Documenta 14: Arabische Kuratorinnen und Kuratoren in Athen
Aleya Hamza

Aleya Hamza
Foto: Aleya Hamza

Vor meiner Ankunft in Griechenland im Rahmen des Kuratorenausflugs zum Athener Programmzweigs der documenta 14, welche vom Goethe-Institut organisiert wurde, war ich etwas besorgt über die Vorstellung den ganzen Tag in nächster Nähe mit Kollegen zu verbringen, von denen ich viele bisher noch nicht kennengelernt hatte. 

Am Tag unserer Ankunft wurden wir via E-Mail gebeten um 20 Uhr uns in der Bar auf dem Dach des Hotels zu treffen. Ich fing an mich zu entspannen, als wir mit einem Gläschen Wein unsere Einführungen vorstellten bevor wir für Abendessen, Eröffnungen und Partys loszogen. Als die Sonne langsam in Athen unter ging und uns somit zunehmend im Dunklen zurückließ, erklärte uns die Kellnerin nebenbei, dass die Lichter kaputt seien.

Nach einem Souvlaki Abendessen gingen wir zu unserem ersten Kunststop, die Eröffnung der Deste Preis Ausstellung im Museum der kykladischen Kunst. Im Moment des Betretens des Museums, bemerkte ich, dass mein Handy fehlte. Wütend auf mich selbst, dass ich das gerade am ersten Tag zuließ, versuchte ich verzweifelt im Gedränge der Kunstinteressierten die Koordinatoren zu finden. Wir hatten zwei Begleiter, die über ihre Pflicht hinausgingen, um mir bei der Suche nach dem Handy zu helfen. Nach dutzenden vergeblichen Anrufen im Restaurant und auf mein Handy, entschied ich mich der Sache ein Ende zu machen und zurück zum Hotel zu gehen um über meine weitere Vorgehensweise nach zu denken. Gerade als ich gehen wollte, fragte mich einer der Koordinatorinnen neben wem ich beim Abendessen saß und sie empfahl mir meine Nebensitzerin zu fragen. Es stellte sich heraus, dass sie glücklicherweise ausversehen mein Handy mit ihrem verwechselt hatte und sie zog zwei identische Handys aus ihrer Handtasche.

Das nächste Essen war in einer old-school Arbeitertaverne in Monastiraki wo die Besitzer, ein Ehepaar, sowohl kochten als auch das Essen servierten. Unsere Gruppe verpasste eben die Möglichkeit bei Rasheed Araeen’s provisorischem Restaurant am Kotzia Square zu essen, das auch seine Arbeit „Shamiyaana – Food for Thought: Thought for Change“ ausmacht. Ich kapselte mich mit einem alten Freund von der Gruppe ab und wir schwelgten in Erinnerungen und plauderten bei Essen und einem kalten Alpha Bier. Unweigerlich kamen wir über „Lernen von Athen“ zu sprechen – zu dem Zeitpunkt waren wir erst bei einem Veranstaltungsort gewesen – und war überrascht als er einen Kommentar zu zwei ungewöhnlichen und unvergesslichen Öl auf Leinwand Gemälden über den Tod von einem osteuropäischen Künstler machte, dass ich nicht aufhören konnte darüber nachzudenken und welche einfach in einer derartig kolossalen Show hätten unbemerkt untergehen können.

Die Gemälde wurden im EMST Nationalmuseum für Moderne Kunst präsentiert, eine modernistische ehemalige Brauerei im Stadtzentrum Athens und sie war ebenfalls unser erster Besuch eines größeren documenta Veranstaltungsortes. Es war wohltuend in einem konventionellen Ausstellungsraum zu sein, nachdem wir unsere Zeit bisher hauptsächlich damit verbracht hatten von einer Vorführung zur nächsten zu ziehen. Ein Mangel an richtungsweisenden Texten verwirrte etwas die Erfahrung zu Beginn, bis ich realisierte, dass die Schriftstücke und Tafeln auf dem Boden eigentlich die Bildunterschriften darstellten.
Die Tage vergingen wie im Flug und ich versuchte so viele Werke und Veranstaltungen wie möglich zu sehen, doch schnell wurde mir die Unmöglichkeit dieses Ziels bewusst.

Als ich meine Sachen packte für meine Abfahrt nach Kairo, dachte ich an die vergangene Nacht, als ich vom Hotel zu einer Livemusik Veranstaltung in einer anderen Nachbarschaft lief. Die Straßen waren gezeichnet von Graffitis und der Geruch von Tränengas hing in der Luft. Ich erinnerte mich daran, dass meine griechische Freundin sagte, dass sich unser Hotel im anarchistischen Viertel Athens befand; sie hatte dort einmal gelebt. Ich dachte mir, hier ist eine Stadt, die ich bereits unzählige Male besucht habe. Eine Stadt, von der ich dachte, dass ich sie gut kenne, und sich nun herausstellte, dass ich sie tatsächlich doch nicht so gut kenne.

Aleya Hamza, Kairo Mai 2017