge des HER Docs Film Festivals gezeigten Filme werden in Polen zum ersten Mal vorgeführt.   

Gezeigt werden u.a. Filme wie: „Zwei Minuten vor Mitternacht“ von Yael Bartana, „The Case You“ von  Alison Kuhn, „Call me intern“ von Nathalie Berger und Leo David Hyde, „Gentle Warriors“ von Marija Stonyté, „Mullah's Daughter“ von Mahdieh Mirhabibi und Hassan Solhjou, „Delphine's Prayers“ von Rosine Mbakam, „Mother-Child“ von Andrei Testy, „Ahead of the Curve“ von Jen Rainin und Rivkah Beth Medow, „Stateless“ von Michèle Stephenson und „Walchensee Forever“ von Janny Ji Wonders. 

Während des Festivals sind auch Begleitveranstaltungen – Begegnungen und Gespräche – zu den gezeigten Filmen geplant. Die eingeladenen Gästinnen und Gäste werden u.a. über Wegbereiterinnen der polnischen und internationalen elektronischen Musik, über die Gefährdung der Freiheit und Unabhängigkeit der Medien in Polen, über die Situation der Frauen in der Armee, über Missbrauch und Gewalt in der polnischen Filmbranche und über die weibliche Sexualität diskutieren.   

Das Projekt wird von der Hauptstadt Warschau mitfinanziert.

Auf dem Programm:

Jenseits des Sichtbaren – Hilma af Klint

(Hilma af Klint. Pionierka abstrakcji)
Regie: Halina Dyrschka

Deutschland / 2019 / 93 Min.
polnische Uraufführung
Sektion: Kunst
22.10 (Freitag), 20:00 Uhr, Kino Muranów
24.10 (Sonntag),18:30 Uhr, Kinoteka
28.10 (Donnerstag), 20:00 Uhr, Kino Elektronik
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Hilma af Klint. Filmstill Hilma af Klint. Filmstill Hilma af Klint (1862-1944) war eine schwedische Malerin, eine Kandinsky vorgreifende Pionierin der abstrakten Malerei, die für Jahrzehnte lang in Vergessenheit geraten war. Um ihren künstlerischen Werdegang  –  angefangen mit ihrem frühen Interesse für Botanik, Mathematik, Astronomie und Navigation (sie war eine Kapitänstochter) über das Studium an der Kunstakademie und die Karriere als Illustratorin und Porträtistin, bis zu ihrer Faszination für Spiritismus in den Künstlerkreisen Stockholms und ihrer Begeisterung für Theosophie hin – zu rekonstruieren, greift der Film auf Archivmaterial zurück – darunter in stapelweise von der Malerin hinterlassene Notizblöcke. Die Regisseurin Halina Dyrschka betrachtet die Malerin unter zwei Gesichtspunkten  – im Hinblick auf die Geschichte der Wissenschaft, deren Chronistin Hilma af Klint unverhofft wurde und im Hinblick auf die Kunstgeschichte, in welche sie sich nicht einzupassen vermochte. Das Schicksal ihrer Hinterlassenschaft  widerspiegelt die selektive Logik des Kunstumlaufs sowie der launische Kunstmarkt.  Aber  auch das erfüllte Versprechen der Archivrecherche und die Hoffnung des wiedererlangten weiblichen Nachlasses. (Klara Cykorz)
Ausgewählte Festivals und Preise: Göteborg International Filmfestival, CPH:DOX, Hot Docs, DocAviv, Vancouver International Film Festival, Feministiska Filmfestival Stockholm, Nordische Filmtage Lübeck, Docpoint - Helsinki Documentary Film Festival, Filmfest Wismar, Milwaukee International Film Festival.
 
