Ausstellung Jagdstrecke - Kunst der Befreiung?

Tierrechte .

Fr, 26.05.2023 –
Fr, 09.06.2023

18:00 Uhr

Goethe-Institut Krakau Galerie KUNS(Z)T

Öffnungszeiten:
Mo.-Sa., 15.00-19.00 Uhr

Künstlerinnen und Künstler:

Nadia Bordewicz, Laura Karwicka, Sabina Kopińska, Polina Shevchenko, Paweł Sergunin, Dominik Stanisławski, Zbigniew Sałaj, Patrycja Zagaja

Kann eine Welt existieren, in welcher der den Rest der Spezies dominierende Mensch keine Tiere tötet, sie keinem Leiden aussetzt und keine Ausbeutungsbeziehungen errichtet?

Muss die Idee des Antagonismus einer positiv besetzten Natur gegenüber einer sie zerstörenden Kultur – selbst nach der Umkehrung dieser Bedeutungen – immer wieder ein ähnliches Weltbild hervorbringen?

Die kulturhistorischen Ursprünge der Tierethik lassen chronologisch vier grundlegende Status erkennen: einen vormythologischen, einen mythologischen, einen religiösen und einen philosophischen. Ersterer bestand im Wesentlichen aus den praktischen Formen der Beschaffung von Nahrung und hat in erheblichem Umfang, wenn auch in abgewandelter Form, bis heute überdauert. Biowissenschaften wie Ethologie, Soziobiologie und Genetik haben das über die Jahrhunderte von der europäischen Tradition geprägte Bild vom Tier einem radikalen Wandel unterzogen. Ihre Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Lebewesen mit Intelligenz ausgestattet sind und ihr eigenes Wertesystem, ihre eigene Protokultur besitzen. Das Tier gewann einen axiologischen Status.

Heute leben wir in einer aseptischen Welt, in der die von unseren Vorfahren ererbte, ethisch unbequeme menschliche Natur verdrängt wird. Die alten Jägeratavismen versuchen wir durch neue Formen der Jagd zu ersetzen, die neue Zeremonie der Jagdstrecke, der Darbietung des erlegten Wildes. Im Namen höherer, humaner Ziele fahren wir fort, auf Kosten von Tierleben in Laboratorien zu experimentieren. Wir verzehren Bohnen, die am entgegengesetzten Ende der Welt angebaut werden, und in Folie verpacktes Fleisch von in industriellen Farmen gezüchteten Tieren. Die Werbepropaganda rechtfertigt die aus dem Tieren zugefügten Unrecht resultierende Schuld effektiv. Es könnte scheinen, dass der informierte und informationstechnisierte Mensch des 21. Jahrhunderts bereits über ein so fortgeschrittenes, von tiefer Empathie und Altruismus getragenes ethisches Bewusstsein verfügen sollte, dass er vollständig darauf verzichten würde, Lebewesen zu töten, sie zu Leid und Qual zu verdammen, und dass er es vermöchte, den Wert des Lebens in all seinen Formen zu reinterpretieren.

Der seit Jahrzehnten andauernde Diskurs in der Welt der Wissenschaft über das Problem der Tierethik trägt Schritt für Schritt zu einer deutlichen Erleichterung ihres Schicksals bei, doch ist der Nutzen des Lebens und Sterbens von Tieren für den Menschen noch immer wichtiger als ihr Leben für sich selbst. Ist die heutige Welt in der Lage, Tieren die ihnen gerechten Daseinsbedingungen zu bieten?

Die in der Galerie Kuns(z)t präsentierten Werke von Studierenden und Lehrenden der Interdisziplinären Werkstatt der Fakultät für Malerei an der Krakauer Akademie der schönen Künste dringen ein in die Komplexität der Beziehungen zwischen Mensch und Tier.
 

Zurück