Film und Vortrag „Das Cabinet des Dr. Caligari“

Cezar © Deutsche Kinemathek

Fr, 18.10.2019

18:00 Uhr

Goethe-Institut Warschau

Regie: Robert Wiene
Deutschland 1919, 77‘


Musik: Studio für Filmmusik der Hochschule für Musik, Freiburg

Mit anschließendem Vortrag von:
Dr. Sabine Biebl – Ludwig-Maximilians-Universität München

Mit freundlicher Unterstützung der Friedrich-Wilhelm-Muranu-Stiftung
 

Film:

„Das Cabinet des Dr. Caligari“ ist nicht nur einer der bedeutendsten deutschen Filme aus der Zeit der Weimarer Republik, sondern auch eines der großen Meisterwerke des Weltkinos. Der Film wiederspiegelt die gesellschaftliche Stimmung geprägt von einem Gefühl der Unsicherheit und der Angst vor einem weiteren Krieg.
 
Der 1919 entstandene Film wurde 1920 in Berlin uraufgeführt. Die Zeit nach den dramatischen Ereignissen des Ersten Weltkriegs war in Deutschland eine Phase sozialer und politischer Spannungen. Mit der Gründung der Weimarer Republik sollten eigentlich Ordnung und parlamentarische Demokratie Einzug halten, doch die gesellschaftliche Stimmung war von einem Gefühl der Unsicherheit und der Angst vor einem weiteren Krieg geprägt. Diese Atmosphäre spiegelt sich auf verblüffende Weise in Robert Wienes Film „Das Cabinet des Dr. Caligari“ wider. Die Handlung des Films, die um die Motive Mord und Hypnose kreist, zeigt die lichten und dunklen Seiten der menschlichen Seele und die gesellschaftliche Degeneration. Caligari ist sowohl Doktor als auch Scharlatan, sowohl Wissenschaftler als auch Wahnsinniger. Gleichzeitig zeigt der Film eine Gesellschaft, die aus gebrochenen, verstörten Individuen besteht, die unfähig sind, sich in einer düsteren Wirklichkeit zurechtfinden. Verbrechen und Leidenschaften, Traum und Wirklichkeit verflechten sich miteinander und verstärken das Gefühl der Bedrohung. Der Film wirkt wie ein Rätsel auf mehreren Ebenen – sowohl sein Inhalt als auch seine Form lösen beim Zuschauer ein Gefühl der Unsicherheit aus.
  • Das Cabinet des Dr. Caligari © Deutsche Kinemathek
  • Das Cabinet des Dr. Caligari © Deutsche Kinemathek
  • Das Cabinet des Dr. Caligari © Deutsche Kinemathek
  • Das Cabinet des Dr. Caligari © Deutsche Kinemathek
  • Das Cabinet des Dr. Caligari © Deutsche Kinemathek

Das Cabinet des Dr. Caligari

Regie: Robert Wiene
Buch: Carl Mayer, Hans Janowitz
Kamera: Willy Hameister
Bauten: Hermann Warm, Walter Reimann, Walter Röhrig
Kostüme: Walter Reimann
Grafik: Walter Reimann
 
Darsteller:
Werner Krauß – Dr. Caligari
Conrad Veidt – Cesare
Friedrich Feher – Francis
Lil Dagover – Jane
Hans Heinz  von Twardowski – Alan
Rudolf Lettinger – Medizinalrat Olfen
 
Produktion: Decla-Film-Gesellschaft, Berlin
Produktionsleitung: Rudolf Meinert
Drehzeit: Ende Dezember 1919 – Ende Januar 1920
Drehort: Film-Atelier Berlin-Weißensee
Länge: 6 Akte, 72 Min.
Uraufführung: 26.02.1920, Berlin Marmorhaus
 

Vortrag:

Dr. Sabine Biebl:
Die Seele am Werk: Siegfried Kracauers Blick zurück auf den Film der Weimarer Republik

 
 
Sabine Biebl © Sabine Biebl Sabine Biebl promovierte in germanistischer Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München über den neuen Sozialtypus des Angestellten im Gesellschaftsdiskurs der Weimarer Republik. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin wirkte sie an zahlreichen Bänden der Werkausgabe Siegfried Kracauers mit; im Rahmen dieser Ausgabe hat sie Kracauers „psychologische Geschichte“ des Weimarer Kinos Von Caligari zu Hitler neu ediert. Neben Siegfried Kracauer publizierte sie u.a. zur Kultur der Weimarer Republik und der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. 2019 ist der von ihr zusammen mit Johannes von Moltke und Helmut Lethen herausgegebene Band Siegfried Kracauers Grenzgänge. Zur Rettung des Realen (2019) erschienen.
 
 
 
 
 

Zurück