Diskussion Wer war Marcel Reich-Ranicki? Zwischen Ghetto, Geheimpolizei und Literatur

Marcel Reich-Ranicki, Plakat © Goethe-Institut | Lech Rowiński

Do, 26.11.2020

19:00 Uhr

online

Live streaming in deutscher Sprache
auf dem Youtube-Kanal des Goethe-Instituts
 
Mit:
  • Gerhard Gnauck
  • Hubert Spiegel
Moderation:  Angelika Kuźniak
 
Es ist eine lange Geschichte, voller unerwarteter Wendungen – Marcel Reich-Ranicki wurde 1920 in Włoclawek (Leslau), in einer deutsch-jüdischen Familie geboren. Verstorben ist er 2013 in Frankfurt am Main. Zur Schule ging er in Berlin, von wo er 1938 nach Polen deportiert wurde. Er lebte im Warschauer Ghetto, von wo es ihm gelang, zusammen mit seiner Ehefrau Teofila zu fliehen. Nach dem Krieg arbeitete er als Geheimdienstfunktionär und später als Einsatzleiter beim Auslandsnachrichtendienst der Volksrepublik Polen. 1958 emigrierte er nach Deutschland, wo er als „Literaturpapst“ der deutschen Literatur galt.  Er arbeitete als Literaturkritiker für die Wochenzeitung „Die Zeit“ und für das Tagesblatt „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Berühmt wurde er vor allem als Begründer und  Moderator der Fernsehsendung „Das Literarische Quartett“ (1988-2001) – seine brillanten, häufig kontroversen Auftritte und Äußerungen sind zur Legende geworden. Er war ein literarischer Guru, ein Orakel in Sachen Literatur und ein Medienstar. 
 
Angelika Kuźniak Foto: Małgorzata Golik Angelika Kuźniak, Reporterin und Schriftstellerin,  Autorin der biographisch-literarischen Reportagen: Marlene (2009), Papusza (2013),Stryjeńska. Diabli nadali (2015), Co-Autorin (mit Ewelina Karpacz-Oboładze) der Biografien Czarny Anioł. O Ewie Demarczyk (2014), Boznańska – non finito (2019). Seit 2000 arbeitet sie mit der Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ zusammen. 2004, 2008 und 2009 wurde sie mit dem polnischen Journalistenpreis Grand Press gewürdigt und war mehrmals für den Deutsch-Polnischen Journalistenpreis nominiert. Für das Interview mit Herta Müller erhielt sie 2010 den Barbara-Łopieńska-Preis. Für die Biografie Stryjeńska. Diabli nadali wurde sie 2016 für den NIKE-Literaturpreis nominiert. 

Gerhard Gnauck © Gerhard Gnauck Dr. Gerhard Gnauck, geboren 1964 in Warschau, Journalist, Historiker und Politologe, ist Korrespondent der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) für Polen, die Ukraine und das Baltikum. Er studierte in Mainz und Berlin Osteuropäische Geschichte, Politikwissenschaft und Slawistik. 1999 bis 2018 war er Warschau-Korrespondent der „Welt“. Autor u.a. der Bücher Polen verstehen. Geschichte, Politik, Gesellschaft (2018) und Wolke und Weide. Marcel Reich-Ranickis polnische Jahre (2009), auf Polnisch erschienen als Marcel Reich-Ranicki. Polskie lata (2009). Die „Zeit“ schrieb über das Buch, dass Reich-Ranickis Autobiografie und diese Biografie „für jeden Leser künftig zusammengehören sollten“.
 
Hubert Spiegel Hubert Spiegel | Dontworry, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons Hubert Spiegel, Literaturwissenschaftler und Historiker, studierte Germanistik, Geschichte und Soziologie in Tübingen und Freiburg. Er arbeitet seit 1988 für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Er leitete jahrelang ihr Literaturblatt und ist seit 2009 Deutschland-Korrespondent. Er ist Herausgeber der Bände Welch ein Leben. Marcel Reich-Ranickis Erinnerungen, Lieber Lord Chandos. Antworten auf einen Brief, Mein Lieblingsbuch. Fünfzig Liebeserklärungen, Begegnungen mit Marcel Reich-Ranicki und Kafkas Sätze. Er ist auch verantwortlich für die 1974 von Marcel Reich-Ranicki begründete Frankfurter Anthologie. 2005 wurde er mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik ausgezeichnet.
 
 

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