Halina Dyrschka
Halina Dyrschka wurde 1975 in Berlin geboren. Sie studierte Schauspiel, klassischen Gesang und Filmproduktion (Mastertitel) an der  Westfälischen Schauspielschule Bochum. Ihr Regiedebüt und Diplomarbeit zugleich war der Kurzfilm "9einhalbs Abschied" (2009).  Sie gründete die Produktionsfirma  Ambrosia Film  und produzierte dort unter anderem ihre Filme "9einhalbs Abschied" (2009) und "Opera Buffa" (2011). Fünf Jahre lang hat sie zu Hilma af Klint recherchiert und den ersten Film über die Pionierin der Abstraktion überhaupt produziert. Ihr Dokumentarfilmdebüt "Jenseits des Sichtbaren – Hilma af Klint" wurde bei der Filmkunstmesse Leipzig 2019 uraufgeführt und mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. 
 

The Case You

(Historia jednego castingu)
Regie: Alison Kuhn

Deutschland / 2020 / 80 Min.
polnische Uraufführung
Sektion: HERstorie
23.10. (Samstag), 15:30 Uhr, Kino Muranów - Nach der Vorführung Q&A mit Lisa Marie Stojčev und Aileen Lakatos
24.10. (Sonntag), 13:30 Uhr, Kino Elektronik - Nach der Vorführung Q&A mit Lisa Marie Stojčev und Aileen Lakatos
26.10. (Dienstag), 18:00 Uhr, Kinoteka - Nach der Vorführung ein Gespräch
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The Case You. Filmstill © Lenn Lamster Ein fast leerer Saal an der Filmuniversität in Babelsberg. Fünf Frauen (Isabelle Bertges, Gabriela Burkhardt, Aileen Lakatos, Lisa Marie Stoiber und Milena Straube) und die Regisseurin (Alison Kuhn, geb. 1995) nehmen an einem Workshop teil, während dem sie sexuellen Missbrauch in ihrem Beruf analysieren.  
„Ich habe fünf Frauen eingeladen“, erzählt Kuhn von ihrem Projekt. „Sie sind alle Schauspielerinnen, etwas über zwanzig Jahre alt und haben vor vier Jahren an einem Casting teilgenommen, bei dem es zu systematischen Übergriffen sexueller und gewaltsamer Natur gekommen ist. Auch ich war damals eine der Bewerberinnen. Wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen habe ich das, was an jenem Tag passiert ist, so schnell wie möglich verdrängt. Da jedoch der Regisseur, der das Casting leitete, den Missbrauch jedoch fortführte, indem er aus dem gedrehten Material einen eigenen Film montierte, ist es zu einem Rechtsstreit zwischen der Produktionsfirma und den jungen Schauspielerinnen gekommen. An die Öffentlichkeit ist aber kaum etwas gelangt. Heute, nach einigen Jahren, als ich selbst Regie studiere und mit diesen Schauspielerinnen an einem gemeinsamen Projekt arbeite, ist das, was damals passierte... wie konnte es passieren und was bedeutet es eigentlich für unser Leben und unsere Arbeit?“  
Ausgewählte Festivals und Preise: IDFA - International Documentary Film Festival Amsterdam, CPH:DOX, Max Ophüls Preis (Beste Musik in einem Dokumentarfilm), DOK.fest München (Student Award), International Film Festival Assen, FDF Documentary Film Festival (Sonderpreis), Festival des deutschen Films Madrid, Achtung Berlin, Sehnsüchte - International Student Film Festival
 
Alison Kuhn
Geboren 1995 in Saarbrücken w Deutschland. Von 2013 bis 2015 studierte sie Schauspiel an der Film Acting School (FAS Köln). Von 2016 bis 2018 studierte sie Literaturwissenschaft und Publizistik an der Freien Universität Berlin. 2017 erhielt sie den Bundespreis für junge Lyrik „lyrix“. Seit 2018 studiert sie Regie an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Sie ist Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes in Kunst/Design/Film. „The Case You“ ist ihr Langfilmdebüt.  
 
