JiGG 2016
Schweiz: Ambiq

Ambiq
Ambiq | Foto: © Dirk Bleicker

Ein in seiner Besetzung außergewöhnliches Trio, das eine gewagte und nicht klassifizierbare Musik hervorbringt. Sie durchquert, sich auf dichte rhythmische Übungen, stimmungsvolle Geräuschpassagen und verstreut luftige, sich einschmeichelnde Klarinetteneinwürfen stützend, erfinderisch die Gebiete des Jazz/der Stimmung/der Elektronik.

Mit: Max Loderbauer (Synthesizer), Claudio Puntin (Klarinette, Elektronik), Samuel Rohrer (Schlagzeug, Elektronik)

Wie habt ihr euch kennengelernt und als Band zusammengefunden?
C. Puntin: Wir kamen im Studio des bekannten DJ Ricardo Villalobos zusammen, der seit vielen Jahren mit Max zusammenarbeitet. Ich habe dann Max und Samuel zusammengebracht und zack, war es eine Band!

Was würdet Ihr heute machen, wenn Ihr nicht Musiker geworden wärt?
C. Puntin: Nun, für mich war es so, dass ich bereits mit drei bis vier Jahren Musik machte, die Würfel waren gefallen, aber da ich befürchtete, eventuell auch unbefriedigende Musik machen zu müssen, um davon leben zu können, habe ich in Luzern eine Ausbildung zum Goldschmied absolviert, obwohl ich bereits mit professionellen Musikern spielte, u. a. in einer Jazzband und dem Schweizer Jugendsinfonieorchester. Heute kann ich mir nicht vorstellen, etwas anderes als Musiker zu sein. Es gibt immer eine Möglichkeit dazu, auch wenn der Körper es nicht zulässt, ein Instrument auf hohem Niveau zu spielen, komponieren oder produzieren zum Beispiel.

Welches war für Euch der bisher einprägsamste Moment in eurer musikalischen Laufbahn?
C. Puntin: Das sind immer so Schlagzeilen, auf die ein Bild-Publikum geil ist, eine Reduktion eines reichen Lebens auf einzelne Momente ist etwas oberflächlich. Ich mache mal einen Bogen: einer der einprägsamsten Momente in jungen Jahren war der erste Flirt mit einer hübschen, netten Mitmusikerin. Aber tatsächlich einer der prägendsten Momente für mich war die Bekanntschaft mit dem Dirigenten und Philosophen Sergiu Celibidache, der damals Chefdirigent der Münchner Philharmoniker war. Er hat mein Leben wie kein anderer Musiker geformt. Danach gab es viele Momente von Bedeutung, vor allem während der zahlreichen Tourneen durch Südamerika und Afrika. Heute können Momente von Bedeutung jeden Tag geschehen, denn das Musikerleben häuft Erfahrung, Elastizität und Akzeptanz oft auf direktere Art an, als es in anderen Berufen geschieht. Die Musik ist immer im Jetzt, so wie wir auch. Bogen zum Kreis.

Welcher Musiker aus einer anderen Musiksparte hat euch am meisten inspiriert?
C. Puntin: Anfangs war es besagter Celibidache und einige Jazzmusiker wie Jimmy Giuffre, Duke Ellington, Art Ensemble of Chicago, oder Steve Reich, Mozart, Brahms, Messiaen, Ravel... danach auch viele nordische Musiker, z. B. Björk, Nils Petter Molvaer, Arve Hendriksen, Jan Bang, Sigur Rós, Skuli Sverrisson und viele andere. Mit den meisten letztgenannten habe ich mittlerweile oft gespielt und es verbindet mich eine gute Freundschaft mit ihnen. Sehr wichtig sind für mich Musiker, die in sich ruhen, die den Drang, einer großen Absicht nachzujagen, hinter sich gelassen haben. In der Volksmusik vieler Kulturen kann man diese Natürlichkeit finden. Mich interessieren Formen, in denen diese Ruhe mit einem natürlichen aber reichen Konzept eines reinen Ausdrucks gepaart wird. Komplexität oder Einfachheit spielen dabei absolut keine Rolle. Dazu sind einige Bedingungen nötig. Wie Charlie Parker sagte: Du musst alles wissen, um beim Spielen alles zu vergessen.

Palmengarten, Vogelgezwitscher und Sonnenuntergang: was sind Eure Erwartungen an das Open Air Konzert bei JIGG 2016?
C. Puntin: Eine gute PA, damit wir unseren Sound mit dem Sonnenuntergang in einer lauen Nacht mit vielen glücklichen Menschen teilen können. Zaubern durch gute Hörbedingungen schafft eine innige Stimmung, als Inspiration der Spieler, als Erlebnis der Zuhörer und zurück.