 

Lovemobil

Regie: Elke Margarete Lehrenkrauss

Deutschland / 2019 / 106 Min.
Warschauer Uraufführung
Sektion: HERstorie
22.10. (Freitag), 20:00 Uhr, Kino Elektronik
23.10. (Samstag), 18:00 Uhr, Kinoteka
24.10. (Sonntag), 18:00, Kino Muranów - Nach der Vorführung ein Gespräch
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Lovemobil. Filmstill Lovemobil. Filmstill „Lovemobil“ von Elke Margarete Lehrenkrauss ist ein inszenierter Dokumentarfilm über die Bedingungen der sexuellen Arbeit in Wohnmobilen entlang der Bundesstraße B188 in Niedersachsen bei Wolfsburg.  Die Protagonistinnen, Milena und Rita sind Emigrantinnen aus Bulgarien und Nigeria. In gewisser Hinsicht erinnert der Dokumentarfilm von Lehrenkrauss ans mitteleuropäische „Nomadland“ – wo anstatt der unendlichen Landschaften des Mittleren Westens Windräder und sandige Kiefernwälder den Hintergrund für die Geschichte der beiden Frauen darstellen. Der grundlegende Unterschied liegt jedoch darin, dass die Wohnmobile nicht Milena und Rita gehören. Sie können demnach weder ihren Standort wechseln, noch umsonst wohnen. Sie müssen täglich Miete an  Uschi, eine gewöhnungsbedürftige, von ihren sieben Hündchen umgebene ältere Frau, zahlen.
Der Film von Lehrenkrauss erzählt vor allem über die Entfremdung und über wirtschaftliche Spannungen, die mit der Arbeit in den Wohnmobilen verknüpft sind – wo man separat arbeitet, also selbständig mit der Chefin und den Kunden zurechtkommen muss. Er knüpft auch an sexuelle und rassistische Gewalt an, mit welcher sich die beiden Frauen messen müssen: Milena hat die deutschen Männer, die weder auf Hygiene noch auf die Unberührtheit ihrer Grenzen achten, herzlich satt und Rita muss ständig gegen die rassistisch angehauchte Aufdringlichkeit Uschis kämpfen. Einen großen Teil ihres Alltags macht jedoch gewöhnliche Langeweile aus. In den Pausen zwischen den Kunden sitzen Milena und Rita in ihren Wohnmobilen, wo sie rauchen, Nollywood-Filme gucken und über ihre Chefin lästern.   
Als inszeniertes Dokument besteht der Film von Lehrenkrauss zum großen Teil aus Geschichten, die von der Regisseurin am Handlungsort recherchiert wurden, er ist also keine genaue Widerspiegelung der Lebensläufe der Protagonistinnen. Er hat jedoch auch einen unerwarteten archivalischen Wert – bemerkenswert ist beispielsweise die Filmszene, als Uschi ein Album mit alten Fotos aus dem Schubfach holt, die das Leben in den Hamburger Freudenhäusern in den 70ger und 80ger Jahren dokumentieren. (Michalina Augusiak)
Ausgewählte Festivals und Preise: Locarno International Film Festival, Transatlantyk Festival, Camden International Film Festival (Cinematic Vision Award), DOC LA (International Competition), Moscow International Documentary Film Festival DOKer (Jury-Preis für den besten Sound), Santorini Film Festival (Jury-Preis; Best Feature Documentary)
 
Elke Margarete Lehrenkrauss
Jahrgang 1979, ist eine deutsche Regisseurin, Filmschaffende und Videokünstlerin. 2012 hat sie als Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes die Kunsthochschule für Medien in Köln mit Auszeichnung absolviert. Ihr Studium der Videokunst an der Kunsthochschule Luzern (HSLU) schloss sie 2003 mit Diplom ab.  Ihre Filme und andere Arbeiten wurden bei Festivals, in Museen und Galerien in der ganzen Welt gezeigt und mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt. „Lovemobil“ ist ihr erster Langzeitfilm.
www.lehrenkrauss.com/
 

Walchensee Forever

Regie: Janna Ji Wonders

Deutschland / 2020 / 110 Min.
polnische Uraufführung
Sektion: Familienalbum
23.10. (Samstag), 20:30 Uhr, Kinoteka 
26.10. (Dienstag), 20:45 Uhr, Kino Muranów
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Walchensee Forever. Filmstill © Flare Film In ihrem als Dokumentation verfassten Familienepos geht die Regisseurin Janna Ji Wonders auf eine Entdeckungsreise, welche vier Generationen von sehr unterschiedlichen Frauen im Laufe von 100 Jahren verbindet (und eigentlich fünf Generationen, wenn man ein gewisses Baby mitzählt). Um den Geheimnissen ihrer Familie und ihrer Rolle in der Generationskette auf die Spur zu kommen, führt uns Wonders vom Familiencafé am bayerischen Walchensee über Mexiko nach Kalifornien zum „Summer of Love“, zu indischen Ashrams, zurück nach Europa, in deutsche polyamorische Kommunen... Sie spricht mit ihrer über hundert Jahre alten Großmutter und rekonstruiert schmerzhafte Elemente ihrer Familiengeschichte – wie beispielsweise das dramatische Schicksal ihrer Tante.   
Es ist jedoch nicht nur ein Film über die Familie und ihre Traditionen – der Film an sich ist ebenfalls eine Fortsetzung der langjährigen beruflichen Familientradition. Die Mutter der Regisseurin hat auch von klein auf  fotografiert und Filme gedreht – mit dieser Leidenschaft hat sie sich von ihrem Vater, einem strengen Mann, Veteran des 2. Weltkrieges angesteckt. („Du zitterst zu sehr mit der Kamera“ – instruiert er seine Tochter in einem Ausschnitt eines alten Videofilms). Der Film „Walchensee Forever“ wird somit zu einer mehrstimmigen Erzählung der Lebenden und der Verstorbenen, indem er immer tiefer  ins Foto- und Filmarchiv, in unzählige Briefe, Tagebücher und Musikaufnahmen eindringt. (Klara Cykorz)
Ausgewählte Festivals und Preise: Berlinale (Kompass-Perspektive-Preis), Thessaloniki International Documentary Festival (Goldener Alexander für den Debütfilm), Taiwan International Documentary Festival, DOK.fest München, Istanbul International Film Festival, Biografilm (Unipol-Preis für den Besten Dokumentarfilm).
 
Janna Ji Wonders
Janna Ji Wonders wurde in Mill Valley in Kalifornien geboren. Sie lebt in Bayern, in München. Sie studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Während des Studiums begann sie musikalisch mit Laptop und Midi-Keyboard zu experimentieren, produzierte Beats und schrieb erste eigene Songs, drehte Kurz- und Dokumentarfilme. Ihre preisgekrönten Filme, darunter der Hip-Hop-Dokumentarfilm aus Los Angeles „Bling Bling“ und „Street Punk Moscow“, der von jungen Punks in Russland erzählt, wurden weltweit bei internationalen Filmfestivals gezeigt. Mit ihrer Rap-Formation YA-HA! hat sie 2012 ein Debütalbum veröffentlicht. Ihr mittellanger Spielfilm „I Remember“ wurde 2015 für die Berlinale qualifiziert und das Konzept für den Film „Walchensee Forever“ erhielt den Berlinale Made in Germany Award. „Walchensee Forever“ wurde bei der Berlinale 2020 uraufgeführt, wo er den Kompass-Perspektive-Preis erhielt. Im Januar 2020 erhielt er den Bayerischen Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm.

Kurzfilme

...i pewnego dnia umarli razem
Reg. Pola Rader
Russland, Deutschland / 2021 / 9 Min.

Czarno-biały
Reg. Eluned Zoë Aiano, Anna Benner
Tschechische Republik, Deutschland / 2019 / 19 Min.

Dwie minuty do północy
Reg. Yael Bartana
Deutschland, Niederlanden / 2021 / 48 Min.

Elastomery termoplastyczne
Reg. Karola Pfaffinger
Deutschland / 2019 / 7 Min.

Luca (m/f/x)
Reg. Hannah Schwaiger, Ricarda Funnemann
Deutschland / 2019 / 7 Min.

Parda
Reg. Tai Linhares
Brasilien, Deutschland / 2019 / 29 Min.

Z ziemią w buzi
Reg. Ewelina Rosińska
Deutschland / 2020 / 20 Min.

Zapomnij o Alberto
Reg. Beina Xu
Deutschland / 2020 / 19 Min.
 

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